AboAbonnieren

Streit in MühleipWarum einige Kinder einen Eitorfer Spielplatz werktags nicht betreten dürfen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Spielplatz mit Kindern, Erwachsenen, Schaukeln und Klettergerüsten.

Wer darf wann auf den Spielplatz? Darüber streiten Eltern aus Mühleip mit dem Gemeinde Eitorf.

Eltern ließen im Gemeinderat Dampf ab, weil werktags von 8 bis 16 Uhr nicht alle Kinder auf dem einzigen Spielplatz im Ort spielen dürfen.

Fast zog sich die Einwohnerfragestunde zu Beginn der Eitorfer Gemeinderatssitzung tatsächlich über eine Stunde. Es gab zwar nur ein Thema, aber das schlug erneut hohe Wellen. Bürger aus Mühleip waren wegen des Spielplatz-Problems ins Rathaus gekommen.

Nicht-OGS-Kinder dürfen erst nach 16 Uhr auf den Spielplatz in Eitorf-Mühleip

Wie berichtet, ist der einzige Spielplatz in Mühleip montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr den Schülerinnen und Schülern der Grundschule beziehungsweise den 50 Kindern vorbehalten, die dort in der Offenen Ganztagsschule (OGS) bis zum späten Nachmittag betreut werden.

„Nur schulintern“ sei die Nutzung erlaubt, heißt es auf einem Schild. Und dass nur außerhalb der genannten Zeiten „und bis zum Einbruch der Dunkelheit“ alle Kinder bis zu einem Alter von 14 Jahren auf den Platz dürfen.

Ein Schild mit Nutzungsregeln für den Spielplatz in Eitorf-Mühleip.

Dieses Schild mit dem Spielplatzverbot für Nicht-OGS-Kinder bis 16 Uhr erzürnt seit Monaten Eltern in Eitorf-Mühleip.

Grund für die Einschränkung waren laut Gemeinde Störungen der OGS-Betreuung auf dem Spielplatz durch Kinder, die über Blue Tooth-Boxen laut Musik abspielten oder mit dem Fahrrad über den Platz fuhren und sich von den Schulbetreuern nichts sagen ließen.

„Wieso hängt das Schild immer noch?“ In vorwurfsvollen Ton eröffnete eine Mutter die turbulente Fragerunde, in der Bürgerinnen und Bürger aus Mühleip wegen des werktäglichen Spielplatzverbots für ihre Kinder ordentlich Dampf abließen. Am 12. August waren Eltern im Rathaus gewesen, um mit Bürgermeister Rainer Viehof über das Thema zu sprechen, was dieser bestätigte.

Wir werden immer nur vertröstet, es ist ein Trauerspiel.
Eine Mutter aus Mühleip

In dem Gespräch habe Viehof zugesagt, dass das Schild bis November abgehängt werde, berichtete jetzt die Beschwerdeführerin. Aber nichts sei in den vergangenen zweieinhalb Monaten geschehen. „Wir haben keine Rückmeldung bekommen, wir werden immer nur vertröstet, es ist ein Trauerspiel.“

Auch die Schulleitung sei gegen die Regelung, sagte die Mutter. Sie fragte, weshalb man dem OGS-Betreuungspersonal einen höheren Stellenwert einräume, und merkte an, dass es auf dem Spielplatz an der Grundschule in Alzenbach kein entsprechendes Verbot gebe.

Für mich ist das ein öffentlicher Platz, der nicht zu 100 Prozent der Schule zuzuordnen ist.
Manfred Derscheid, Ratsmitglied

Manfred Derscheid, früher selbst Beamter im Eitorfer Rathaus und jetzt Ratsmitglied, forderte die Verwaltung auf, zu klären, wie der Spielplatz juristisch zu bewerten sei. „Für mich ist das ein öffentlicher Platz, der nicht zu 100 Prozent der Schule zuzuordnen ist“, argumentierte er gegen die Sperrung.

Schulamtsleiter Benjamin Maleike erklärte, dass die OGS-Betreuung als Schulveranstaltung gelte, da seien Externe außen vor. Es seien haftungs- und versicherungstechnische Fragen zu beachten, „wir haben die Verantwortung für die 50 Kinder, wir müssen abwägen“. Der Spielplatz werde der Öffentlichkeit nicht entzogen. Kinder, die in Begleitung einer erwachsenen Aufsichtsperson seien, dürften den Platz nutzen. „Das geht an der Realität vorbei“, hieß es dazu aus den Reihen der Eltern.

Bürgermeister lädt zu Gespräch mit Eltern, Schulamt, Schulleitung und OGS-Betreuern ein

Bürgermeister Viehof sprach von einer neuen Textfassung für das Schild und bemühte sich, die Kuh vom Eis zu holen. „Wir sprechen in den nächsten 14 Tagen mit Ihnen, der Schulleitung, dem Schulamt und den OGS-Betreuern“, versprach er den Eltern aus Mühleip. Diese hätten dann Gelegenheit, ihre Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Es gebe viele Möglichkeiten, etwa auch auf dem Schulgelände, sagte die Mutter, die die Fragerunde eröffnet hatte. „Die jetzige Regelung ist einfach unverhältnismäßig.“