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Gedenken an Pogrome in Rhein-SiegZeitzeugin Tamar Dreifuss spricht über Fremdenhass

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Per Video zugeschaltet, beteiligte sich Tamar Dreifuss im Gespräch am Gedenken in Rosbach.

Windeck/Siegburg – Als in Deutschland die Synagogen brannten, jüdische Geschäfte geplündert und Mitbürger diffamiert wurden, war sie gerade ein halbes Jahr alt. Von ihrer Flucht als dreijähriges Kind aus dem heimatlichen Wilna hat Tamar Dreifuss immer wieder berichtet, 2009 sogar ein Kinderbuch veröffentlicht.

Zum Rhein-Sieg-Kreis und speziell zur Gesamtschule Meiersheide in Hennef pflegt die 83-Jährige ein inniges freundschaftliches Verhältnis. Lehrerinnen und Lehrer traf sie jetzt bei der offiziellen Gedenkstunde zur Pogromnacht 1938 per Videoschalte in der Rosbacher Salvatorkirche.

Den Antisemitismus in Deutschland sehe sie mit Sorge, sagte Tamar Dreifuss, die nach langem Wirken als Pädagogin in Köln und zahlreichen Lesungen als Pensionärin in der Region nun in Bayern lebt. Tatsächlich gehe es dabei um Fremdenhass. „Wir sind alle Menschen mit Stärken und Schwächen; so wollen wir akzeptiert werden,“ sagte sie und rief zum Engagement gegen den Hass auf: „Viele Tropfen können den Stein zum Schmelzen bringen.“

Vorgestellt wurden in der Salvatorkirche Fotos einer begehbaren Ausstellung zu Dreifuss’ Flucht, die die Gesamtschule Meiersheide mit ihr erarbeitet hat und die sie am 20. November eröffnen will. Sie komme mit einer „Familiendelegation“, kündigte Dreifuss an.

Gang des Gedenkens zum jüdischen Friedhof in Siegburg

„Nicht irgendwo“ wurden jüdische Mitbürger gedemütigt, geschlagen und gequält, „nein, mitten unter uns“. Die Feststellung war Pfarrer Matthias Lenz wichtig, als er am Platz der Siegburger Synagoge an der Brauhofgasse an die Verbrechen der Pogromnacht erinnerte: Auch in Siegburg seien Schaufenster zertrümmert, Geschäfte geplündert und die fast 100 Jahre alte Synagoge angezündet worden, als eine von 1400 im damaligen Deutschen Reich.

„Es war nicht der Anfang und auch nicht das Ende des Grauens“, sagte der evangelische Geistliche. „Aber danach konnte niemand mehr behaupten, er hätte von nichts gewusst.“ Die Feuerwehr habe sich darauf beschränkt, benachbarte Häuser zu schützen.

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Vom Gedenkstein der Siegburger Synagoge ging der Gang des Gedenkens zum jüdischen Friedhof.

Von dem Treffpunkt ging es für rund 70 Teilnehmer weiter zum jüdischen Friedhof an der Heinrichstraße. Im vergangenen Jahr hatte der Gang des Gedenkens pandemiebedingt nicht stattfinden können.

Eingeladen hatte die Evangelische Kirchengemeinde im Namen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Siegburg, zu der die katholische Pfarrgemeinde St. Servatius, die evangelischen Kirchengemeinden Siegburg und Siegburg-Kaldauen sowie die Evangelisch-freikirchliche Christusgemeinde gehören.