„Die Kirche vor der Kirche schützen“St. Josef in Eitorf wird als Denkmal eingestuft
Eitorf – Was wird aus St. Josef? Die Filialkirche zu St. Patricius wurde Anfang 2020 außer Dienst gestellt, eine Profanisierung stand im Raum, über eine Umwandlung in ein Ärztehaus, gar einen Abriss wurde gesprochen.
Gänzlich freie Hand wird die katholische Kirche da allerdings nicht haben. Denn der Rundbau mit Turm und der umliegende Park im Ortsteil Harmonie haben Denkmalwert. Das geht aus einem Gutachten des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland hervor, das zu St. Josef angefertigt wurde. „An ihrer Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen – hier architekturgeschichtlichen und kirchengeschichtlichen – und ortsgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse“, heißt es darin.
Kirche findet Instandsetzungsaufwand zu hoch
Die vom Kölner Architekt und Böhm-Schüler Hans Lob als Zentralbau errichtete Kirche nehme eine Sonderstellung im Werk des Kölners ein: Als kirchenarchitektonisches Experiment sei St. Josef die wichtigste der sechs zwischen 1953 und 1970 von Lob erbauten Kirchen.
Das sieht die katholische Kirchengemeinde St. Patricius anders und lehnt einen Eintrag in die Denkmalliste kategorisch ab. Die pastorale Zukunft sei nicht gegeben, das Gebäude zudem dringend sanierungsbedürftig, teilt der Kirchenvorstand mit. Der hohe Instandsetzungsaufwand von über 200.000 Euro sei nicht zumutbar. Außerdem sei St. Josef unter Denkmalschutz nur noch schwer verkäuflich, eine Umnutzung oder gar eine neue Bebauung des Grundstückes in Harmonie damit quasi unmöglich. Auch läge kein öffentliches Interesse vor.
„Die Kirche vor der Kirche schützen“
Bei der Gemeindeverwaltung zieht das alles nicht. Um Wirtschaftlichkeit gehe es in dieser ersten Stufe des Denkmalschutzes nicht, der auch für das profanisierte Gebäude greife. So schreibt es der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach in seinem Bericht. Erst im weiteren Verfahren, der Stufe 2, gehe es um den weiteren Umgang mit dem Bau. Aber auch da werde eine Kosten-Nutzen-Rechnung kaum ein Argument sein, schließlich sei das Gebäude „ohnehin nie auf einen wirtschaftlichen Ertrag ausgerichtet“ gewesen. Das Gutachten des LVR sei eindeutig, Denkmalschutz zu erteilen eine Pflichtaufgabe der Gemeinde.
Den Antrag dazu hatte St. Josef-Kennerin Marlies Schmitz bereits am 10. April 2017 als Vorsitzende der damaligen Konzeptgruppe gestellt. Über 100 Unterschriften aus der Gemeinde habe es gegeben, berichtet Schmitz, die das Gefühl hatte, „die Kirche vor der Kirche schützen zu müssen“.
Kein Dialog zwischen Gemeinde und Projektteam
Nun, nach vier Jahren des Wartens sei sie froh, dass der Bau, bei dem jedes Teil symbolische Bedeutung habe, endlich geschützt werde. „Ich hoffe, dass nun Möglichkeiten gefunden werden, St. Josef für die Menschen weiter zu nutzen.“
Ein Konzept dafür hat das Projektteam St. Josef bereits im vergangenen Jahr entworfen, wie liturgische, karitative und kulturelle Veranstaltungen durchgeführt werden können. Das erläuterte Claudia Fuchs vom Projektteam, die zugleich bedauert, dass bislang kein Dialog mit dem Kirchenvorstand St. Patricius stattgefunden hat.
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Das sei noch nie anders gewesen, sagt Schmitz: „Was die Konzeptgruppe oder Arbeitskreis an Vorschlägen gemacht haben, ist dem Kirchenvorstand egal. Aber die Zukunft von St. Josef wird nicht in Eitorf entschieden, sondern in Köln.“ Das Erzbistum hat sich bei der künftigen Nutzung der Kirche offenbar noch nicht festgelegt. Das erläutert Pressereferentin Sarah Meisenberg auf Anfrage dieser Zeitung. „Über die Zukunft der geschlossenen Filialkirche St. Josef stehen die Beteiligten vor Ort im Austausch“, sagte sie. Eine Pfarrversammlung habe coronabedingt abgesagt werden müssen. Sobald es wieder möglich sei, werde sie nachgeholt und auch die Öffentlichkeit eingeladen.
Der Denkmalschutz für St. Josef ist Tagesordnungspunkt 6 im Ausschuss für Bauverwaltung, Planung, Umwelt und Liegenschaften am Mittwoch, 3. Februar, 18 Uhr, Theater am Park.