Im Dezember traf Magdalena Ebert schweren Herzens die Entscheidung, das Geschäft aufzugeben. Das Unverpackt-Konzept wurde zu wenig angenommen.
„Wir kämpfen nicht mehr weiter“Unverpackt-Laden „Naturlieb“ in Eitorf schließt für immer
Magdalena Ebert vermittelt nicht den Eindruck einer gescheiterten Unternehmerin. Die Inhaberin des Unverpackt-Ladens „Naturlieb“ in Eitorf ist eher froh, dass die Entscheidung nun endlich gefallen ist. Sie wird ihr Geschäft Ende Februar schließen – und zwar für immer.
Nach gut zwei Jahren im Ladenlokal an der Asbacher Straße 14 und zuvor zirka ein Jahr in den Räumlichkeiten des ehemaligen Tee-, Kräuter und Gewürzladens „The Teatime“ in der Eipstraße hat die 36-Jährige die Reißleine gezogen und geht bald wieder in ihren alten Beruf als gelernte Pädagogin.
Auf 60 Quadratmetern wird in Eitorf Unverpackt verkauft
„Wir kämpfen nicht mehr weiter. Wir haben alles probiert, viele neue Ideen versucht umzusetzen, aber der Einzelhandel scheint in der heutigen Welt einfach keine Chance mehr zu haben“, sagt Magdalena Ebert und schildert immer noch mit viel Engagement und Leidenschaft in der Stimme ihre Ambitionen, ausgerechnet während Corona im Mai 2021 die Branche zu wechseln.
„Meine Familie und ich gehörten dort zur Stammkundschaft und als sich die Inhaberin zurückziehen wollte, habe ich das Geschäft übernommen“, erinnert sie sich an den Start im ehemaligen Tee-Ladens. Trotz Corona sei das Projekt gut angelaufen. Sie habe die Kundschaft übernommen, das Sortiment etwas verändert und das sei so auch gut angenommen worden, so dass sie sich zum Umzug in die Asbacher Straße 14 entschieden habe.
Auf 60 Quadratmeter verkaufte sie ab dem Mai 2022 weiterhin Tee, Kräuter und Gewürze und habe schnell gemerkt, dass Unverpackt gut ankam. Fortan konnten Kunden die Mengen selber bestimmen. Außerdem erweiterte sie das Sortiment mit regionalen Anbietern wie Mühlprodukte aus der Horbacher Mühle oder Kaffee aus Siegburg von der Rösterei Cofi Loco. Auch dank einer Ausschankgenehmigung konnte man den Tee vor Ort genießen und im Laden an Tischen verweilen.
Mit dem Frühjahr 2023 kam der Umsatzeinbruch im Unverpackt-Laden
Ab dem Frühjahr 2023 habe es einen Einbruch gegeben, der für Magdalena Ebert bis heute kaum zu begründen ist: „Das Einkaufverhalten der Kunden hat sich komplett gedreht.“ Dabei seien ihre Produkte gar nicht so extrem viel teuer als im Supermarkt. Aber offensichtlich hätten die Kunden so viele andere Probleme, dass sie gerade so einen speziellen Unverpackt-Laden gemieden hätten.
„Wir haben natürlich vielen versucht und uns neue Wege der Werbung überlegt“, ist Magdalena Ebert froh, dass sie in all der Zeit auf die tatkräftige Unterstützung ihres Mannes sowie ihrer Mutter und weiteren Familienangehörigen zählen konnte. Ihr Mann kümmert sich um den Internetauftritt und Werbung in den sozialen Medien. Ihre Mutter stand oft mit im Laden.
Als nichts mehr geholfen hat, war vielleicht die Eitorfer Kirmes ein einschneidendes Erlebnis für die junge Unternehmerin. „Wir hatten da viele Kunden und auch Umsätze, nur nicht so gut, wie erwartet. Aber wir haben bei den anderen Ständen und Schaustellern die krassen Einbrüche mitbekommen. Da war bei einigen kaum Umsatz“, erinnert sie sich. Das habe sie schockiert und sie habe sich die Frage gestellt, „wie sich unsere Wirtschaft wohl weiterentwickeln wird“.
Unverpackt-Konzept wird in Eitorf nur wenig angenommen
Mitte Dezember habe sie schweren Herzens die Entscheidung getroffen, das Geschäft aufzugeben. Zum Glück habe sie keine langfristige Mietbindung und auch die Investitionen und eventuellen Verluste würden sich in Grenzen halten. „Wir kommen da jetzt mit einem blauen Auge raus“, gibt sie zu und freut sich schon wieder auf den Räumungsverkauf, der ab kommenden Montag startet.
„Ich fühle mich so gar nicht, als wäre ich gescheitert. Wir haben hier dennoch so viele nette Menschen in den vergangenen knapp drei Jahren kennengelernt“, resümiert Magdalena Ebert. Sie sei im Juni des vergangenen Jahres mit ihrem Mann sogar von Hennef nach Eitorf ungezogen. Sie finde es einfach nur schade, dass die Möglichkeit, sich seine Produkte selbst abfüllen zu können, so wenig angenommen worden sei.
Online-Angebot als scharfe Konkurrenz für stationären Handel
Die Situation sei aber überall ähnlich: „Wir sehen, wie in unserem Umfeld ein Unternehmer nach dem anderen wegbricht oder um seine Existenz kämpft und es tut im Herzen weh, wenn man weiß, was diese Menschen oft über Jahrzehnte an Schweiß und Herzblut in ihre Unternehmen gesteckt haben“, sagt Magdalena Ebert.
Sie habe viel Achtung vor dem Mittelstand und einem ganz besonderen Menschenschlag. Aber die Situation sei alarmierend. Die Unterstützung aus der Politik fehle genauso wie Zuschüsse für die Kleinen. Auch das riesige Online-Angebot würde die negative Entwicklung maßgeblich befeuern. „Es sei leider nicht absehbar, dass sich diese Entwicklung so schnell stoppen lässt. Das war ein ganz entscheidender Punkt für unsere Schließung und ich wünschte mir, dass dieser Zustand etwas mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung gerät“, fügt sie an.