Ehrenamtliche aus zahlreichen Initiativen bereiteten rund 350 Gästen mit wenig Geld ein besonderes Weihnachtsessen. Für alle öffnete sich danach der Saal zum Benefizkonzert.
WeihnachtsessenEhrenamtliche aus Windeck und Eitorf tischten auf
„Essen gehört in den Bauch, nicht in die Tonne“, für Matthias Groß ist das keine bloße Worthülse. Für diese Überzeugung setzt er als Vorsitzender vom Windecker Verein „Die Tonne bleibt leer“ einen großen Teil seiner Freizeit ein. Damit die kostbare Ressource Lebensmittel nicht verschwendet wird, rettet der Verein alles, was sonst in der Tonne landen würde, sortiert es vor und verschenkt es von Herzen gerne.
So gerne, dass der Verein sich in Eitorf Verbündete suchte, um erstmals für Menschen, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht, ein Weihnachtsfest mit anschließendem Benefizkonzert für jedermann im Leonardo, dem naturwissenschaftlichen Zentrum vom Siegtal-Gymnasium, zu veranstalten. 350 Menschen hatten sich angemeldet. Was sich dann ereignete, gleicht einem Weihnachtsmärchen vom Brückenbau, wie man es kaum besser hätte erfinden können.
Auf der Eitorfer Kirmes entstand die Idee
Und so hatte es begonnen. Im September trafen sich Bürgermeister Rainer Viehof und Matthias Groß auf der Eitorfer Kirmes. Im Gespräch kam Groß die Idee, zum Weihnachtsfest für „Bedürftige“. Viehof war sofort überzeugt und übernahm die Schirmherrschaft. Die Gemeinde stellte das Leonardo und den Hausmeister zur Verfügung, die Eitorfer Tafel mit ihren Kunden wurde eingebunden, und Groß warf seinen „Motor“ an.
Was das bedeutet, beschreiben Viehof und Paul Hüßon, der Vorsitzende der Tafel, wenige Minuten, bevor die Feier beginnen soll. „Neben seinem Beruf als Projektmanager bei einem Baumarkt, ist er nicht nur der Vorsitzende der ‚Tonne‘, sondern auch von der KG Turm-Garde Eitorf und gigantisch vernetzt“, verrät Hüßon.
„Der redet nicht gerne, der macht und setzt für andere um, was Spaß macht, er plant, organisiert und motiviert. Er ist eine herausragende Persönlichkeit und wäre viel zu bescheiden, um sich ins Licht zu setzen“, findet Rainer Viehof.
Drei Monate hatten Groß und sein Team alles für die 350 Gäste im Leonardo vorbereitet. Die Zahl der Helfer hat niemand mehr im Blick. Etwa 15 Leute vom Tafelteam, zwanzig von der „Tonne“, sehr viele Eitorfer, die privat gekommen sind um zu helfen. Die Bands Circus aus dem Westerwald, die Nutscheid Forest Pipe Band, das Duo Herzrot & Friends, alle Tanzgruppen der Turmgarde treten kostenlos auf.
Viele Sponsoren haben mit Spenden unterstützt. Teams vom Deutschen Roten Kreuz und von der Feuerwehr stehen bereit. Mit der Essenszubereitung hat Profikoch Fabian Goriup zwei Tage vorher mit seinem Team von den Gemeinnützigen Werkstätten in Marienheide begonnen. Die Tische sind liebevoll gedeckt und geschmückt, der Weihnachtsbaum steht, der Koch hat die gesamte Mannschaft der Freiwilligen eingewiesen.
Die Organisation ist von vorne bis hinten perfekt. Matthias Groß ist nervös, denn um 12 Uhr soll es losgehen, aber es ist gerade mal ein Dutzend Gäste erschienen. Die Uhr tickt, die Tanzgruppen trudeln ein, die Band Circus ist da, fieberhaft wird überlegt, warum die Angemeldeten nicht kommen. Matthias Groß ruft dazu auf, über die sozialen Medien alle Eitorfer einzuladen. Jeder informiert über seine Kontakte: Kommt vorbei, Essen und Show sind kostenlos für alle.
Derweil eröffnen Bürgermeister, Groß und Hüßon die Veranstaltung und die Gäste freuen sich über die große Auswahl von der Menükarte. Der Koch hat es vorwiegend aus geretteten und gespendeten Lebensmitteln vom örtlichen REWE-Markt oder vom Großhandel gekocht, frisches Wild hat die Hochsitzakademie gespendet. Wer nicht gerade eine Aufgabe hat, gönnt sich nun ein köstliches Essen.
Und dann kommen sie, die angemeldeten und nicht angemeldeten Besucher, die langen Tischreihen füllen sich endlich. Wer hier wieviel im Portemonnaie hat oder nicht, spielt keine Rolle mehr. Die Menschen genießen das gute Essen und ein tolles Programm. Über Stunden kommen und gehen die Besucher.
Die Veranstalter haben flexibel auf die Situation reagiert und dafür werden sie nun belohnt. „Wir haben viel gelernt an diesem Tag, die Trennung der Gesellschaft hat bei uns nicht funktioniert, sie hat sich schön aufgemischt. Die Eitorfer zeigten sich ganz groß im Spenden“, sagte Paul Hüßon später, der den Spendenerlös für die Eitorfer Tafel erhalten wird.
Was aus guter Absicht getrennt worden war, hat bei dieser Weihnachtsfeier als Gemeinschaft wieder zusammengefunden, so wie es sich gehört, an Weihnachten und an allen anderen Tagen im Jahr. Und im nächsten Jahr wollen alle unter neuem Konzept wieder mitmachen. Gemeinsam natürlich, nicht mehr getrennt.