KlimawandelEitorfer Wildvogelstation nimmt so viele Patienten wie noch nie auf
- Die Eitorfer Wildvogelstation hat in diesem Jahr bislang so viele Vögel wie noch nie aufgenommen.
- Die Tiere sind niedlich anzuschauen, doch das Aufpäppeln ist harte Arbeit.
- Dramatischer ist der Hintergrund: Der Klimawandel und die Hitze machen den Tieren zu schaffen.
Eitorf – Es piepst, es tschilpt, es zwitschert. Flügel rauschen, Schnäbel klappern; quer über die steile Einfahrt marschiert eine Entenfamilie, ein Seidenhuhn mit seinen Küken pickt im Beet herum. Aus der großen Voliere mustern kühle Elsternaugen die Besucher, aufgespannte Netze halten Wasservögel zurück, und ein großes Schild an der Krankenstation im Holzhäuschen warnt vor unbedachtem Eintritt: „Vorsicht, frei fliegende Schwalben!“ Die BUND-Wildvogelstation in Eitorf-Bach ist rappelvoll.
Aus den Nestern getrieben
„Wir haben so viele Vögel wie noch nie“, berichtet Leiterin Angelika Bornstein. Die Sommerhitze mit über 40 Grad trieb kleine Schwalben, Spatzen und Mauersegler zu Hunderten aus den Nestern. 30 bis 40 Patienten am Tag wurden in die Station gebracht, die bald schon an ihre Grenzen kam und hilfesuchende Menschen mit kleinen Piepmätzen aus Platzmangel abweisen musste. „Dann wurden uns die Tiere nachts vor die Tür gestellt“, erzählt Bornstein.
Von morgens 6 Uhr bis abends gegen 22 Uhr war sie nahezu pausenlos im Einsatz, für Einkaufen oder Wäschewaschen blieb keine Zeit. Mit zwei Bundesfreiwilligen und Ehrenamtlern fütterte sie, verabreichte Medikamente, säuberte Käfige und pflegte die Jungvögel. „Und wenn ich dann endlich im Bett lag, klingelte jemand und brachte einen Notfall.“
Bis zu 40 Vögel pro Tag
Um die 1000 Vögel nimmt die Wildvogelstation des BUND normalerweise im Jahr auf, diesmal sind es deutlich mehr; die Hitze und die Trockenheit machen den Tieren zu schaffen. Küken fielen fast verdurstet oder mit Hitzschlag aus den Nestern, Altvögel fanden nicht genug Futter und ließen die Jungtiere zurück. 30 bis 40 Vögel am Tag wurden eingeliefert, viele waren so schlapp, dass sie nicht einmal mehr die Augen öffnen konnten. Mit Infusionen wurden sie aufgepäppelt.
45 Mehl- und Rauchschwalbenküken hat Bornstein gerettet, die nun das Fliegen üben. Nur wenige sind noch in Quarantäne und brauchen Medikamente, aber alle müssen behutsam umsorgt werden, damit sie keine Infektion bekommen: Desinfizierte Handschuhe und Mundschutz sind ein Muss beim Schwalbenfüttern. Und dann sind da noch geschwächte Amseln, Meisen und andere Singvögel, Elstern und Eichelhäher und viele Enten. Etliche der Wasservögel konnten schon an die Sieg ausgewildert werden, doch am kleinen Teich und den Badestellen auf der Wasservogel-Wiese herrscht immer noch Hochbetrieb. Und auch wenn die Jungvögel jetzt langsam flügge werden, es kommen immer noch neue Patienten.
„Das Telefon geht im Minutentakt, da können wir im Augenblick gar nicht mehr drangehen“, berichtet Bornstein. „Dabei könnten wir vielen Menschen bereits am Telefon Hilfestellung leisten, wie sie das Fundtier versorgen können.“ Nur: Das Personal für einen solchen Telefondienst hat die Station nicht. Auch längst überfällige Reparaturarbeiten an den Volieren können nicht ausgeführt, Kotuntersuchungen bei Neuankömmlingen nicht immer durchgeführt werden. Es gibt zu viele Patienten.
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„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt die langjährige Leiterin der Wildvogelstation. Zusätzlich zu den stundenweise helfenden Ehrenamtlern brauche sie zwei hauptamtliche Mitarbeiter, um die anfallende Arbeit erledigen zu können. Schließlich würden ihr die Wildvögel nicht nur aus dem gesamten Kreisgebiet, sondern auch aus dem Raum Köln, Kerpen, Altenkirchen und Bonn gebracht.
Angelika Bornstein hat bereits an den Rhein-Sieg-Kreis appelliert, die Station zu unterstützen, die sich durch Spenden finanziert. Denn auch das 3000 Quadratmeter große Gelände in Eitorf-Bach sei längst zu klein. „Wir benötigen das Zehnfache an Platz.“