KonzertTangerine Dream feierten mit neuem Album in Windeck Premiere
Windeck – „Es ist uns eine Ehre, dass wir hier auftreten dürfen.“ Bianca Froese-Acquaye steht auf der Bühne in der Halle Kabelmetal und erzählt von der letzten, großen Vision ihres im November 2015 gestorbenen Mannes Edgar Froese.
Der Kopf der bedeutenden Formation Tangerine Dream hatte die Idee, so schildert seine Witwe, „die Kenntnisse der Quantenphysik in die Musik umzusetzen“.
Dass dieses Projekt auch nach seinem Tod sowohl mit dem Album „Quantum Gate“ als auch mit den anstehenden Live-Auftritten in Asien, Südamerika und USA umgesetzt wird, war der Wunsch des 70-Jährigen, der als einer der einflussreichsten Pioniere der elektronischen Musik weltweit verehrt wird.
Bianca Froese-Acquaye selbst griff zum Telefon und rief Jochen Dunkel an, der gemeinsam mit Heike Hamann das „Schwingungen“-Festival auf die Beine gestellt hat. „Tangerine Dream geht weiter“, sagt Froese-Acquaye: „Und hier in Schladern musste unser erstes »Quantum Years«-Konzert sein.“
Aus der ganzen Bundesrepublik und den Beneluxländern sind die Anhänger der Elektronik-Pioniere nach Windeck gereist, um die Band live zu erleben, die seit 1967 neben Kraftwerk als Urmutter der elektronischen Musik gilt.
Und als Ulrich Schnauss (Synthesizer), Violinistin Hoshiko Yamane und Pianist Thorsten Quaeschning die Bühne betreten, entfaltet sich ein Kosmos aus Klang und Licht. Filme und Animationen unterstreichen die Musik. Wolken, Städte, binäre Zahlencodes, Lichtstrahlen wie Nervenbahnen, die sich in tausende, leuchtende Punkte auflösen.
Loops und Rhythmen treiben die Stücke an wie starke, schnelle Herzschläge; man würde Retro sagen zu diesen Klängen aus Synthesizer und Keyboard, wenn man nicht wüsste: Das ist die Keimzelle für Techno, für Drum & Bass. Poetische, träumerische Instrumentalmelodien reiten die treibenden Wellen. Immer jedoch bleibt Raum für Improvisationen am Moog, für Spontanität. Das Zusammenspiel zwischen Tasten und Violine ist perfekt.
Die Musiker jonglieren mit Versatzstücken ihrer Lieder und setzen sie zu neuen Gebilden zusammen. Raum und Energie scheinen in den traumähnlichen Melodien ebenso zu verschmelzen wie die grandiose, sphärische Lichtshow mit den Songs. Zweieinhalb Stunden spielen Tangerine Dream und strafen jeden Lügen, der nach Froeses Tod unkte, dass mit ihm auch seine Band sterben werde.
Dabei war Froese überzeugt: „Es gibt keinen Tod, nur einen Wechsel unserer kosmischen Adresse.“ (dpa)