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Millionen-InvestitionSo laufen die Arbeiten im Eitorfer Hermann-Weber-Bad

Lesezeit 5 Minuten

Fenster und Zwischenwände des Hermann-Weber-Bads sind schon raus, die Fassade abgetragen, der Aushub für den neuen, unterkellerten Eingang fortgeschritten.

Eitorf – Fahl und gelb ist das Licht, das durch den Staub dringt, ohrenbetäubend der Lärm. Der Boden schwimmt.

Männer in gelben Gummianzügen stehen im schlammigen Wasser. Mit großen Wasserstrahlern schießen sie den Beton von der Decke. Schicht für Schicht tragen sie so ab, Brocken für Brocken.

2000 bis 3000 Bar haben die Hochdruckgeräte, die die Männer an schweren Gürteln befestigt haben. Noch mindestens eine Woche arbeiten sie so, in Lärm, Nebel und Schmutz, um den schadhaften Beton in den Kellergewölben zu entfernen, die nur durch Baustellenstrahler erhellt werden.

Eine Etage über ihnen türmen sich Schutthaufen, sind Fliesen abgeschlagen, ragen einsame Stützpfeiler aus der Betonfassade. Eine Baggerschaufel gräbt sich für den neuen Eingang tief in die Erde. Die Sanierung des Hermann-Weber-Bads in Eitorf ist in vollem Gang. Die Waschbetonfassade, die Fensterfront, der Eingang – alles schon weg.

Der Boden muss raus

Zwischenwände, Toiletten und Umkleiden sind bereits herausgerissen, ein Teil der Technik wurde schon ausgebaut.

Und während vor dem steil in die Baustelle abfallenden Fliesenboden der Schwimmhalle der Bagger vorbeifährt, stehen Axel Bösinghaus, Betriebsleiter des Hermann-Weber-Bads, und Michaela Jung von der Gebäudewirtschaft im tiefen Becken und beäugen Risse und lose Fliesen. „Die hat der Wasserdruck gehalten“, sagt Bösinghaus.

Der Boden, das steht fest, muss raus. Die über die Jahre immer wieder ausgebesserten Fliesen sind zu schadhaft. Ob die hellblauen Kacheln an den Beckenrändern erhalten bleiben können, werde sich erst im Laufe der Sanierungsarbeiten zeigen, sagt er, wenn die Bodenfliesen abgestemmt werden. „Durch die Erschütterung kann es an den Beckenwänden zu Schäden kommen.“

Was passiert mit dem Hubboden im Sportbecken?

Auch die im Betonboden verankerten Stempel des Hubbodens im Sportbecken könnten durch solche Erschütterungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb sei noch nicht klar, ob der Hubboden aus dem Jahr 1972 saniert werden könne oder doch erneuert werden müsse.

„Aus diesem Grund arbeiten wir im Keller ja auch mit Wasserdruck, um den Bestand zu schonen“, erklärt Bösinghaus. Die Sanierungsexperten seien „mit dem kleinen Hammer“ durch die verwinkelten Kellerräume gegangen, um Hohlstellen zu finden. Aufgesprühte Markierungen zeigen an, wo wieviel des maroden Baustoffs bis auf die verstärkenden Eisen abgetragen werden muss. Verrostete Elemente werden ausgetauscht, Korrosionsschutz aufgetragen, bevor wieder mit Spritzbeton verfüllt wird. 50 bis 60 Prozent der Decke und Wände müssen erneuert werden, schätzt der Betriebsleiter. „Das war mehr als wir erwartet haben.“ Aber auch wenn an der einen oder anderen Stelle während der Arbeiten Stützpfeiler aufgestellt werden müssen, „die Statik ist nicht gefährdet“.

Jeden Tag ist er auf der Großbaustelle Ansprechpartner für die 15 Bauarbeiter der drei derzeit am Eichelkamp arbeitenden Gewerke Abbruch, Instandsetzung, Rohbau. Er weiß, welche Abwasserleitungen im Keller ersetzt werden, wo neue Heizungsrohre verlegt werden, wie er Filter und Wasserspeicher des Planschbeckens vor dem Schmutz der Arbeiten schützen kann und welche Technik rausfliegt. Und das ist fast die gesamte Anlage, inklusive der riesigen Wasserfilter. 1,80 Meter Durchmesser, drei Meter hoch, gefüllt mit etlichen Tonnen Kies, Sand und einer Kohleschicht: „Die werden im Filterraum auseinandergenommen und zersägt“, sagt Bösinghaus, „sonst bekommen wir die hier gar nicht raus“. Beim Bau des Schwimmbads waren die Filter mit dem Kran durch die damals noch offene Decke in den Filterraum herabgelassen worden.

Die Rutsche wird erneuert

Die neuen Filter sollen nun im Keller untergebracht werden, der alte Raum wird Lager. Auch die Toiletten am Spaßbad werden Lagerraum für Schulen und Vereine. Mehr Sitzmöglichkeiten auf einer kleinen Tribüne am Rand des Sportbeckens wird es geben, die Schwimmmeisterkabine wechselt auf die gegenüberliegende Seite, die Treppe zur Sauna fällt, genau wie die Sauna selber, weg. Die schrägen Fenster oberhalb des Spaßbeckens machen einem Lichtschacht Platz, weil auf dem Dach der Turnhalle die Lüftungsanlage installiert wird. Die Rutsche bleibt, allerdings nur in der Form. Denn die Röhre wird komplett erneuert: „Wir bekommen eine Black-Hole-Rutsche mit Lichteffekten“ , verrät Bösinghaus.

Bei allem Um- und Neuplanen in Zusammenarbeit mit den Architekten der Monte Mare GmbH aus Rengsdorf – nicht einmal die endgültige Farbgestaltung steht schon fest – gibt es jedoch eine Konstante im Bad: „Die Wale bleiben erhalten“, verspricht Michaela Jung. „Sie passen hier einfach rein.“ Mit der Künstlerin Angelika Bornstein stehe sie bereits in Kontakt, damit das riesige Wandgemälde an der Kopfwand des Spaßbeckens ausgebessert werde. Allerdings ist für die neuen behindertengerechten Umkleiden und WCs ein Durchbruch vorgesehen. „Dafür muss wohl ein Fisch auf dem Bild dran glauben“, sagt Bösinghaus. Aber nur ein einziger, kleiner.

Bausubstanz aus den 70er Jahren

1972 wurde mit dem Neubau des Gymnasiums auch das Hallenbad gebaut, als Lehrschwimmbecken. 1986 wurde das alte, 1934 erbaute Freibad, geschlossen: Es war undicht. Ende der 90er Jahre drohte auch dem Lehrschwimmbecken die Schließung, doch Eitorf entschied sich zur Sanierung und zum Umbau in ein Familienbad. „Auch jetzt haben wir uns dazu entschlossen, das Bad zu erhalten“, sagt Gemeindesprecher Manfred Derscheid. „Andere Kommunen wie Hennef sagen, sie können sich ein Schwimmbad nicht leisten. Das können wir auch nicht – aber wir tun es.“

Als Kosten für die Generalsanierung des 45 Jahre alten Bads sind rund 7,5 Millionen Euro veranschlagt. 3,2 Millionen fließen an Fördermitteln. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im September 2018 beendet sein. (seb)