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Restaurant in EitorfEitorfer Gaststätte „Böck Dich“ setzt bei den Speisen auf rheinische Tradition

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Eitorf – Die einen nennen es Risikobereitschaft, andere Wahnsinn. Sascha Windscheif ist sich sicher: „Es war die richtige Entscheidung.“ Das sagt der 27-Jährige vier Monate nach dem Schritt in die Selbstständigkeit. Seit Mitte September ist Windscheif Pächter der Eitorfer Traditionsgaststätte „Böck Dich“.

Das Lokal am Eitorfer Marktplatz hatte am 1. September den Eigentümer gewechselt. Bernd Kessel, Inhaber des Hotels Schützenhof in Alzenbach, übernahm den „Böck Dich“ von Tinni Höver. Dass er dann der neue Pächter wurde, „das hat sich so ergeben“, erzählt Windscheif. Für den gelernten Koch war es kein Sprung ins Ungewisse. Schon ein Jahr hatte er in der Böck-Dich-Küche gearbeitet. In der Rolle als Chef des ganzen Betriebs geht er auf. „Es macht Spaß in so einem alten Haus!“

Das Strahlen in den Augen unterstreicht die Aussage. Dabei verlangt die neue Existenz enormen Einsatz, lässt wenig Zeit für Schlaf und noch weniger für Hobbys. Morgens um 6 Uhr beginnt für Sascha Windscheif der Arbeitstag. Er fährt zum Handelshof, um etwa Frittierfett einzukaufen. Dann ruft schon die Küche. Kartoffeln sind zu schälen und Salate vorzubereiten, denn täglich ab 11 Uhr öffnet sich die Tür für die Gäste, 70 Plätze hat das Lokal.

Von 15 bis 17 Uhr gönnt der Gastronom sich und seinem Personal eine Pause. Danach geht es weiter, bis der letzte Gast das „Böck Dich“ verlassen hat. Freitags und samstags werde es auch schon mal ein oder zwei Uhr nachts, berichtet der Pächter, der sonntags topfit sein muss. „Da haben wir durchgehend geöffnet.“ Nur dienstags schließt er nach dem Mittagsgeschäft. Und selbst dann schaut er vorbei oder probiert Neues in der Küche aus. Keine Frage, dass er auch an den Weihnachtsfeiertagen und Silvester für seine Gäste da war. Die zwei Wochen Betriebsferien Anfang Januar waren sozusagen sein Jahresurlaub.

„Das muss man leben, da muss man für geboren sein“, sagt Sascha Windscheif. Seine Freunde hätten Verständnis dafür, dass er kaum Zeit habe, die seien größtenteils auch in der Gastronomie tätig. Unterstützung bekommt der 27-Jährige von seiner Familie. Mutter Sabine erledigt die Buchhaltung, Vater Ralf kümmert sich um Handwerkliches, und Schwester Saskia-Manuela legt bei der Dekoration Hand an. Außerdem kann der Jungunternehmer auf sein „tolles Personal“ zählen, das mit Herz bei der Sache sei. Fest angestellt sind Helga Roth, Schwester des früheren, langjährigen Pächters Günter Reisbitzen, und Christine Harzheim. Dazu kommen drei bis fünf Aushilfen.

Stand er anfangs zeitweise auch mal am Zapfhahn – „man muss ja überall sein“ –, konzentriert sich Windscheif inzwischen aufs Kochen. Er schwört auf frische Zutaten, auch wenn das mehr Kosten bedeutet. „Man schmeckt die Qualität.“ Gemüse kauft er auf dem Markt, das Fleisch bei einer Eitorfer Metzgerei. „Lieber das teurere Stück Fleisch, und der Gast ist zufrieden“, lautet sein Credo.

Sehr zufrieden muss der Kriegsdorfer Hämmchenclub mit Windscheifs Kochkünsten gewesen sein. 38,5 von 40 möglichen Punkten und somit das Prädikat „Ausgezeichnet und sehr empfehlenswert“ verliehen die Eisbein-Experten dem Eitorfer. Beim Speisenangebot setzt der auf rheinische Tradition. Sauerbraten und Leber stehen auf der Karte. Der Klassiker sei das Krüstchen mit Bratkartoffeln, „das behalten wir natürlich bei“. In den Bierausschank zurückgeholt hat er das Budweiser. Vom Fass gibt es in der nicht brauereigebundenen Gaststätte außerdem Sion-Kölsch, König Pilsener und Schöfferhofer Weizen.

Kundennähe hat für den jungen Wirt oberste Priorität. „Hier wird keiner wegen der Pause rausgeschmissen.“ Der Gast soll sich wohlfühlen im „Böck Dich“. Dazu sollen der frische Anstrich und demnächst auch helle Holzplatten auf den Tischen im Gesellschaftsraum beitragen.

Für Kinder liegen Gummibärchen und Schokolade bereit, aus einer Obstschale kann man sich einen Apfel für den Heimweg mitnehmen. Im Advent gab es an zwei Abenden Livemusik von „Strings2Voices“. Wie Windscheif erzählt, haben die Stammgäste nach dem Pächterwechsel „sehr positiv“ reagiert. Während der Eitorfer Kirmes sei die Bude rappelvoll gewesen. An Silvester war das „Böck Dich“ ausgebucht, und die Sparkästchen sind alle vergeben. Zwei, drei zusätzliche Kegelklubs mit jüngeren Mitgliedern wünscht sich Sascha Windscheif für die Kegelbahn, damit der gesellige Sport am Eitorfer Markt eine Zukunft hat. Für den 27-Jährigen, der vor seiner ersten heißen Karnevalsphase als Gastronom steht, läuft es bislang prima. Überzogene Vorstellungen hatte er ohnehin nicht, als er den Vertrag unterschrieb. „Man darf nicht mit der Erwartung darangehen, in kurzer Zeit Millionär zu werden.“