Fun-Flight-Zentrum in DattenfeldOhne Risiko auf dem Schleudersitz
Windeck – Das Gebäude mit der Laurentius-Apotheke gegenüber dem Dorfplatz „Auf der Niedecke“ in Dattenfeld sieht aus wie viele andere Häuser, und deshalb wird wohl kaum jemand auf die Idee kommen, dass drinnen Zivil- und Kampfflugzeuge starten. In den Räumen über der Apotheke ist ein Fun-Flight-Zentrum beheimatet, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Denn in der Flug-Simulationseinrichtung, die Apotheker Stephan Weiler dort gebaut hat, gibt es neun Flugsimulatoren – von der zivilen Boeing 737 über Kampfflugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg wie der amerikanischen Mustang (P 51) oder der deutschen BF 109 bis hin zum modernen F 16 Jet oder dem Hubschrauber „Black Shark“ (K 50).
Wer nicht in die Luft gehen und lieber auf dem Boden bleiben will, für den steht in diesem Zentrum auch ein Autosimulator bereit, der auf Wunsch vom normalen Auto bis hin zum Formel-1-Cockpit getrimmt werden kann. Weiler, der sich von Kindesbeinen an für den Pilotenberuf interessiert, ermöglicht dort Laien wie Profis Flüge im vereinfachten Spielmodus. Das Zentrum bietet aber auch täuschend echte Flugerlebnisse. Der 52-jährige hat in vielen Stunden seiner Freizeit und mit erheblichem finanziellen Aufwand die Cockpits der Maschinen zusammengebaut, die bis ins Detail mit den Originalen übereinstimmen. Das trifft auf die Schaltungen und Anzeigen für Starts und Landungen genauso zu wie auf Fahrwerk und Landeklappen, Autopilot, Sprechfunk und sogar den Schleudersitz in den Militärjets. Zudem vermitteln Computer und Beamer Flugerlebnisse, wie sie realistischer kaum sein können. Wie detailgenau das Simulations-Cockpit Weilers von der Boeing ist, attestiert ein Berufspilot, der die Anlage besichtigte, prüfte und anschließend meinte: „Wer hier fit ist, der könnte auch eine richtige Boeing fliegen.“
Sein Simulations-Zentrum hat Weiler zusammen mit seinem Freund und Partner Jürgen Hemmann konzipiert, der eine Firma in Hongkong betreibt. Zwar gibt es in vielen deutschen Städten inzwischen schon Flugsimulatoren, berichtet Weiler, in der Vielfalt der verschiedenen Flugzeugtypen wie in seinem Dattenfelder Zentrum jedoch nicht. Dort beeindruckt vor allem das Cockpit der Boeing 737, das Weiler aus den Einzelteilen von sechs verschiedenen Herstellern zusammengebastelt hat. Dieses Projekt habe dann auch seine zunächst eher skeptische Frau überzeugt, betont Weiler und lobt seine Familie ausdrücklich. Ohne deren Unterstützung hätte er all diese Arbeiten seit dem Jahr 2011 kaum leisten können.
Mit dem Zentrum hat sich der Windecker ein zweites Standbein neben der Apotheke aufgebaut. Zudem betreibt Weiler einen Online-Shop, in dem Fans von Flugsimulatoren alle Einzelteile bestellen können, um sich nach Weilers Vorbild später selbst ein Cockpit bauen zu können. Und die Kunden sollen es dann später auch leichter haben als der Windecker, der in seinem Internet-Shop schon komplett zusammengesetzte „Paneele“ anbietet, bei denen keine Einzelteile mehr in mühevoller Kleinarbeit zusammengelötet werden müssen.
In Europas größtem Fun-Flight-Center, wie Besitzer Stephan Weiler sein Simulatorenzentrum bezeichnet, kann man unter 02292/9599967 Simulator-Flugstunden aus dem Zivil- und Militärflugbereich buchen.