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WildschweineAuf der Pirsch – so läuft eine Treibjagd im Eitorfer Wald ab

Lesezeit 3 Minuten
Drückjagd in Eitorf (9)

Eitorf – Die ersten Schüsse fallen schnell hintereinander kurz vor 10 Uhr beim offiziellen Start der Drückjagd im Revier Rodder.

„Das waren Wildschweine“, sagt Thomas Clever. Er weist als Ansteller gerade seine kleine Gruppe ein: vier Mann, vier Sitze rund um den mit 388 Meter höchsten Punkt des Reviers, den Hohen Schaden. Drei Stunden sitzen die Männer dort an, während rundherum Treiber durch die Wälder ziehen.

Für Armin Hübinger vom Forstamt Rhein-Sieg-Erft in Eitorf und seine Kolleginnen Aline Feldermann und Kathrin Schade ist die Jagd vor der Haustür eine von 30 in diesem Winterhalbjahr an Erft, Rhein und Sieg.

57 Jägerinnen und Jäger haben sich eingekauft, um in dem 450 Hektar großen Staatsrevier mit angrenzendem Privatrevier auf die Pirsch zu gehen. Während sie auf Hochsitzen warten, ziehen 44 Treiber, weitere Jäger und Helfer sowie viele Hunde in Gruppen durchs Unterholz, um das Wild aufzuscheuchen.

Treffpunkt ist um 8.30 Uhr das Gelände, auf dem einst das Forsthaus Hüppelröttchen stand. Dort müssen die Teilnehmer Jagdscheine und Schießnachweise zeigen.

Es ist Voraussetzung, dass sie mindestens einmal im Jahr im Sitzen und Stehen auf ruhende oder bewegte Kunsttiere schießen.

Bevor es nach dem traditionellen Anblasen hinaus ins Revier und auf die Hochsitze geht, erinnert Aline Feldermann an die Regeln. Von wegen Loden und Tarnfarben, ohne Warnweste dürfe niemand den Platz verlassen, erklärt sie. Es dürfe nur Richtung Erde geschossen werden, mit „gewachsenem Boden als Kugelfang“. Jeder Schuss sei zu melden, und die Nachsuche auf der Spur verletzter Tiere auf eigene Faust sei Tabu. Auf der Abschussliste stehe Reh- und Schwarzwild, letzteres in der Reihenfolge jung vor alt. Ausgenommen seien Muttertiere, erklärt Feldermann.

Der Schweizer Bebbi Imhof ist mit drei Kollegen und „Dolmetschern“ aus dem Badischen angereist. Andere kommen aus Duisburg oder Viersen. „Bei uns in den Bergen gehört die Jagd zum Jahreszyklus“, erklärt Imhof. Schon sein Vater sei Jäger gewesen. Er selbst habe daheim im Kanton Uri nur selten Gelegenheit zu Jagen. Sein Grundsatz: „Alles, was ich schieße, esse ich selbst.“

Forstwirt Thomas Clever geht mit Penny auf Pirsch. Die Deutsche Wachtelhündin ist so ausgebildet, dass sie ausgerüstet mit Schutzweste und GPS-Sender eigenständig Wild aufstöbert. Für ihn stehe die Pflege des Bestands im Vordergrund, sagt Clever. Natürlich spiele auch der Wettkampf zwischen Tier und Mensch eine Rolle, räumt er ein.

Daniel Toubartz, im Hauptberuf Lehrer, ist bei der Jagd mit Flatterband und Marken unterwegs. Er markiert jeden Einschuss, den die Jägern ihm melden. Später suchen Hundeführer von diesen Stellen aus nach verletzten Tieren. Mit den Marken werden die erlegten Tiere gekennzeichnet, die anschließend ein Forstbetrieb aus Rheinland-Pfalz zerlegt und die ein Metzger aus dem Oberbergischen zur Vermarktung abholt.

Schwarz- und Rehwild kämen mit Klimawechsel und Freizeitnutzung des Waldes hervorragend zurecht. Wildschweine vermehrten sich um 350 Prozent. Natürliche Feinde gebe es nicht, erläutert Armin Hübinger. Die Jagden seien unerlässlich, um Bestände im Gleichgewicht zu halten und Seuchen wie die afrikanischen Schweinepest einzudämmen.

In Eitorf wurden diesmal 23 Rehe und 24 Wildschweine erlegt, zu wenig, resümiert Hübinger. Im Januar soll wieder zur Jagd geblasen werden. Im Gebiet des Forstamtes werden pro Saison zwischen Oktober und Frühjahr 1400 Rehe und 1000 Wildschweine erlegt.