Einfach coolHennefer etabliert innovatives Kühlsystem in Deutschland
- Der Werdegang von Leonard Elsässer ist beeindruckend. Als gerade mal 23-Jähriger machte er sich selbstständig.
- Mit einem innovativen Kühlsystem, das in Deutschland aber noch keiner kannte.
- Nach vier Monaten ohne Aufträge und ohne Geld geht es für den Hennefer jetzt aufwärts.
Hennef – In die Kältetechnik ist Leonard Elsässer zufällig reingerutscht. Inzwischen arbeitet er schon seit zweieinhalb Jahren als Selbstständiger in dem Metier mit seiner gleichnamigen Firma. Er hat sich einem geschlossenen Kühlkreislaufsystem verschrieben, das deutliche Vorteile gegenüber Verdunstungskühltürmen hat.
Bei letzteren verdunstet die wichtige Ressource Wasser, Bakterien werden in die Luft emittiert, Chemie muss eingesetzt werden. Das alles ist wenig umweltfreundlich.
Geschlossenes System hält Krankheitserreger draußen
Die Gefahr einer Legionellenverseuchung wird in dem geschlossenen System dagegen nahezu vollständig verbannt. Die Innovation, die ihn überzeugt hat, ist eine sogenannte adiabatische Kammer. Sie sitzt unter der eigentlichen Kühlung. Über eine Lanze wird bei hohen Wärmebelastungen zusätzlich Wasser eingesprüht, um Temperaturspitzen zu bewältigen.
An einem realisierten Projekt rechnet er vor, was das in der Anschaffung wesentlich teurere System nach kurzer Laufzeit schon einsparen kann. Der Kühlturm hatte einen jährlichen Wasserverbrauch von 8300 Kubikmetern. Elsässers Anlage kommt dagegen mit 112 Kubikmetern aus. Statistisch betrachtet, entspricht das einem Verbrauch von 2,5 Personen im Jahr.
Weniger Schadstoffe und Kosten durchs neue System
Bei der Energie hat er ein Minus von 21 Prozent errechnet. Chemikalien fallen im Gegensatz zur Verdunstung so gut wie nicht an, er spricht von einem Minus von 99 Prozent. Wasseraufbereitung entfällt komplett, bei der Instandhaltung sinken die Kosten um 88 Prozent, die Betriebskosten um 62 Prozent.
Elsässer hat ursprünglich eine kaufmännische Ausbildung in einem altehrwürdigen Handelsunternehmen aus Bremen gemacht. Nach dem Abitur 2013 am Städtischen Gymnasium Hennef hatte es ihn in die Hansestadt gezogen.
Doch das war nur der Anfang einer bemerkenswerten Karriere des 25 Jahre alten Hennefers. Denn die Firma schickte ihn nach Asien. Dort lernte er Frigel kennen, ein italienisches Maschinenbau-Unternehmen. Und dessen Patent – die adiabatische Kammer in einem geschlossenen Kühlkreislauf – begeisterte ihn.
Elsässer greift auch selbst zum Werkzeug
In Asien erwarb er aber auch andere Qualifikationen, zum Beispiel das Arbeiten in kleinen Teams und mit flachen Leitungsstrukturen. Seinen Lebensmittelpunkt wollte er irgendwann zurück nach Europa verlegen. Elsässer entschied sich für die Selbstständigkeit. Die Brüder Frigel lernte er kennen, und sie sensibilisierten ihn für das Thema Umwelt.
Mit ihren Produkten wollte er an den Start gehen. Eine Warnung bekam er aber gleich mit auf den Weg: Deutschland sei ein schwieriger Markt, die Frigel-Systeme seien nicht bekannt, anders als in Asien, wo sie weiter verbreitet sind. Das Legionellenproblem ist auf dem Kontinent aber auch größer. Das focht den 25-Jährigen nicht an, war er doch überzeugt von dem Produkt.
Berufsbegleitend ließ er sich zum Klima- und Kältetechniker ausbilden, inklusive Hartlöterschulung. Seit fast sieben Jahren schraubt er selbst an den Anlagen herum. Elsässer ist kein reiner Anzugträger und Verkäufer, er greift gern zum Werkzeug.
Vier Monate ohne Aufträge und ohne Geld
Als Jungunternehmer stieg er 2017 mit 23 Jahren in den deutschen Markt ein, ohne Bestandskunden. Mit Kaltakquise suchte er sich seine potenziellen Abnehmer – und fand sie. Vier Monate musste er durchhalten, ohne Aufträge, ohne Geld zu verdienen.
Zunächst kam er bei seinen Eltern unter, inzwischen hat er in Düsseldorf ein Büro, das er sich mit anderen teilt, und ein Homeoffice in Hennef. Die Fabrikation ist in Italien; Kühlung. Leitungen, Pumpen, Steuerung – das Komplettsystem kommt aus einer Hand mit hochwertigen Komponenten meist deutscher Hersteller.
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Mit diesen Komplettsystemen allein macht er zwei Fünftel seines Geschäfts. Die Montage realisiert er mit Subunternehmen, er selbst beschäftigt zwei Teilzeitangestellte. Das technische Büro ist in Florenz bei Frigel ansässig. Diverse Partnerunternehmen übernehmen Service und Wartung. Mit minimalen Kosten will er gute Qualität zu wettbewerbsfähigen Kosten zu bieten. Das Besondere an dem System ist die modulare und leichte Bauweise, es lässt sich ohne viel Aufwand erweitern. Das hat auch SGL-Carbon überzeugt.
Einer der größten Arbeitgeber in Bonn hat gerade eine Kühlung von Elsässer montieren lassen. Sie hat sich im Alltag bewährt. Das Unternehmen, in der Automobilindustrie ein wichtiger Zulieferer, hat Umwelt- und Klimaschutz zum Ziel erklärt. Da passte Elsässer gut hinein. Es wird wohl nicht sein letztes Vorhaben mit dem Konzern sein. Seine nächste Idee ist die Kopplung mit Photovoltaik, um die Anlagen mit selbst generierter Energie zu fahren.