In Altenhof gilt wieder Tempo 70 statt 50, obwohl zwei Verkehrstote einst Grund für die Reduzierung waren. Die Anwohner sind erbost.
ProtestTempolimit in Windecker Siedlung trotz zweier Todesfälle erhöht – Anwohner wütend
„Wir wollen nicht kleinkariert sein, aber lebenserhaltend.“ Irene Falsner-Stengert ist aufgebracht, ebenso wie ihre Nachbarn. Seit Ende März gehört ihr kleiner, um die zehn Häuser zählender Weiler Altenhof nicht mehr zum Windecker Dorf Hurst. Ein Bautrupp sei ohne Ankündigung angerückt, habe das Ortsschild versetzt und stattdessen Tempo-70-Schilder aufgestellt. Seitdem werde auf der Landesstraße 333 gerast, auch an der Bushaltestelle, berichten Anwohner. Sie berichten, dass es vor vielen Jahren zwei tödliche Verkehrsunfälle gegeben habe.
Warum die Schilder an der L 333 überhaupt versetzt wurden, erklären der Rhein-Sieg-Kreis und die Gemeinde Windeck. Demnach wollten Bürger im benachbarten Dorf Loch ein gelbes Ortsschild an der Locher Straße aufgestellt haben. Die Prüfung habe dann ergeben, dass das Ortsschild an der Landesstraße nicht den Vorschriften entsprochen habe.
Anwohner in Altenhof sorgen sich um Senioren und Kinder
In Altenhof gebe es keine geschlossene Bebauung, argumentiert der Kreis. Außerdem fehle der räumliche Bezug zu Hurst. „Um dem Schutzgedanken Rechnung zu tragen, wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf besagtem Streckenstück der Hohe Straße auf 70 km/h reduziert,“ heißt es aus dem Kreishaus.
Aus Sicht der Anwohner wurde die Höchstgeschwindigkeit dagegen von 50 auf 70 erhöht. Astrid Schlosser hat sich schlau gemacht: Altenhof könne sehr wohl als „geschlossene Ortschaft“ eingestuft werden, interpretiert sie die Straßenverkehrsordnung und Urteile diverser Gerichte.
Sorge haben die Anwohner um die Senioren im Ort und um die Kinder, die die Straße überqueren müssen, wenn sie mit dem Bus zum Einkaufen oder zur Schule in Rosbach fahren wollen. Auch für Autofahrer sei es inzwischen gefährlich, aus den Einfahrten oder dem einzigen Weg im Ort auf die Landesstraße einzubiegen.
40 Jahre zurückliegende Todesfälle ohne Relevanz für den Sachverhalt
Auf die Palme gebracht, sagen die Anwohner, habe sie der Umgangston des Straßenverkehrsamtes. „Es gibt in Windeck schlimmere Stellen“, zitiert Falsner-Stengert aus einem Gespräch. „Sie haben auf der Straße nichts verloren“, soll ein Kreismitarbeiter zu Patrick Ritter gesagt haben. Dass Tempo 50 seinerzeit angeordnet wurde, nachdem zwei Frauen bei zwei Unfällen gestorben waren, interessiere offenbar nicht, meint Antje Engelberth.
Und tatsächlich: „Die offenbar über 40 Jahre zurückliegende Unfalllage hat nach so langer Zeit für den aktuellen Sachverhalt keine Relevanz mehr“, heißt es in einer E-Mail des Kreises an die Redaktion. Heute seien die Autos stärker motorisiert und führen viel schneller, setzt Irene Falsner-Stengert dagegen.
Einen Lösungsvorschlag für Altenhof hat der Windecker Beigeordnete Thomas Becher: „Für die bestehende Bebauung „Altenhof“ kommt gegebenenfalls eine Weilerbeschilderung in Betracht.“ Das wäre das grüne Ortsschild, dann kombiniert mit Tempo 50.