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Streit in der Eitorfer SPDDietmar Tendler will sein Kreistagsmandat erst 2023 abgeben

Lesezeit 3 Minuten
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Das Kreishaus in Siegburg.

Eitorf – Im Ortsverein der SPD brodelt es. Grund ist eine bislang nicht eingehaltene Vereinbarung zwischen Dietmar Tendler und Sara Zorlu, nach der der 70-Jährige sein Kreistagsmandat im Juni an die 37-Jährige hätte abgeben sollen, es aber nicht tat.

Spürbar aufgebracht schrieb Alexander Jüdes, Vorsitzender des Ortsvereins, einen offenen Brief an die Mitglieder, der der Redaktion vorliegt. Jüdes nennt Tendlers Verhalten „unmoralisch“. Was ist dran an den Vorwürfen, was sagen die Beteiligten, und wie geht es weiter?

Zorlu und Tendler einigten sich im Januar 2020

Vor der Kommunalwahl traf sich die Eitorfer SPD-Spitze. Sara Zorlu wurde als Bürgermeisterkandidatin aufgestellt, hatte aber auch Ambitionen, in den Kreistag einzuziehen. Tendler wollte sein Mandat behalten.

Um ein öffentliches Gezerre um den Posten zu vermeiden und im Wahlkampf als „#TeamEitorf“ Einigkeit demonstrieren zu können, wurde „nach zähen Verhandlungen“, wie Jüdes beschreibt, am 23. Januar 2020 die Vereinbarung unterzeichnet.

Zorlu: „Für mich ist das Verhalten unehrenhaft“

Demnach sollte spätestens im Juni, rechtzeitig vor den zweiten Vorstandswahlen der Kreistagsfraktion in der Mitte der Amtszeit, der Stabswechsel stattfinden. Doch Tendler kündigte jetzt an, erst im April 2023 abtreten zu wollen.

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Sara Zorlu strebt ein Kreistagsmandat an.

„Für mich ist dieses Verhalten unehrenhaft“, sagt Sara Zorlu im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wer sich nicht an Vereinbarungen hält, kann für die SPD keine Politik machen. Und wer dieses Verhalten unterstützt, ist für mich nicht besser.“

Damit spielt sie auf den Kreisvorsitzenden Sebastian Hartmann an, den Alexander Jüdes um Hilfe gebeten hat und der den Ball wieder zurückspielte.

Auswirkungen des Streits auf die Fraktion befürchtet

Denn von der vor zwei Jahren getroffenen Vereinbarung habe er keine Kenntnis gehabt, sagt Hartmann auf Nachfrage: „Ich kann auch nur dringend davon abraten, solche Vereinbarungen über Mandate zu treffen.“ Das Problem müsse in der Eitorfer SPD konstruktiv gelöst werden.

Es gehe ihr nicht allein um das Mandat, sondern um das Verhalten Tendlers, sagt Zorlu, das keinesfalls toleriert werden dürfe. Die SPD verliere so an Glaubwürdigkeit bei den Wählern. Der Riss im Ortsverein werde auch Auswirkungen auf die Fraktion haben, der sie als Vorsitzende und Tendler als direkt gewählter Ratsherr angehören.

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Die Eitorfer SPD beschädigt sieht auch Jüdes. Er spricht von „Wortbruch“ und wirft Tendler „stures, kindisches und unmoralisches Verhalten“ vor. Er habe sich vor der Mitgliederversammlung am 8. September mit dem Brief an die Genossinnen und Genossen wenden müssen, um zu erläutern, warum der Generationenwechsel nicht wie geplant stattfinde.

Die Vereinbarung ist nicht rechtlich bindend

Auch wenn man die politische Erfahrung und Lebenserfahrung brauche, müsse man den Weg für jüngere bereiten, sagt Ortsvereinskassierer Bernd Thienel. Zwar sei die Vereinbarung nicht rechtlich bindend, räumt er ein, „aber doch moralisch“. Tendler habe doch zwei Jahre Zeit gehabt, sich auf die Übergabe vorzubereiten.

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Dietmar Tendler ist seit 38 Jahren im Kreistag.

Zu viel müsse er noch im Kreishaus anpacken, entgegnete Dietmar Tendler auf Anfrage, durch Corona habe die parlamentarische Arbeit ja nicht stattfinden können. Unter anderem stehe für ihn der Regionalplan noch auf der Agenda, die Nachfolge des Neun-Euro-Tickets.

Tendler: „So einen Umgang habe ich nicht verdient“

Er habe nur der Partei zuliebe unterschrieben. „Mir ging es bei der Vereinbarung darum, eine Kampfkandidatur zu vermeiden. Ich habe das Datum damals nicht bedacht und bin immer von der Hälfte meiner Amtszeit ausgegangen.“ Dann sei er 71 und wolle sich auf die Arbeit in der Ratsfraktion konzentrieren.

Auf die paar Monate komme es doch nicht mehr an. „Ich bin 48 Jahre in der SPD, 38 Jahre im Kreistag, hatte verschiedenste Funktionen inne – so einen Umgang habe ich nicht verdient. Ich bin enttäuscht über den Tonfall.“ Er habe immer junge Leute für die SPD gesucht und auch Sara Zorlu in die Partei geholt.