AboAbonnieren

„Mein Hobby mache ich, bis ich nicht mehr kann“Gärtner zeigen ihre privaten Oasen

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt

Bei Wolfgang Weber gedeihen üppig Salat und Gemüse.

Windeck/Lohmar – Am Tag der offenen Gartenpforte schauten wir in vier Gärten im Windecker Ländchen und bei einer Hobbygärtnerin in Lohmar vorbei.

Wolfgang Weber aus Windeck-Hurst, Ortsteil Loch, lässt keinen Zweifel aufkommen, wenn es um seinen Garten geht. „Mein Hobby setze ich fort, bis ich nicht mehr kann.“ Sein Plan, ein grünes Paradies zu schaffen, das nicht gemäht werden muss, ist ihm vorzüglich gelungen.

Webers Grundstück hat eine steile Hanglage. Neben der Haustüre schlängeln sich einige Gurkenpflanzen in einem Kübel hoch. Was als kleinwüchsige Sorte ausgewiesen war, gedeiht hier prächtig. Ebenso proper präsentierten sich Zwiebeln, Möhren, Salat und Kohl in den beiden Hochbeeten ein paar Schritte entfernt. Davor reihen sich 18 Tomatenpflanzen ohne Wetterschutz. „Das sind verschiedene Sorten rumänische Tomaten, von einer Frau aus dem Nachbarort“, erzählt der frühere Unternehmer. „So viele Tomaten hatte ich noch nie.“

Das Gemüse bildet den oberen Abschluss im sonnigen Teil des Gartens. Ein Perückenstrauch und der nicht wuchernde Knöterich „Johanniswolke“ grenzen zum Nachbargrundstück ab.Dann geht es hinab in eine grüne, geheimnisvolle Unterwelt, die immer schattiger und dichter wird. Die Vielfalt an Stauden und Gehölzen ist einnehmend, einheimische und seltene Gewächse aus aller Welt wie Japanische Wachsglocke, Trompetenbaum, Spindelstrauch, Eisenholzbaum, Blauschotenstrauch leben hier einträchtig miteinander.

Ein Paradies für Vögel, Bienen, Schmetterlinge in Windeck-Eich

Stattlich wächst ein Gewürzfenchel aus der Wiese, daneben ein rotblättriger Ahorn, die Nachtkerze macht mit ihrem zitronengelben Charme Konkurrenz. Ein Schmetterlingsflieder und allerlei andere Gewächse sind fröhliche Gartengesellen, die sich vor dem niedrigen Holzhaus mit grünen Fensterläden von Beate Schweikert aus Windeck-Eich tummeln.

Neuer Inhalt

Eich: Beate Schweikert erfreut sich an den Blüten und am Summen.

„Alles frei Schnauze“, beschreibt die Pharmazeutisch-technische Assistentin ihre Herangehensweise für die 600 Quadratmeter. Im Jahr 2013 zog sie von Köln nach Windeck ins eigene Häuschen. Von ihrer Terrasse aus schaut sie auf eine Bruchsteinmauer, über der sich in leichter Hanglage ihr Garten fürs Herz erhebt. Rosen und Storchschnabel schwappen über die Mauer. Weißdorn, Schlehen, vielblütige Wildrosen grenzen zum Nachbarn ab und bilden ein Paradies für Vögel, Bienen, Schmetterlinge und Insekten. „Es summt und brummt so schön, wenn ich dort auf der Bank sitze“, erfreut sich die Besitzerin an ihren Mitbewohnern.

Gerade zeigt sich eine rote Indianernessel von ihrer imposantesten Seite und bildet einen schönen Kontrast zur Färberkamille in Gelb und Weiß, überthront von einem großen Vogelhaus. Die Traubenkirsche hat Schweikert eigens gepflanzt, um dem seltenen Birkenzipfelfalter den Tisch zu decken.

Große Ruhe auf alter Streuobstwiese in Hurst

Für Ivo Schepers und Annette Schramm aus Hurst ist die Teilnahme an der Offenen Gartenpforte eine Premiere. Ihr Garten hat eine so starke Wirkung, der Mensch scheint aus der Zeit zu fallen, es herrscht eine große Ruhe. Dabei sind es ausnehmend wenige Zutaten, die sich hier auf einem 5000 Quadratmeter großen Areal auf wundervolle Weise als Naturraum miteinander vergesellschaften. Auf der alten Streuobstwiese blühen gerade die Gräser, von der Hausherrin mit Wonne als Blühinseln inszeniert, weitere Bäume, wilde Hecken, Grauwacke und Granitsteine, das sind die wesentlichen Elemente. Und dann kommen vorsichtig ordnend, Schepers und Schramms Hände ins Spiel.

Neuer Inhalt

Hurst: Der alte Zirkuswagen im Garten von Ivo Schepers und Annette Schramm gehört der Nachbarin Martina Schaab (l.) und ist von einem „Acht-Samen-Garten“ umgeben.

Ein Steingarten war von jeher der Traum von Ivo Schepers. Ein aufrecht stehender Granitblock ragt aus einem Steinrefugium, daneben ruht flach ein Granit vor Grauwackesteinen. Längst ummantelt Moos die Gesellen, umgeben von Pflanzen, die sich teilweise von allein angesiedelt haben. Sowohl aus Zen- als auch aus englischen Gärten finden sich Anleihen. „Für mich ist der Garten wie ein Atelier“, erzählt der 69-Jährige. Besonders wichtig ist dem Paar Vogelschutz mit begehbaren Hecken und Refugien für tierische Mitbewohner wie Totholzbiotope. Sogar der seltene Schwarzspecht ist Gast. Bauerntochter Annette Schramm liebt die Sense und die Kunst, sich mit deren Melodie federleicht wie im Tanze hin- und herzuschwingen.

Harmonie des natürlichen Lebsnkreislaufs in Leuscheid

Keck, sie haben etwas Keckes, Gisela Daubitz und ihr Garten. Im Trachtendress bewegt sich die 64-Jährige flott über Grund und Boden. Vorwitzig recken zahllose grüne Gartenbewohner den Besuchern ihre langen Hälse entgegen. Von oben lassen die Apfelbäume schwer beladene Zweige als Vorboten kommender Herbstfreuden herab. Überall schwappt und wuchert es.

Was so natürlich daherkommt und beim ordnungsverliebten Hobbygärtner den Wunsch nach dem Griff zur Schere auslösen mag, ist ein mit Sachverstand angelegter Naturgarten. Hier geht es mehr ums Sein als um den schönen Schein, um die Harmonie des natürlichen Lebenskreislaufs, in dem der Tisch noch reich gedeckt ist für viele kleine, hungrige Schleckermäulchen, die sonst kaum noch Lebensraum finden.

Neuer Inhalt

Leuscheid: Korbflechtarbeiten finden sich überall im Garten von Gisela Daubitz und Ehemann Andreas Pooch.

Alte Scheunengebäude und Schuppen umfrieden beschützend das 1200 Quadratmeter große Areal in Leuscheid, durch das sich ein kleiner Bach schlängelt. Weiteres tut der Weidenzaun, von Klaus Klasen, Korbflechter aus Troisdorf. Ihm kann man bei der Arbeit über die Schulter schauen. Eng verflechten sich seine Weidenzäune mit der Natur. Rosen umranken einen Weidenpavillon, kugelige Nisthilfen für Vögel oder Leuchten aus Weiden.

90 Rosenstöcke und 150 Funkien in Lohmar-Breidt

Schneiden, schneiden und nochmal schneiden. Viel Wasser von oben und Sonnenstunden dazwischen bescherten Gisela Dornbusch einen besonders arbeitsreichen Frühling und Frühsommer. In ihrem Gartenparadies an der Breidter Straße in Lohmar-Breidt schossen die Lieblinge nur so in die Höhe und Breite.

Neuer Inhalt

Gisela Dornbuschs Genussgarten wirkt auch auf Insekten anziehend.

„Genussgarten“ nennt die 71-Jährige die rund 1300 Quadratmeter große Fläche in beachtlicher Hanglage. Die gesamte Anlage ist eine Herzensangelegenheit, besonders ihre rund 90 Rosenstöcke sowie etwa 150 bis 200 Funkien (Hosta). Im Vorgarten gedeihen die Prachtexemplare der Blattschmuckstaude mit den zarten Blüten mit herz- bis spatelförmigen Blättern.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Es ist eine Passion“, sagt die Gastgeberin, die sich gestern vor allem über die üppig blühenden Taglilien freute. Für die „Offene Pforte“ hatte sie die verblühten Exemplare entfernt, überhaupt den Genussgarten fürs Auge in Bestform gebracht. Bohnen in Beeten und Töpfen, Tomaten im Kübel unter dem überdachten Eingang zum Wohnhaus – die gesamte Anlage folgt einem stimmigen Gesamtkonzept.

Um die Beete schwirren und wimmeln Bienen, sie tummeln sich vorzugsweise an den Lavendelblüten. Ihr Summen vereint den Schwarm, der auf Stippvisite von einem Hobbyimker im Nachbarort zu Besuch kommt. Salbei dient als Lockpflanze für die Holzbiene; das blau glänzende Insekt soll sich bei Gisela Dornbusch künftig niederlassen und ebenso bleiben, wie es zwei Frösche im Teich sowie eine stattliche, im Kompost residierende Ringelnatter bereits tun.