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Konto-AffäreWas die Windecker Gesamtschule in ihrer Stellungnahme erwähnt – und was nicht

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Der Haupteingang der Gesamtschule in Windeck.

Die Gesamtschule Windeck hat über Jahre eine sechsstellige Summe auf einem unbekannten Konto angespart.

Zur privaten Nutzung des Amazon-Prime-Accounts der Schule äußerte sich nun erstmals der stellvertretende Schulleiter Frank Sauerzweig.

Die Gesamtschule hat sich zur Schulkonto-Affäre geäußert – auf ihrer Internetseite. „Wir haben immer das Beste für die Schule und die Schulgemeinschaft im Sinn gehabt“, lautet einer der Kernsätze der Erklärung. Das ist gleichzeitig der Tenor des Schreibens, das als Stellungnahme der Schule zur Berichterstattung dieser Zeitung deklariert ist: „Es tut uns leid, dass nach der Lektüre des Artikels ein schlechter Eindruck von unserer Arbeit entstehen kann.“ Namentlich ist die Stellungnahme nicht unterzeichnet. Der Redaktion wurde sie nicht zugesandt.

Wie berichtet, hatte die Schulleitung der Gesamtschule, Melanie Grabowy (Schulleiterin) und Frank Sauerzweig (stellvertretender Schulleiter), über Jahre auf einem Konto eine sechsstellige Summe angespart, zum Teil aus zu hohen und nicht erstatteten Elternbeiträgen. Das hatte ein Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt (gpa) ergeben.

Prüfbericht widerspricht in Teilen der Stellungnahme aus Windeck

Die Schule habe sich seinerzeit unter anderem bereiterklärt, für die Kinder Unterrichtsmaterial zentral zu kaufen, heißt es in der Erklärung. „In all den Jahren seit unserer Gründung gab es weder von Seiten der Eltern noch von Seiten des Schulträgers hierzu Beanstandungen.“

Das zeitweise fast 148.000 Euro hohe Guthaben erklären die Autoren mit der fehlenden Trennung zwischen Büchergeld und Klassenfahrten. In Coronazeiten seien bereits kalkulierte Ausgaben nicht getätigt worden. „Zum Beispiel gab es keine Theaterbesuche und Ausflüge, das Memoheft wurde nicht gedruckt.“

Die gpa führt in ihrem Prüfbericht indessen aus, dass bereits im Vor-Corona-Jahr 2018 ein Betrag von 137.005 Euro, ein Jahr später besagte 147.944 Euro aufgelaufen waren. Während des ersten Lockdowns schrumpfte das Guthaben auf 140.944 Euro. In Absprache mit der Gemeinde Windeck und der Bezirksregierung würden die Versäumnisse derzeit aufgearbeitet, schreiben die Autoren.

Stellvertretender Schulleiter äußert sich zum Amazon-Prime-Account

Wie die Redaktion erfuhr, sollen auch Rückzahlungen erfolgen: „Ausgaben für zum Beispiel Blumensträuße und Bewirtungen von Gästen der Schule werden wir selbstverständlich rückerstatten.“ Dass nach Berechnungen von Prüfern fast 100.000 Euro bei der Einnahme von Büchergeld übrig blieben und das Guthaben anwachsen ließen und dass Mittel nach Ansicht der gpa „zweckentfremdet“ ausgegeben wurden, erwähnt das Schreiben dagegen nicht.

Zur privaten Nutzung des Amazon-Prime-Accounts der Schule äußerte sich auf nochmalige Nachfrage am Mittwoch der stellvertretende Schulleiter Frank Sauerzweig. Viele der aufgelisteten Fälle seien Bestellungen im Auftrag der Schule gewesen, sagte Sauerzweig. Bei den anderen handele es sich durchweg um versehentliches Einloggen von einem Dienstlaptop in den Schul- statt in einen privaten Account.

Eine zunächst andere und damit falsche Aussage habe die Schulleitung auch gegenüber der Gemeindeverwaltung längst korrigiert. Alle privaten Bestellungen seien im Übrigen ausgeglichen worden. Das Ganze sei „furchtbar unangenehm“, räumte Sauerzweig ein. Zu den übrigen Vorwürfen des gpa-Berichtes wollte er weiterhin nicht Stellung nehmen.