Seit 2018 restauriert Axel Schönfelder die Burg und will sie so wieder herstellen, wie sie vor 400 Jahren aussah.
„Disneyland-Charakter“Mann restauriert 400 Jahre alte Windecker Burg – Besichtigung möglich
Man kann Axel Schönfelder im positiven Sinne durchaus als rückwärtsgewandt bezeichnen. Der 60-Jährige hat vor sechs Jahren Burg Dattenfeld gekauft, mit einem besonderen Ziel: Er möchte sie in ihren Ursprungszustand versetzen. „Die Urburg stammt aus dem Jahr 1619, die Erweiterungen aus dem Jahr 1850. Danach ist jede Menge modernes Material hinzugefügt worden – das kommt wieder raus“, sagt Schönfelder.
Es seien viele Dinge eingebaut worden, die nicht in eine jahrhundertealte Burg passten. „Wände wurden zugemauert, Gipskartonplatten eingezogen, Bäder eingebaut – es sollten Wohnungen entstehen“, so Schönfelder. Er beschloss, all das rückgängig zu machen. Die Einrichtung interessiere ihn gar nicht. „Alles, was beweglich ist, ist zweitrangig. Möbel kann man wieder entfernen. Es geht um die Burg selbst.“
Ursprüngliche Burg stand auf dem Grund eines alten Fachwerkhauses aus dem 12. Jahrhundert
Selbstredend hat er sich eingehend mit der Historie beschäftigt, deswegen ein kurze Zusammenfassung: Erbaut wurde die Burg ab 1619 von einem Brüderpaar, das man in Dattenfeld gut kennt: Johann und Jacob Robens, die als Pfarrer und Gerichtsschreiber im Ort wirkten.
Der Geistliche liegt in der Kirche St. Laurentius begraben. Doch als die Brüder den Auftrag zum Bau erhielten, war gerade der Dreißigjährige Krieg ausgebrochen. „Die Steine für die Burg kamen aus Lindlar, was während des Kriegs ein schwieriges Unterfangen war“, weiß Schönfelder.
Die ursprüngliche Burg war auf dem Grund eines alten Fachwerkhauses aus dem 12. Jahrhundert errichtet worden. „Sie war anfangs rechteckig und nur 14 mal sieben Quadratmeter groß.“ Er vermute, dass einer der Türme schon vorher dort stand.
Die Burg wurde als Amts- und Wohnsitz des Gerichtsschreibers Jacob genutzt. Ab 1649 verlieren sich die Aufzeichnungen, fast 200 Jahre lang. „Man weiß nichts aus dieser Zeit, erst 1840, als der Adel Schlösser und Burgen für sich entdeckte, wird Burg Dattenfeld wieder erwähnt.“
Axel Schönfelder kaufte Burg Dattenfeld in Windeck im Jahr 2018
Ein Kaufmann mit dem illustren Namen Carl Graf Kurtzrock von Wellingsbüttel erweiterte die Burg zu ihrem heutigen Aussehen. „Er hat sich erst an der Historie orientiert, dann am romantischen Stil. Deswegen gibt es hier ein Türmchen, da ein Türmchen, was der Burg diesen Disneyland-Charakter verleiht.“ Ein paar Adels-Generationen später gelangte die Burg schließlich in den Besitz der Familie des Unternehmers Franz-Josef-Wernze. Von ihm kaufte Schönfelder, der sich immer schon für alte Gebäude interessiert hatte, 2018 Burg Dattenfeld.
„Ich habe dann überlegt, was ich damit machen will – bis ich beschlossen habe, der Burg ihre Würde zurück zu geben“, schildert er. Drei festangestellte Restaurateure sind nun damit betraut, jeden Quadratzentimeter Boden, Decke oder Wand in den Ursprungszustand zu versetzen, auch das nur mit damals üblichen Mitteln.
„Wir arbeiten mit Lehmputz und verwenden keine Nägel, weil es die früher auch nicht gab. Wir schleifen die Türen und Böden von Hand.“ Überhaupt seien bei der Gestaltung von Gebäuden nur fünf Farben verwendet worden. „Davon waren Gold dem Adel und Purpur der Kirche vorbehalten.“
Die „alte Dame“, wie Schönfelder die Burg nennt, sei für ihn ein „Abenteuerspielplatz“. Innen wechselt man ständig zwischen Urburg und Anbau hin und her, muss gebückt laufen, um in einen Eckturm zu gelangen. Fenster, die einmal nach außen zeigten, liegen nun innen und waren zugemauert. „Hingucken, Dinge erkennen“, sagt Schönfelder. So wie kleinen Aussparungen in den Konkaven der Türme. „Die waren für die Balken des Gerüsts. Die hat man früher innen aufgebaut und die Mauer immer weiter hochgezogen.“
In etwa 15 Jahren soll die Restaurierung abgeschlossen sein
Und dann sind da noch die unentdeckten Schächte: „Dadurch, dass die Burg auf ein bestehendes Kellergeschoss gebaut wurde, gibt es zahlreiche verborgene Räume.“ Einen davon entdeckte er im Eingangsbereich unter einer vertäfelten Ablage. „Ich habe den Deckel abgemacht, alles war mit Sand aufgefüllt. Den habe ich entfernt, darunter liegt der Eingang zu einem zweiten Kellersystem. Da grabe ich jetzt“, sagt Schönfelder.
Aber: „Ich habe es gar nicht eilig, Neues zu entdecken – das können die meisten Leute nicht verstehen. Wenn ich dagegen etwas fände, das etwas über die Zeit zwischen 1619 und 1840 erzählt, das wäre toll“, fügt er lächelnd hinzu.
In etwa 15 Jahren, schätzt er, soll die Restaurierung abgeschlossen sein. Dann will Schönfelder, der in Sankt Augustin wohnt, dauerhaft einziehen. Schon jetzt macht er die Burg der Öffentlichkeit zugänglich: Er bietet Führungen an, lässt Verliebte hier heiraten, gruselt sich an Halloween mit Kindern und veranstaltet in der Adventszeit den wohl gemütlichsten Weihnachtsmarkt weit und breit.
„Wenn ich eines Tages nicht mehr bin, möchte ich etwas hinterlassen: Ich hinterlasse eine Geschichte, ich hinterlasse Freude, einen Ort, an dem sich die Menschen begegnen können.“ Schönfelder wolle eine Stiftung gründen, die sich um die Burg kümmert und sie für die Öffentlichkeit erhält. „Ich besitze die Burg zwar, aber sie gehört den Menschen. So etwas darf man nicht für sich behalten“, findet er.
Auf Anfrage ist die Burg zu besichtigen. Kontakt und weitere Informationen finden sich auf der Facebook-Seite von Burg Dattenfeld.