Gemeinsames Beten im NetzKirchen streamen Veranstaltungen wegen Corona
Rhein-Sieg-Kreis – „Not lehrt beten“, zitiert Pfarrer Joachim Knitter ein Sprichwort. Derzeit aber müssen die Gläubigen aller Konfessionen allein beten. Mindestens bis Ostern. Die Gottesdienste, aber auch alle anderen Veranstaltungen der evangelischen Kirche in Siegburg wurden abgesagt – Chorproben ebenso wie die regelmäßigen Treffen verschiedener Kreise.
Der Konfirmationsgottesdienst, eigentlich für Ende Mai vorgesehen, wird verschoben. „Vielleicht im Herbst, vielleicht im nächsten Jahr mit zwei Jahrgängen“ solle das Fest nachgeholt werden. Überlegungen, eventuell eine Feier unter freiem Himmel abzuhalten, erteilten die Verantwortlichen eine Absage. Ein „Fest der Generationen“ wie die Konfirmation sei derzeit unverantwortlich.
Echte Präsenz zeigen
„Wir geben uns nicht einfach geschlagen“, betont Knitter. „In solchen Zeiten müssen wir eine Präsenz zeigen“, auch wenn unmittelbare soziale Kontakte nicht möglich seien. Die Auferstehungskirche in Siegburg bleibt geöffnet, eventuell werden die Öffnungszeiten sogar ausgedehnt.
„Wir versuchen, die Homepage zu einem neuen Mittel der Kommunikation auszubauen“, sagte Knitter. Die Predigt des vorerst letzten Gottesdienstes ist online zu lesen, für den Sonntag „Lätare“ am 22. März hatte Pfarrerin Karin Bayer eine ganze Andacht online gestellt; über die Homepage lässt sich auch der Kontakt zu den Seelsorgern herstellen. Denn: „Vereinsamung und Isolation können die Menschen in große Krisen stürzen“, betont Knitter.
„Kirche ist weiter für Sie da“, versichert auch Almut van Niekerk, die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein. Online-Angebote der Verkündigung würden vorbereitet, erste „Mutmacher-Videos“ ließen sich im Netz ebenso abrufen wie der Aufruf zum täglichen Mittagsgebet samt Andachtstexten. Statt Kindergottesdienst gibt es unter story.ekir/kids eine digitale Kinderkirche. Krieg und Konflikte „bringen Leid und Tod mit sich“ – auch in diesen Tagen.
Monatliches Friedensgebet fortgesetzt
Im katholischen Seelsorgebereich Niederkassel-Nord wird daher das monatliche Friedensgebet fortgesetzt: Die Texte finden sich auf der Internetseite www.kknn.org. Das Friedensgebet am Mittwoch, 25. März, und das Taize-Gebet am 27. März werden auf Facebook wie auch auf Youtube live gestreamt oder als Video eingestellt. Auch in Troisdorf wollen die katholischen Seelsorger die Gläubigen in diesen Zeiten nicht allein lassen. Regelmäßig werde in den kommenden Wochen ein geistliches Wort auf der Internetseite erscheinen, kündigte Hermann-Josef Zeyen an, leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Troisdorf.
Mittagsgebet online
Wenn die Glocken in den 33 Kirchengemeinden am Montag, 23. März, um 12 Uhr läuten, lädt der Evangelische Kirchenkreis An Sieg und Rhein die Gemeindemitglieder zu einem gemeinsamen Mittagsgebet ein, zu dem aber jeder zu Hause bleibt.
Gesprächstermine mit den Geistlichen lassen sich über die Pfarrbüros vereinbaren; auf den Internetseiten informieren die Pfarreiengemeinschaft und St. Johannes über Gottesdienstübertragungen. Und trotz der Absage aller Gottesdienste wird in den Pfarrkirchen Messe gefeiert – wenn auch ohne Gläubige: Jeden Morgen um 8 Uhr werde die Messe an einem nicht genannten Ort „in Anliegen der Pfarrgemeinde und für die Pfarrgemeinde“ gehalten, sagte Pfarrer Zeyen. „Und jeder ist eingeladen, sich in Gedanken anzuschließen.“
„Weißer Sonntag“ in Troisdorf
Während der üblichen Messzeiten öffnen die katholischen Kirchen für das persönliche Gebet. „Dann wird immer ein Seelsorger da sein für das Gespräch“, kündigte Zeyen an. Der „Weiße Sonntag“ wird auch in Troisdorf ohne die festlichen Gottesdienste zur Erstkommunion stattfinden: Bis zum 1. Mai hat das Erzbistum diese Feiern ebenso wie Firmungen und Visitationen ausgesetzt. „Wir werden Ersatztermine im September oder Oktober anbieten“, sagte Hermann-Josef Zeyen. Aber: „Ob wir das wahrnehmen können, wissen wir nicht.“
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„Nur im engsten Familienkreis“ ist vorerst die Beisetzung von Verstorbenen gestattet. Nicht mehr als 20 Personen dürfen sich dazu versammeln – eine Erfahrung, die Pfarrer Joachim Knitter ebenso wie der katholische Kollege Zeyen in diesen Tagen schon machten. Ihm sei dennoch „sehr viel Verständnis bei den Menschen“ begegnet, sagte Pfarrer Zeyen.www.ekasur.dewww.ev-kirche-siegburg.dewww.trokirche.dewww.stjohannes-troisdorf.de