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„Untragbare Situation“Spielplatz in Eitorf erhitzt die Gemüter – Nutzung erst ab 16 Uhr erlaubt

Lesezeit 3 Minuten
Kinder spielen an den Geräten auf einem Spielplatz.

Der Spielplatz in Eitorf-Mühleip ist für Kinder, die nicht die örtliche Grundschule besuchen, bis zum Nachmittag geschlossen

Der Platz an der Grundschule soll von 8 bis 16 Uhr nur dort betreuten Kindern zur Verfügung stehen. Politik und Eltern gehen auf die Barrikaden.

In Eitorf-Mühleip gehen Eltern auf die Barrikaden: Ihre Kinder dürfen nur noch stark eingeschränkt auf dem Spielplatz an der Grundschule spielen. Weil es zu Nutzungskonflikten zwischen der Grundschule und der von ihr angebotenen Betreuung einerseits sowie dort nicht angemeldeten Kindern andererseits gekommen sei, hat die Gemeindeverwaltung ein Verbotsschild am Spielplatz aufgestellt. Nicht angemeldete Kinder dürfen dort erst ab 16 Uhr spielen.

Zum Verbot sei es gekommen, weil entgegen der Regeln bei der Betreuung Smartphones und Ghettoblaster von Kindern im Grundschulalter benutzt worden seien, vulgäre Musikstücke abgespielt wurden und Ansprachen von Betreuungskräften ignoriert worden seien, berichtet die Gemeindeverwaltung.

Für eine Betreuung der Kinder stehe nicht genug Personal zur Verfügung, argumentiert die Gemeinde Eitorf

Deshalb trafen sich Elternvertreter bereits vor über einem Monat mit Bürgermeister Rainer Viehof, um nach Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt zu suchen. Eltern-Vertreterin Laura Jansen: „Dabei wurden viele Möglichkeiten erwogen, passiert ist bis heute aber nichts. Die Gemeinde ist null auf uns zugegangen!“ Opa Clemens Mann, früher selbst Gemeinderatsmitglied, hält diese Verbotsreglung rechtlich nicht für haltbar. Eine solche Regelung könne nur durch einen Beschluss des Rates getroffen werden.

CDU-Ratsmitglied Manfred Derscheid bezeichnet es als „unmöglich“, dass der Spielplatz für die Öffentlichkeit bis 16 Uhr geschlossen ist. Der Christdemokrat überlegt, die Kommunalaufsicht einzuschalten: „Ich halte das für unsäglich und auch für rechtswidrig!“ Er hatte schon vor über zwei Monaten zusammen mit seinem Fraktionschef Toni Strausfeld eine Anfrage bei der Verwaltung zum Mühleiper Spielplatz gestellt.

Die Antwort darauf war dieselbe, die auch die Redaktion dieser Zeitung jetzt bekam: Schulamtsleiter Benjamin Maleike weist auf die Nutzungskonflikte mit der Grundschule und ihrem Betreuungsangebot hin. Es stehe nicht ausreichend Personal zur Verfügung. Maleike: „Deshalb dürfen Kinder im Grundschulalter, die nicht in der Betreuung angemeldet sind, den Spielplatz erst nach 16 Uhr nutzen.“

Nur schulinterne Nutzung von 8 bis 16 Uhr: Das Schild am Mühleiper Spielplatz ärgert Kinder und Eltern.

Nur schulinterne Nutzung von 8 bis 16 Uhr: Das Schild am Mühleiper Spielplatz ärgert Kinder und Eltern.

Der Spielplatz könne am Nachmittag sowie an den Wochenenden und in den Ferien außerhalb der Ferienbetreuungszeiten umfangreich genug genutzt werden. Außerdem sei geplant, einen weiteren Spielplatz im Dorf einzurichten.

Eitorfs Bürgermeister Rainer Viehof verspricht, der Spielplatz solle nun doch für alle Kinder geöffnet werden

Das besänftigt die Mühleiper wenig: Auch eine Mutter-Kind-Gruppe sei vom Spielplatz zurückgewiesen worden, einige Kinder spielten inzwischen sogar an der Bushaltestelle, berichten sie. Im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages für das Neugebiet in Mühleip seien 50.000 Euro für den Spielplatz gezahlt und neue Spielgeräte angeschafft worden, argumentiert Jansen: „Deshalb muss er jetzt auch öffentlich genutzt werden können!“

„Für die betroffenen Kinder ist das eine untragbare Situation, wenn ihnen der einzige Spielplatz im Ort verwehrt wird“, sagt SPD-Fraktionschefin Sara Zorlu. Dass den Dorfkindern die Nutzung des Platzes erst ab 16 Uhr gestattet werde, sei ebenso realitätsfremd wie dort ein solches Schild aufzustellen. Zorlu: „Das ist ja Quatsch, die Kinder sehen ja nicht auf das Schild!“

Die Regelung soll nun doch geändert werden, verspricht Bürgermeister Rainer Viehof: Auch Kindern, die nicht in der Betreuung angemeldet sind, soll der Zutritt gestattet sein, wenn sie in Begleitung eines Erziehungsberechtigten sind. Er betont aber: „Einerseits muss es auch eine Rechtssicherheit für das Betreuungspersonal der Grundschule mit 50 Kindern geben. Andererseits gibt es auch einen berechtigten Anspruch der Kinder und Eltern, die dort nicht angemeldet sind.“

Die Verwaltung versuche, ein zusätzliches Grundstück für einen weiteren Spielplatz zu erwerben. Einen entsprechenden Antrag an den Rat hat inzwischen auch die SPD-Fraktion auf den Weg gebracht. Viehof räumte ein, dass es aber wahrscheinlich bis zum nächsten Frühjahr dauern könnte, bis dieser geplante Spielplatz angeboten werden kann.