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Gute Ökobilanz und kurze BauzeitÖko-Holzbau aus Windeck ist in ganz Deutschland gefragt

Lesezeit 3 Minuten
Ein Neubaugebiet mit einem modernen Holzhaus.

Zusammen mit lokalen Handwerksbetrieben bietet „Treibholz“ sogar schlüsselfertige Häuser an.

Der Zimmermannsbetrieb aus Leuscheid bietet auch schlüsselfertige Häuser in ökologischer Bauweise an. Das verlange viel Planung und Bauleitung.

„Lass die Ökospinner mal machen, die werden sich nicht lange halten“, hörten die Gründer der „Treibholz-Kooperative für ökologischen Holzbau“ damals die Unkenrufe in Windeck. Sie ließen sich nicht beirren.

Jetzt feierte der Zimmerei-Betrieb aus Leuscheid sein 40-jähriges Bestehen. Die Arbeitsqualität, ehrliches und verantwortliches Handeln, Berechenbarkeit, ökologisch einwandfreies Handwerk und zufriedene Kundschaft sprachen sich bald herum. Anfragen kommen aus ganz Deutschland und in Windeck finden sich in vielen der über 60 Ortschaften deutliche Treibholz-Spuren an den Häusern.

Öko-Bau aus Windeck: Schon vor 40 Jahren baute der Architekt Matthias Bönisch mit Stroh und Lehm

Gründervater von Treibholz war der Architekt Matthias Bönisch aus Werfen. Der dachte und machte auch schon vor 40 Jahren vieles anders. Er baute mit Lehm und Strohballen, für die giftig-stinkenden Baustoffe wurde nach Alternativen gesucht, die damals schwer zu beschaffen waren.

„Die Begegnung war für mich die Initialzündung zur Ausbildung zum Zimmermann“, erinnert sich Zimmermeister Rainer Barz. Er hatte gerade den Gesellenbrief in der Hand, da gründete er mit Bönisch und den Kollegen Uwe Meyer und Jürgen Ackermann die Kooperative „Treibholz“. „Das war ein Sprung ins kalte Wasser. Wir drei waren „Jung-Gesellen“ und hatten keinerlei Berufserfahrung.“

Vier Männer stehen in einer Halle mit Holz.

Von belächelten „Öko-Spinnern“ zum deutschlandweit gefragten Holzbau-Betrieb: Tim Carloff, Jürgen Ackermann, Jan Uppena und Rainer Barz sind die Geschäftsführer.

Der Architekt erhielt einen Sonderstatus zuerkannt, weil kein Meister im Betrieb war. Erste Auftraggeber waren Familie und Bekannte. „Wir haben ein hohes Engagement an den Tag gelegt, hatten keinen Achtstundentag, sondern haben, wenn es sein musste, bis tief in die Nacht gearbeitet“, so Barz. Die Bauherren waren mit Betreuung und Qualität zufrieden, das sprach sich herum. „Bei uns gibt es bis heute extrem wenig Zahlungsausfälle, das spricht für sich.“

Bis 1990 war der Betrieb eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. „Zeitweise diskutierten elf gleichberechtigte Gesellschafter“, so Barz. Um dem gestiegenem Umsatz Rechnung zu tragen und die Haftung einzuschränken, sei diese in eine GmbH umgewandelt worden.

Heute sind außer den Gründern Rainer Barz und Jürgen Ackermann auch Tim Carloff und Jan Uppena Geschäftsführer. Beide kamen als Lehrlinge, blieben und machten ihren Meister. Carloff ist seit 2003 Geschäftsführer und Jan Uppena seit 2015, als Architekt Bönisch 2015 in den Ruhestand ging.

Wir haben ganz andere Anforderungen, als vor 40 Jahren.
Jan Uppena, Treibholz

In flachen Hierarchien arbeiten heute zehn Angestellte in der Zimmerei. „Wir haben ganz andere Anforderungen, als vor 40 Jahren. Der Holzbau hat sich total durchgesetzt“, berichtet Jan Uppena. Die Stroh- und Lehmbauweise mache man heute gar nicht mehr. Sie wurde weiterentwickelt zum Strohballenbau. Bei dieser Bauweise lassen sich mit natürlichen Materialien hervorragende Dämmwerte erzielen.

Ein Schwarz-Weiß-Foto von Männern, die auf einem großen Holzbalken sitzen.

Zu Beginn hatte die Kooperative mehrere gleichberechtigte Gesellschafter.

Insgesamt sei die Palette ökologischer Baustoffe mittlerweile deutlich breiter. Hausumbau, Fassadendämmung, Dachsanierung, Häuser aus Holz, gemeinsam würden Lösungen gesucht und erarbeitet, um „Energieschleudern“ ins 21. Jahrhundert zu bringen und daraus lebenswerte Orte zum Energiesparen und Wohlfühlen zu machen.

Firma Treibholz aus Windeck: Die schlüsselfertigen Häuser haben enormen Zulauf

Enormen Zulauf haben ihre schlüsselfertigen Häuser, die in Zusammenarbeit mit örtlichen Handwerksbetrieben gebaut werden. „Die haben eine hervorragende Ökobilanz und eine kurze Bauzeit“, nennt Uppena einige Vorzüge.

Dies verlange dann aber auch einen deutlich umfangreicheren Einsatz in Planung und Bauleitung. „Das geht über die klassische Zimmermannsarbeit weit hinaus“, so Uppena weiter, „und ist auch der Grund, warum wir uns für den Eitorfer Architekten und gelernten Zimmermann Thomas Ahr aus Eitorf als zukünftigen Geschäftsführer entschieden haben, wenn Rainer Barz Ende des Jahres in den Ruhestand geht.“