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Die Klosterkirche ist verkauftIm Gebäude könnten wieder Gottesdienste stattfinden

Lesezeit 3 Minuten

Die Klosterkirche hat nach Informationen dieser Zeitung einen neuen Inhaber. 

  1. Bald könnten wieder Gottesdienste in der Kirche stattfinden.
  2. Preis liegt bei rund 1,2 Millionen Euro.
  3. Langer juristischer Streit verzögerte Verkauf.

Hennef – Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis in der Klosterkirche Geistingen wieder Gottesdienste abgehalten werden. Nach Informationen dieser Zeitung ist das säkularisierte Gotteshaus in Hennef zum 1. Januar 2019 verkauft worden. Bürgermeister Klaus Pipke bestätigte auf Anfrage, dass das historische Gebäude einen neuen Eigentümer gefunden hat. Eine freie evangelische Gemeinde, vermutlich in Siegburg, habe die 1904 geweihte Klosterkirche (siehe „Die Historie“) übernommen, mehr konnte Pipke nicht sagen. Die in Frage kommenden Gemeinschaften der Kreisstadt winkten aber ab, sie hätten die Klosterkirche nicht gekauft.

Preis könnte bei rund 1,2 Millionen Euro liegen

Der bisherige Besitzer, das Unternehmen Time-Trax aus Witten, ist als Agentur im Marketing mit besonderen Veranstaltungsorten sowie Personalservice aktiv. Eine Sprecherin bestätigte auf Anfrage, dass die Immobilie in andere Hände übergeben worden sei. Es sollen dort künftig wieder Gottesdienste gefeiert werden. Auf die Frage nach den Gründen des Verkaufs und der Höhe des Preises gab es allerdings keine Antwort. Nach unbestätigten Angaben aber könnte es sich um einen Betrag von rund 1,2 Millionen Euro handeln.

Die Historie

Das Kloster Geistingen der Redemptoristen wurde am 8. September 1903 eingeweiht. Am 15. September 1904 wurde die Klosterkirche gesegnet, ab Januar 1906 gab es auch eine Messe für die Pfarrgemeinde in dem neoromanischen Bau.

Das Kloster war zunächst für 40 Ordensstudenten ausgerichtet. Im Juli 1941 wurde es von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Es zog jedoch keine Führerschule ein, sondern das Waisenhaus Elisabeth-Breuer-Stift aus Köln-Mülheim wurde untergebracht. Dadurch blieben die Gebäude vermutlich beim Bombardement Geistingens durch die Alliierten am 8. März 1945 verschont. Ende Juni 1945 kehrten die ersten Studenten zurück.

Josef Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XXIII., besuchte die Philosophisch-theologische Hochschule und nutzte während seiner Bonner Studienzeit die Bibliothek mit rund 180 000 Bänden. Am 8. Januar 2006 fand der bislang letzte Gottesdienst in der Klosterkirche statt. (rvg)

Time-Trax, 2001 gegründete Promotion-Agentur, organisiert unter anderem Produkteinführungen, Versammlungen, Jubiläumsfeiern und Roadshows , baut Messestände auf und stellt Veranstaltungspersonal.

Langer juristischer Streit könnte Objekt uninteressant gemacht haben

Im September 2007 erwarb die Firma das denkmalgeschützte Ensemble. Es folgte ein behutsamer Umbau in enger Absprache mit der Denkmalschutzbehörde. Aufsehen erregte eine Präsentation von Autos, mehrere Konzerte lockten Besucher an. Auf der Empore steht eine Profiküche, Kochveranstaltungen finden regelmäßig im historischen Ambiente statt.

Die Stadt hatte eine Baugenehmigung mit Auflagen erteilt. Die begrenzte das Ende egal welcher Veranstaltung auf 22 Uhr, die Zahl der Besucher und die Lautstärke. Anwohner hatten gegen eine gewerbliche Nutzung geklagt, nach längerem juristischen Streit wurde die Klage zurückgezogen. Denkbar ist, dass diese Einschränkungen das Objekt uninteressant gemacht haben.

Spektakulärer Ort, um sich das Ja-Wort zu geben

Von außen wirkt alles noch so, als wäre nichts passiert. In einem Schaukasten sind Gin-Tastings und Kochabende wie „Berg und Tal – Internationale Alpenküche“ ausgeschrieben. Letzter dort ausgewiesener Termin ist „Das perfekte Weihnachtsdinner“ am 24. November. Seit März 2011 ist die Klosterkirche zudem der wohl spektakulärste Ort in Hennef, um sich das Jawort zu geben. Eine Dependance des Standesamtes ist dort untergebracht, an vereinbarten Samstagen konnten Trauungen mit 100 und mehr Gästen vollzogen werden. Für einen kleineren Rahmen stand die Sakristei zur Verfügung. In der großen Halle des säkularisierten Kirchenschiffes konnte zudem ein Sektempfang oder ein Buffet angeboten werden.

Bislang ist der neue Eigentümer nach dem spektakulären Besitzerwechsel noch nicht aus der Deckung gekommen. An der Klosterkirche Geistingen hängen viele Erinnerungen der Bewohner des Stadtteils, viele sind hier getauft worden. Sie werden gespannt sein, wie es am historischen Ort weitergeht.