50 Jahre nach seinem Ritt zur Burg kam Helmut Schroeder noch einmal auf die Burg Windeck. Der Sohn hatte eigens ein Gefährt gebaut.
JubiläumsfeierNach 50 Jahren kam der „Junker“ mit dem Trecker zur Burg Windeck
Im Jahr 1974 ritt ein junger Mann hoch zu Ross mit dem Schwarm seiner Spießgesellen und Knechte im historischen Zug, der zum 800. Geburtstag der Burg Windeck von Dattenfeld bis zur Ruine oberhalb von Altwindeck führte. Tausende Menschen ließen sich am Wegesrand von den Figuren oder Sagengestalten beeindrucken. Besagter Reiter war der damals 36 Jahre alte Helmut Schroeder aus Schladern, der als Junker Evert von der Thyr, als des jungen Herzogs von Berg getreuer Vasall und Schwelgbruder galt.
Der Verein „Windeck im Wandel“ besitzt das historische Foto
Kürzlich erst hat Elisabeth Rötzel aus Altwindeck dem Verein „Windeck im Wandel“ für die Arbeit an der Lokalhistorie das besagte Foto von Schroeder als reitendem Junker zur Verfügung gestellt. Der Verein hatte es im Internet gepostet. Ein Schulfreund von Schroeders Sohn Harald sah es und schickte es ihm zwei Tage vor dem Burgfest zu – 50 Jahre später und somit vor dem erneuten Jubiläum.
„Papa redete immer davon, ob er wohl nochmal zur Burg hochkomme“, erzählt sein Sohn. „Boah, Harald, da musst du dir war einfallen lassen“, sagte der 56-Jährige zu sich selbst und überlegte, wie er den Traum des Vaters Realität werden lassen könnte. Nach schwerer Krankheit war dem heute 85-Jahrigen, der seit einiger Zeit im Nachbarort Dattenfeld in einer Senioreneinrichtung lebt, der linke Unterschenkel amputiert worden. Gehen ist unmöglich, für den Rollstuhl ist der Weg zur Burg zu steinig und steil, und zum Fest selbst durfte nur außerhalb des Ortes geparkt werden.
Die Gemeinde Windeck gestattete die Fahrt hinauf zur Burg
Sohn Harald löste das Problem innerhalb eines Tages. Auf Nachfrage beim Veranstalter, der Gemeinde Windeck, erhielt er eine Sondergenehmigung zur Auffahrt auf der frisch fürs Fest planierten Zufahrt zur Burg. Als Spross der ursprünglich im Jahre 1935 in Schladern von seinem Großvater Walter als Landmaschinenhandel gegründeten Firma Schroeder führt er heute in dritter Generation an Tüftlern und technikbegeisterten Vätern und Söhnen die daraus hervorgegangene, weithin bekannte Renault-Werkstatt Schroeder.
Im Schroeder-Fuhrpark stehen seit Jahren ein perfekt restaurierter Porsche-Trecker AP 17, ein Traktormodell der Allgaier Werke, und ein Hänger, der noch der Restaurierung bedurfte, beide vom Beginn der 1950er Jahre. „Den Hänger benutzte Papa für Fahrten zu den Kunden, und für den Bau seiner alten Werkstatt hatte er damit Steine aus dem Steinbruch in der Westert geholt“, erzählt der Sohn. Sein Vater war bekannt als Fachmann für Porsche-Trecker, mit denen er sich auch auf Reisen durch Deutschland begeben hatte.
Innerhalb eines Tages baute Harald Schroeder ein Gefährt, um den Vater mit Rollstuhl bis hoch zur Burg zu fahren. Das Untergestell des Hängers stammte von einem DKW. Der verfaulte Boden bekam einen neuen Holzboden, neue Räder wurden montiert, das Gefährt wurde grün gestrichen. Der Familienrat hatte dem ahnungslosen Helmut Schroeder nur mitgeteilt, er solle sich um 14 Uhr parat halten.
Pünktlich fuhr Harald Schroeder mit Sohn Henrik vor. „Mein Vater hatte wirklich keine Ahnung. Seine Augen blitzten vor Freude, als er erfuhr, wohin die Fahrt gehen sollte“, erzählt der Sohn. Auch Tochter Anja mit den Enkelinnen Marie und Paula begleiteten den Großvater in seinem Gefährt zur Eröffnungsfeier.
Der reitende Junker von vor 50 Jahren genoss nun die Strecke zum Knattern seines geliebten Treckers und begegnete unterwegs vielen bekannten Gesichtern. Die Freude über die Ausfahrt, berichtete der Sohn, halte auch Tage später noch an.