Die Unternehmen an Rhein und Sieg benennen in der IHK-Umfrage Personalmangel und die Energie als Herausforderungen.
IHK-UmfrageFirmen im Rhein-Sieg-Kreis schöpfen nach den Krisen vorsichtige Hoffnung
Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg. Der Anteil der Pessimisten habe sich von 49 auf 28 Prozent reduziert. Ein Drittel der Betriebe bezeichne die aktuelle Lage als gut und erwarte eine Verbesserung. Nur 17 Prozent bewerteten die Situation als schlecht, zitierten IHK-Präsident Stefan Hagen und Geschäftsführer Dr. Hubertus Hille das Zahlenwerk vom Jahresanfang.
„Die Wirtschaft hat von Anfang an versucht, mit den Krisen umzugehen“, berichtete Hagen. Das sei gut gelungen. Untermauert werden die Umfrageergebnisse von der Entwicklung des Arbeitsmarktes. Die Unternehmen legten Wert darauf, ihre Mitarbeiter zu halten. „Wir haben keinen Fachkräftemangel, sondern einen Arbeitskräftemangel“, sagte Hagen. „Die Probleme werden nicht anders gelöst als durch Zuwanderung“, unterstrich er für alle Branchen.
Aktuell hebe sich Bonn mit einem Minus von rund fünf Prozent bei der Arbeitslosenquote ab. Das habe aber auch mit Umzügen von Firmen, wie beispielsweise Conet von Hennef in die Bundesstadt, zu tun, analysierte der Präsident. Als Hauptrisiko für die Zukunft benannten die Unternehmen gegenüber der IHK die Energie- und Rohstoffpreise. 79 Prozent versuchten Energie einzusparen, 44 Prozent investierten in Energieeffizienz.
Derzeit sei der Gaspreis aber unterhalb der Marke, bei der der vom Bund beschlossene Deckel greife, berichtete Hille. Dass sich der Strompreis an der teuersten Erzeugungsform orientiere, kritisierte Hagen. Die Kosten für die Erzeugung erneuerbarer Energie liege schließlich bei nahezu null, wenn die Anlage stehe. Ob Wasserstoff die Lösung sei, müsse sich mittelfristig zeigen.
Firmen in Rhein-Sieg: Verkehr und Einzelhandel bleiben im Stimmungstief
Während über die Branchen hinweg der Geschäftsklimaindex die magische Marke von 100 zum Teil deutlich übersteigt und damit die vorherrschende Hoffnung widerspiegelt, verharren Verkehr mit 84,9 und Einzelhandel mit 90,1 im Stimmungstief. Spediteure und Busunternehmer blickten wenig optimistisch in die Zukunft. Bei stationären Händlern sei der Index immerhin von 61 auf 90,1 gestiegen, berichtete Hille. „Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“ schwanke die Stimmung im Gastgewerbe.
Der Geschäftsklimaindex in der Industrie hat sich von 82,3 auf 107,7 verbessert. Gestörte Lieferketten seien neu geknüpft worden, Lagerhaltung habe sich „just in time“ zu „just in case“ entwickelt, schilderte Hille. „Es brauchte eine gewisse Zeit, dann hatte sich die Wirtschaft an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst – es funktioniert.
Es heißt nun mal Unternehmer, nicht Unterlasser“, sagte Hagen. Im bundesweiten Vergleich sehen die Vertreter der IHK die Region Bonn/Rhein-Sieg „besser als der absolute Trend“, erklärte Michael Schmaus, der die Befragung der Mitglieder leitet. Verantwortlich sei der Schwerpunkt Dienstleistungen. Energieintensive Betriebe gebe es an Rhein und Sieg kaum, ergänzte Hagen.