ZauberbergNeues Leben im alten Krankenhaus

Die alte Klinik
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Windeck – Zwei Krankenhausbetten stehen noch im alten Chefarztzimmer auf der zweiten Etage, eine Anlage bietet Sauerstoff an, und an einer verschlossenen Tür erklärt das Schild „Bronchoskopie“, warum der Zutritt verwehrt ist. Doch als Klinik wird das denkmalgeschützte Waldkrankenhaus in Rosbach schon seit zehn Jahren nicht mehr genutzt, der Leerstand wurde nur durch Filmteams unterbrochen, hier drehte zum Beispiel Til Schweiger „Barfuß“. Und jetzt wimmelt es vor Menschen auf den Fluren der ehemaligen Lungenheilanstalt. Kinder toben über die blank gescheuerten Linoleumböden, im riesigen Speisesaal mit seinen bunten Glasfenstern und bemalter Decke duftet es nach Kaffee und Kuchen, durch das hohe Treppenhaus tanzen Flötenmelodien. Es ist „Tag der offenen Tür“ im Zauberberg, wie die ehemalige Lungenheilanstalt, von ihren neuen Betreibern getauft wurde. Rund 25 Personen haben sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen, die dem romantischen Bau neues Leben einhauchen will.
Gewerbe, Kunst und Kultur sollen einziehen, eine Gastronomie und ein Hostel sind geplant, auch Einheiten zwischen 20 und 130 Quadratmetern für Mehrgenerationenwohnen wird es geben. „Wir sind alles Privatleute“, betont Jens Hansen, der gemeinsam mit Petra Plenzig der von den Bewohnern gegründeten Hausverein GmbH vorsteht. Und als Privatleute wollen sie das 6000 Quadratmeter große Haus mit seinen Nebengebäuden und dem drei Hektar großen Parkgelände von den Klinikern der Stadt Köln auch übernehmen. Ursprünglich in Form einer Genossenschaft, jetzt soll die Finanzierung, bei der Interessenten eine Einlage machen und gleichberechtigter Teil der Zauberberg-Gemeinschaft werden, als Mitglied des „Mietshäuser Syndikat“ realisiert werden. „So können wir auch Kredite vergeben – und zwar zu deutlich niedrigeren Zinsen als jede Bank“, erklärt Hansen.
Kaufen will die Gemeinschaft ihren Zauberberg im Sommer, spätestens im Herbst, sobald die Gemeinde den Flächennutzungsplan geändert hat. Neben dem sechsstelligen Kaufbetrag warten „Investitionen von rund drei Millionen Euro“, wie Hansen schätzt. Anschluss der Kläranlage an den Kanal, Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am über hundert Jahre alten Gebäude. Aber auch da setzen Plenzig und Hansen auf den solidarischen Gedanken: „Das Syndikat, unter dessen Dach viele selbst organisierte Hausprojekte zusammengefasst sind, stellt Know-How und finanzielle Mittel zur Verfügung“, erklärt Hansen. Und selber anpacken, das wollen die Mitglieder der Gemeinschaft natürlich auch. „Beim Miteinander kriegt man auch ganz schnell mit, wie die Leute drauf sind und ob sie zu uns passen“, sagt Marlene Christ, Vorsitzende des Zauberberg-Fördervereins.
Goldschmiedin Claudia Baumann aus Köln und Bernhard Immisch aus Hurst, der Querflöten aus Bambus baut, gehören zu den ersten, die die alte Klinik als neue Wirkungsstätte für sich entdeckt haben. „Ich habe immer gedacht, wie schade es ist, dass dieses Gebäude leer steht“, erzählt Immisch. Jetzt soll das Hausmeisterzimmer seine Werkstatt und Lager werden. „Ein schöneres Ambiente kann ich mir nicht vorstellen!“