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„Ostseestern“ ist zurückMit „Eitorf dreht am Rad“ coronagerechten Ersatz organisiert

Lesezeit 5 Minuten

Der Aktivkreis mit Markus Steffens (l.) und Tobias Engels organisiert die einmalige Veranstaltung „Eitorf dreht am Rad“.

Eitorf – Klapp, klapp, mit dem langen Haken nach der Verstrebung geangelt und die dicken Bolzen gesetzt – schon ist wieder eine der mehr als 30 Meter langen Streben des Riesenrads fest. Wie ein riesiger Fächer wird der „Ostseestern“ auf dem Marktplatz entfaltet. Die 26 blau-glitzernden Gondeln stehen noch fein säuberlich gestapelt da, armdicke Kabel kringeln sich auf der 17 Meter breiten und 14 Meter langen Metallfläche, auf der das Riesenrad steht.

Brian Sock und seine drei Mitarbeiter sind ein routiniertes Team. „Sechs Stunden brauchen wir zum Aufbau, wir nehmen uns hier aber mehr Zeit, es ist heiß – und wir wollen ja alles noch schön sauber machen.

Das 35 Meter hohe Riesenrad wird aufgeklappt und mit Bolzen verankert.

Den Abbau schaffen wir in vier bis fünf Stunden“, sagt Sock, der für seinen Vetter Robert Gormanns das Wahrzeichen der Eitorfer Kirmes mit drei Sattelaufliegern herholte. Währenddessen trägt Marcus Schäfer aus dem Lkw nebenan kleine Autos und Motorräder und installiert sie auf der hölzernen Drehscheibe unter einem Sternenhimmel. „Das Kinderkarussell lagert komplett zerlegt im Lkw. Ich baue es von Hand auf, das ist wie Lego“, erzählt er.

Fragen an: Marcus Schäfer

Marcus Schäfer (38).

„Auch Erwachsene freuen sich“

Keine Traditionskirmes – die Corona-Pandemie setzt den Schaustellern erheblich zu. Mit Marcus Schäfer aus Eitorf sprach Sandra Ebert.

Wie wird man Besitzer eines Kinderkarussells?

Meine Eltern haben es vor 20 Jahren von Willi Löbach aus Ruppichteroth übernommen. Und ich von meinen Eltern.

Ist Ihr Karussell so nostalgisch, wie es aussieht?

Es stammt aus den 40er Jahren, ist größtenteils aus Holz mit einem Metallrahmen. Auch die meisten Wägelchen sind noch aus der Zeit. Die Pferde habe ich nachgekauft und das Boot. Das blaue Tuch mit den Sternen über den Wagen ist natürlich nicht mehr Original, aber auch schon 20 Jahre alt. Auch die Lämpchen habe ich gegen LEDs getauscht und runde Birnchen verwendet, das passt besser.

Stehen vor Ihrem Karussell dann womöglich nicht nur Kinder, auch wehmütige Erwachsene?

Oh ja! Ganz viele erinnern sich noch an das Karussell aus ihrer Kindheit und freuen sich. Leider muss ich ihnen die Fahrt in den Autos verwehren.

Haben Sie große Einbußen durch Corona?

Normalerweise hat das Karussell 20 bis 25 Einsätze im Jahr. Ich habe seit dem 3. Advent aber keine Einnahmen mehr gehabt. Aber ich habe natürlich trotzdem Ausgaben, musste jetzt allein vier Holzautos reparieren. Die Kosten sind sehr hoch.

Die Eitorfer Kirmes musste zwar abgesagt werden, aber zwei Fahrgeschäfte, die untrennbar mit der Sieggemeinde verbunden sind, drehen sich dennoch. Das Kirmes-Wahrzeichen, das 35 Meter hohe Riesenrad „Ostseestern“ der Familie Gormanns aus Rostock, steht ebenso auf dem Markt wie das Kinderkarussell, das auch beim Weihnachtsmarkt und dem Eitorfer Frühling zum Inventar gehört.

Gastronomie eingebunden

Keine Ersatz-Kirmes sei das, sondern eine „Vorfreude auf die Kirmes im kommenden Jahr“, sagt Markus Steffens vom Aktivkreis. Geschäftsführer Tobias Engels ergänzt: „Wir wollen ja nicht in eine bestehende Geschichte reingrätschen.“

Jubiläum fällt aus

In diesem Jahr wäre Jubiläum gewesen: Vom 26. bis 29. September hätte die Eitorfer Kirmes zum 875. Mal stattfinden sollen. Zehntausende von Besuchern kommen jedes Jahr auf den Jahrmarkt im Ortskern. Und noch nie, so wird kolportiert, ist die größte Kirmes im ganzen Rhein-Sieg-Kreis ausgefallen. Durch die Corona-Pandemie ist dies nun erstmals der Fall: Im Mai trafen der zuständige Ausschuss für Kultur, Markt und Kirmes und die Gemeindeverwaltung den entsprechenden Beschluss. Eine bittere Pille, nicht nur für die Schausteller, auch für die Gemeinde. Allein an Standmieten nimmt Eitorf zwischen 80 000 und 90 000 Euro ein.

Im kommenden Jahr soll die Eitorfer Kirmes aber stattfinden, das verlängerte Wochenende vom 25. bis 28. September ist dafür vorgesehen. Die Schausteller und Vereine, die sich für dieses Jahr angemeldet hatten, sollen 2021 auf jeden Fall dabei sein. (seb)

Die Werbegemeinschaft Eitorfer Geschäftsleute organisierte das einmalige Ereignis „Eitorf dreht am Rad“, das heute Abend eröffnet wird. Umdenken sei gefragt gewesen, sagt Steffens, der als Geschäftsführer einer Firma für Veranstaltungstechnik über viel Organisationserfahrung verfügt.

Das 35 Meter hohe Riesenrad wird aufgeklappt und mit Bolzen verankert.

Ein Fahrgeschäft für Groß und Klein schwebte ihm vor, bei dem auch die Abstandsregelungen eingehalten werden können. „Das geht ja im Riesenrad in den Gondeln, da haben maximal sechs Personen Platz, das ist für Familien und Personen, die sich kennen.“ Für ihn ein klarer Pluspunkt: „Beim Riesenrad funktioniert auch das Anstehen für die Fahrt mit ausreichend Abstand.“ Auch beim Kinderkarussell sei das möglich.

Ruck-zuck und routiniert werden die Fahrgeschäfte aufgebaut.

Trotz der Fahrgeschäfte, die mit Betonbarrieren gesichert sind, bleibe noch genug Fläche auf dem Markt als Parkplatz, und auch die umliegenden Lokale seien eingebunden. „Wir wollten ein Rahmenprogramm und haben gefragt, ob sich die Gastronomen vorstellen könnten, ihre Öffnungszeiten an die der Fahrgeschäfte anzupassen und auf die Ruhetage zu verzichten“, berichtet Steffens.

Standfläche kostenlos

Unter dem Motto „Candlelight“ stellen die Gaststätten nun in der Außengastronomie Kerzen auf und bieten kleine Leckereien wie Popcorn und Berliner an, das Jägerheim hat Flammkuchen und Burger im Programm. Am Wochenende werden die Bäume rund um den Markt bunt illuminiert, ein DJ sorgt von 18 bis 22 Uhr für stimmungsvolle Hintergrundmusik.

Beim Kinderkarussell müssen die kleinen Autos verschraubt werden.

Die Schausteller bekommen die Standfläche für die Fahrgeschäfte kostenfrei, müssen nur Strom und Wasser zahlen. „Wir als Aktivkreis haben Werbung für sie gemacht und auch eine gewisse Zahl an Fahrchips abgenommen“, sagt Engels. Die Eitorfer Geschäftsleute verteilen diese an ihre Kunden, die Turmgarde hat gleich 300 Chips gekauft und unter ihren Mitgliedern verteilt.

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Mit der Aktion „Eitorf dreht am Rad“ will der Aktivkreis die Menschen in den Innenort locken. Am letzten Tag der Aktion, 27. September, ist dazu ein verkaufsoffener Sonntag geplant.