Gottesdienste ab 1. MaiBei den Pfarrern überwiegt die Skepsis – Gemeinden zögern
- Theoretisch dürfen die Kirchen im Rheinland ab dem 1. Mai wieder Gottesdienste abhalten.
- Schutzauflagen gibt es trotzdem, etwa darf nicht gesungen werden. Einigen Pfarrern ist nicht ganz wohl bei der Vorstellung.
- Einige Pfarrer und Gemeinden können sich auch vorstellen, die Online-Angebote nach der Krise fortzuführen.
Rhein-Sieg-Kreis – Mit Abstand sollen die Gläubigen sitzen, auf den Friedensgruß müssen sie ebenso verzichten wie auf den Gemeindegesang, der als „Risikoverhalten“ gilt. Beim Austeilen der Kommunion in den katholischen Kirchen soll die Hostie mit einer Art Zange gereicht werden. „Schön ist anders“, fasst die Niederkasseler Pfarrerin Katharina Stork-Denker die Auflagen zusammen, unter denen ab dem kommenden Wochenende wieder öffentliche Gottesdienste möglich sein sollen.
„Es ist ein großes Bedürfnis da“, das hat nicht nur Katharina Stork-Denker in den vergangenen Wochen erfahren. Und doch wird es am kommenden Sonntag, 3. Mai, erst einmal keinen Gottesdienst in den Kirchen der evangelischen Kirchengemeinde Niederkassel geben. „Gut überlegen“ müsse man zuvor, gibt die Pfarrerin zu bedenken.
Form noch nicht gefunden
Kann sie sich Gottesdienst unter solchen Auflagen überhaupt vorstellen? „Ich für mich müsste noch eine Form finden“, antwortet die Pfarrerin. Vielleicht könnte das eine kleinere Feier sein, mit Texten und mit Musik, die man hören kann.
Auch dürften die Risikogruppen nicht vergessen werden; ältere Menschen machten in Niederkassel „knapp die Hälfte“ der Gottesdienstbesucher aus, schätzt sie. Nicht zuletzt für diese Gläubigen bietet Stork-Denkers Gemeinde ein „ganz analoges Format“ an: Wöchentlich verteilen ehrenamtliche Helfer die „Ermutigungen zum Tage“, Gottesdienste zum Lesen.
Von einem „Spagat“ zwischen dem Wunsch nach Gottesdienst und den Auflagen spricht Peter Emontzpohl, Leitender Pfarrer im katholischen Seelsorgebereich Sankt Augustin. Um den zu schaffen, „brauchen wir in der Verantwortung vor Gott und den Menschen Zeit“. Markierungen in den Kirchen sind ebenso vorgeschrieben wie Aufsichten. Für jede Kirche müsse ein eigenes Konzept erstellt werden , erklärt der Pfarrer. Darum werde es weder an diesem noch am folgenden Wochenende öffentliche Messen geben.
Summen statt singen
Und danach? Das werden die Gespräche zeigen, die derzeit mit den Gremien der Pfarreien geführt werden. Auch die Frage, wie eine „einigermaßen würdige Kommunion“ aussehen könne, wird dabei erörtert werden, aber auch die, wie ein Gottesdienst ohne Gesang ablaufen kann. „Vielleicht mit einem Kantor oder Kantorin, deren Gesang die Menschen mitsummen“, so Empontzpohl. Denn „schon wenn man Texte einblendet, sind sie versucht, mitzusingen.“
Weiterhin online
Aus der Emmauskirche in Niederkassel-Ranzel wird am kommenden Sonntag ab 10.45 Uhr ein Online-Gottesdienst übertragen. „Viele Leute, die wir sonst nicht erreichen“ hätten nach der Premiere beim Ostergottesdienst ihre Dankbarkeit ausgedrückt, erzählt Pfarrerin Katharina Stork-Denker.
Auch Jan Busse hält in Sankt Augustin Gottesdienste, die im Internet zu verfolgen sind. Kurze Andachten für eine digitale Gemeinde könne er sich auch für eine Zeit vorstellen, „wenn das Leben wieder normal ist“. Über ein „vielfältiges und gut genutztes digitales Angebot“ freut sich sein katholischer Kollege Peter Emontzpohl. Das werde fortgesetzt, ab 10. Mai werde eine Sonntagsmesse gestreamt.
https://niederkassel.ekir.de
www.ev-menden.de
https://katholisch-sankt-
augustin.de/
Das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Menden-Meindorf wird am Dienstag der kommenden Woche entscheiden, ab wann wieder Gottesdienste stattfinden sollen. „Ich hoffe, dass wir Mitte Mai anfangen“, sagt Pfarrer Jan Busse, der ebenso wie die Kollegen eine ganze Menge ungelöste Fragen sieht.
„Wie gestalten wir das, wenn man zwei Meter Abstand halten und Masken tragen muss?“ Wenn man nicht singen dürfe und eventuell sogar Menschen nach Hause schicken müsse, wenn mehr Gläubige als zulässig zum Gottesdienst kommen? „Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, Gottesdienste im Freien abzuhalten“, überlegt Busse.
Limitierte Anzahl an Plätzen in den Gottesdiensten
Mit Skepsis sieht Pfarrer Christoph Jansen aus dem Seelsorgebereich Hennef-Ost die anstehende Lockerung: „Ich finde, wir machen einen riesigen Aufwand für sehr wenige, die es wahrnehmen können.“ Schließlich habe die Kirche „nun mal ein vorwiegend älteres Publikum“, Menschen also, die zu den Risikogruppen gezählt werden.
Predigt statt Kabarettabend
Willibert Pauels sollte auf Einladung des Pfarrgemeinderats am kommenden Sonntag, 3. Mai, gemeinsam mit dem Musiker Eddi Hüneke und dem Programm „Was uns trägt“ auftreten. Nach der coronabedingten Absage des Musik- und Kabarettabends kommt der Diakon und Karnevalist Pauels („’ne Bergische Jung“) aber trotzdem nach Hennef-Warth. In der Sonntagsmesse um 11 Uhr hält der 65-Jährige in Absprache mit Pfarrer Christoph Jansen die Predigt.
Seit Ende März werden die Gottesdienste aus der Warther Liebfrauenkirche live im Internet übertragen. Wer zusehen möchte, muss sich über „Pfarrgemeinde Liebfrauen Hennef Warth“ bei Facebook einloggen. Etwas später ist ein Mitschnitt der Messe auf der Homepage der Gemeinde zu finden. (kh)
www.liebfrauen-hennef.de
Darüber hinaus wird die Zahl der Gottesdienstbesucher limitiert sein: Bei 20 Quadratmetern Platz für jeden Besucher der Messe kommt er auf 40 Plätze in Uckerath, 30 in der Warth und nur zwölf in Happerschoß. Vorerst werden die Menschen daher die Messe nur nach vorheriger Anmeldung besuchen können, konkret ab Dienstag jeweils für den folgenden Sonntag, frühestens für den 10. Mai. Mit Nummern sind die zugewiesenen Sitzplätze versehen, über die sonstige Ausstattung unter anderem mit Spendern für Desinfektionsmitteln wird derzeit noch beraten.
Am 9. Mai soll sich das Konzept bei einer Messe mit 30 geladenen Besuchern bewähren. „Außerordentlich unromantisch“ findet Pfarrer Jansen die Aussichten, ein schöner Gottesdienst sehe für ihn anders aus. „Praktisch unmöglich“ werde das Spenden der Kommunion bei gleichzeitigem Einhalten der Sicherheitsabstände. „Da wird es bei aller Freude einige Enttäuschung geben.“