Kommunalwahl in WindeckMehrere Parteien fordern durchgehenden Radweg entlang der Sieg
Much – Am kommenden Sonntag haben die Windecker Bürger die Wahl zwischen sieben Parteien. In den 16 Wahlbezirken stehen insgesamt 112 Bewerber auf den Wahlzetteln. Sie gehen für CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, Die Linke, Ökopiraten und Volksabstimmung ins Rennen. Bis auf die Ökopiraten, ein örtlicher Zusammenschluss der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) und der Piraten, sind alle bereits im scheidenden Gemeinderat vertreten. Dieser wurde bis zur Bürgermeisterwahl 2018 von einem rot-grünen Bündnis von SPD und Grünen dominiert. Im Vorfeld der damaligen Wahl schlossen sich CDU, Grüne und FDP zusammen, stellten Alexandra Gauß auf, die im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit holte.
Zur Wahl aufgerufen sind am 13. September an der Oberen Sieg 16 224 der rund 20 000 Windecker, die in den 67 Dörfern der mit 107,26 Quadratmetern größten Flächengemeinde des Rhein-Sieg-Kreises leben.
SPD
Die Liste der Windecker Sozialdemokraten führen Peter Erbs, Tatjana Ortmann und Sebastian Funke an. Fraktionschef Dirk Bube steht erst auf Platz 17. Oben auf die Agenda stellt die SPD die junge Generation. Gemeindliche Schulen sollen „zukunftsgerecht“ ausgestattet werden. In der Förderung der Jugendarbeit soll die Schulsozialarbeit als Pflichtaufgabe finanziell im Haushalt abgesichert sein. Mit einer seniorengerechten Infrastruktur und entsprechenden Wohnangeboten, altersgerechter Mobilität und Pflegeeinrichtungen soll Windeck für Senioren, mit guten Kita-Angeboten und geringen Gebühren für Familien attraktiv werden.
Ein verkehrsgünstiger Standort für die Erweiterung vorhandener und die Ansiedlung neuer Betriebe ist für die SPD Teil der Wirtschaftsförderung. Touristisch schreibt sie sich ein Gesamtkonzept mit einem durchgehenden Fahrradweg neben dem Natursteig Sieg auf die Fahnen. Die Bahnhöfe sollen auch für die zahlreichen Pendler aufgewertet werden. Zudem soll sich die Gemeinde um einen „Wirtschaftscampus Obere Sieg“ zwischen den Hochschulstädten Sankt Augustin und Siegen bemühen und sich für Beteiligungsmodelle erneuerbarer Energien einsetzen.
Die SPD fordert gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land, die Nachteile ausgleichen. Auch Klimaschutz und Ehrenamt wollen die Sozialdemokraten stärken.
CDU
Die Reserveliste der Christdemokraten führen deren Ortsvorsitzender Frank Ginsberg, Uwe Fröhling und Ulrike Kachel an. Fraktionschef Frank Steiniger steht auf dem 16. Platz. Als wichtigstes Thema, gerade in Zeiten der Corona-Krise, hat die Union Sicherheit für Familien auf ihre Agenda gesetzt. Diese soll durch kommunales Handel gestärkt werden. Dazu zähle vor allem die Sicherung der Arbeitsplätze, zum Beispiel durch eine gute Infrastruktur. Konkrete Ideen sind schnelle Internet-Verbindungen, die Vertaktung des öffentlichen Personennahverkehrs, die Sicherung der Nahversorgung und eine Aufwertung der Bahnhöfe. Wichtig ist der CDU „eine verlässliche Betreuung und Beschulung unserer Kinder“.
Alexandra Gauß ist bis 2025 gewählt
Eine Bürgermeisterwahl findet in Windeck diesmal nicht statt. Alexandra Gauß von den Grünen ist seit der Wahl im Herbst 2018 Chefin im Rosbacher Rathaus. Dort führt sie die Verwaltung mit dem 2019 vom Gemeinderat gewählten Beigeordneten Thomas Becher.
SPD-Mann Jürgen Funke war 2009 bei der turnusmäßigen Kommunalwahl als Bürgermeister im Amt bestätigt worden. Im Jahr 2012 verabschiedete er sich vorzeitig in die freie Wirtschaft.
Im Herbst 2012 hoben die Windecker Hans-Christian Lehmann (SPD) bei der Stichwahl auf den Chefsessel. Nachdem er seiner Partei den Rücken gekehrt hatte und entgegen eigener Ankündigung zur Wiederwahl antrat,errang er 5,3 Prozent der Wählerstimmen.
Alexandra Gauß, die 2018 von CDU, Grünen und FDP ins Rennen geschickt wurde, überzeugte die Windecker und holte auf Anhieb mit 53,8 Prozent der Stimmen die für Bürgermeisterwahlen notwendige absolute Mehrheit.
Mit Wahlperioden von zuletzt sechs und aktuell sieben Jahren ist Windeck bei der nächsten Kommunalwahl in fünf Jahren wieder im landesweiten Rhythmus. (sp)
Mit Blick auf Umwelt und Finanzen fordert die Union Nachhaltigkeit. Sie will Gemeinschaftsleben fördern und die Windecker zusammenführen. Gute Ideen für Tourismus sollen gefördert werden, Windeck soll als Wohnstandort attraktiv gestaltet werden. Dazu gehöre ein durchgängiges Radwegenetz.
Weiter unterstützen wollen die Christdemokraten das hohe Maß an ehrenamtlichem Engagement. Das belebe nicht nur das sportlich-kulturelle Leben an der Oberen Sieg, es diene auch der Sicherheit der Windecker. Hier verweist Frank Steiniger auf das Rettungswesen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat, Bürgermeisterin und Verwaltung sei schon jetzt eine gute Grundlage für die Politik in Windeck.
Bündnis 90/Die Grünen
Annette Kaufmann, Thomas Ritzer und Astrid Ballmann-Heckendorf führen die Liste der Windecker Grünen an. Sanfter Tourismus, der die Natur erlebbar macht, und eine ökologische und bäuerliche Landwirtschaft stehen bei ihnen oben auf der Agenda. Dazu gehören ein durchdachtes Radwegenetz, die Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs und neue attraktive Naturerlebnisse wie ein Bikepark.
Windeck soll pestizidfreie Gemeinde werden und die Waldbauern bei der Aufforstung unterstützen. Nachhaltige Energien wollen die Grünen fördern und gemeindeeigene Gebäude energetisch sanieren. Besonders unterstützt werden sollen Betriebe, die sich sozial und ökologisch nachhaltig ausrichten. Vorrangig sollen brachliegende Gewerbeflächen nutzbar gemacht werden. Ein attraktives Freizeit-, Sport-, Bildungs- und Kulturangebot sowie eine ausreichende medizinische Versorgung liegt den Grünen ebenso am Herzen wie Schulsozialarbeit, Ganztagsangebote in Kitas und Schulen sowie Barrierefreiheit.
FDP
Petra Buttelmann, Jürgen Gansauer und Stephan Flockenhaus stehen bei den Liberalen auf den ersten drei Listenplätzen. Als wichtigstes Thema haben die Windecker Liberalen das Gewerbegebiet Leuscheid in ihr Programm geschrieben. Sie wollen Raum für Mittelstand und Handwerk schaffen. Mit der Förderung digitaler Strukturen wollen die Liberalen das Schulsystem zukunftsfähig gestalten.
Nach wie vor halten sie an der Radbrücke Dreisel fest und bestehen auf deren Bau. Mit Blick auf die Straßenausbaubeiträge fordern die Liberalen den Verzicht auf eine technisch nicht relevante Ausstattung, um dadurch die Kosten für die Bürger zu senken.
Die Linke
Mit Jakob Esser, Andrea Derbitz und Berit Erdelen-Schuster an der Spitze zieht die Linke in die Wahl. Mehr Transparenz in Ausschüssen und Gemeinderat fordert die Partei. Den Bürgern müsse klar werden, wofür ihr Geld ausgegeben wird. Zudem müssten die Schulen „in einen ordentlichen Zustand“ gebracht werden.
Die Serie
Auf einer Reihe von Sonderseiten beschäftigt sich die Redaktion ausführlich mit der Situation und den Bürgermeisterkandidaten, den Problemen und Perspektiven in den elf Städten und Gemeinden unseres Verbreitungsgebietes wie auch mit dem Rhein-Sieg-Kreis und den Landratskandidaten. Wir machen Kommunalpolitik transparent.
Für die Windecker Jugend fordert die Linke Nachtbusse von den Bahnhöfen in die Dörfer. Ein intelligentes ökologisches Nahverkehrskonzept, Strom und Abwasser unter Regie der Gemeinde, der Ausbau regenerativer Energien, ein Klimaschutzmanagement im Rathaus und weitere Facharbeiter für den Bauhof sind ebenfalls Themen.
Ökopiraten
Peter Inden, Martin Schauerte und Michael Ley führen die Liste der Ökopiraten an, die zum ersten Mal in Windeck antreten. Preiswerterem Straßenbau, tatsächlicher Bürgerbeteiligung, einem Stopp des Ausverkaufs von Freiflächen und einer schnellen naturnahe Aufforstung räumen die Ökopiraten Priorität ein.
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Sie fordern eine Rekommunalisierung der Gemeindewerke, weniger Flug- und Bahnlärm sowie eine pestizidfreie Kommune. Auch eine CO2 -neutrale Energieversorgung, Vorrangflächen für Windenergie, eine Förderung der Kultur sowie ein Schülerparlament und ein Mobilfunk-Vorsorgekonzept stehen im Wahlprogramm, außerdem: Karneval trotz Corona.
Volksabstimmung
Auch bei der Partei Volksabstimmung hatte die Redaktion wegen ihres Wahlprogramms angefragt. Eine Reaktion gab es nicht. Die Partei zieht mit Klaus Müller, Regina Müller und Dunja Müller in die Wahl.