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Gesperrter HorstmannstegFotograf setzt watende Menschen in der Sieg in Szene

Lesezeit 3 Minuten

In Gummistiefeln und bepackt mit Einkaufstüten nobler Marken wechselte Janine Müller als erste beim Foto-Shooting an der Sieg die Seiten.

Hennef – Achtung! Brücke gesperrt. Das gilt für den Horstmannsteg seit April. Die direkte Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zwischen Allner und dem Hennefer Hauptort ist damit gekappt.

Doch der Fotograf und Künstler Andreas H. M. Martin hat einen alternativen Weg gefunden. Der führt geradewegs durchs Wasser.

Solange der Pegel der Sieg so niedrig bleibt, dass die Sieg unterhalb des gesperrten Horstmannstegs an den tiefsten Stellen gerade einmal kniehohes Wasser führt, werden sich für seine Kunstaktion „Siegüberquerung“ wohl noch etliche Hennefer nasse Füße holen – für die Kunst und für eine klimafreundliche Anbindung von Allner an die Innenstadt.

Tiefer als andere stieg Irene Stoev mitsamt Hollandrad in den Fluss.

„Ursprünglich war das Ganze gedacht als kleiner, humorvoller Seitenhieb zum Thema Brückensperrung und kein Ende in Sicht“, erklärt Martin. Er wohnt und arbeitet selbst in dem Hennefer Stadtteil, der nun darauf wartet, dass die schmale Brücke, die über die Jahre marode wurde, durch einen Neubau ersetzt wird. Die Diskussion über den Zustand des Horstmannstegs und über seine Zukunft war schon vor der Sperrung über Monate eines der wichtigsten lokalpolitischen Themen in der Stadt.

Einkaufstaschen umgehängt

Freundin Janine Müller ließ sich als erste dabei fotografieren, wie sie durch den Fluss watet. In Gummistiefeln und bepackt mit Einkaufstüten, auf denen die Logos einiger Edelmarken prangten, marschierte die junge Frau von Ufer zu Ufer. Die Resonanz auf Facebook war riesig. „Ich will auch so ein Bild“, schrieben viele, die es sahen, gut fanden oder teilten. Inzwischen, in gerade einmal zwei Wochen, ist daraus ein Selbstläufer, eine richtige Bewegung daraus geworden.

Mir einem ungewöhnlichen Kunstobjekt macht der Fotograf H.M.Martin auf den gesperrten Horstmannsteg und den damit verbundenen langen Umweg zwischen Allner und Hennef aufmerksam.

Irene Stoev brachte ihr hellblaues Hollandrad mit und schob es an einer etwas anderen Stelle durch die Sieg. Wie bei anderen Modellen hielt Fotograf Martin die Szene mit der Kamera fest, unprätentiös und authentisch – den alten Horstmannsteg stets als deutlichen Anlass des Protestes im Hintergrund. „Wir wollen, dass der Neubau der Brücke nicht in Vergessenheit gerät und der Ersatzbau so schnell wie möglich fertig wird“, begründet er die Aktion. Es geht also um ein im wahrsten Sinn des Wortes zeitkritisches Kunstprojekt.

Stapel Bücher auf dem Arm

Auch Michael Wagner ließ sich darauf ein. Mit einem Stapel Bücher auf dem Arm marschierte der Krimiautor und Künstler von Hennef durch den Fluss nach Allner. Wagner hat weitere Ideen, will Impulse setzen und betrachtet die Aktion mit der gebotenen Ernsthaftigkeit, aber auch mit Humor. „Hennef hat so viele kreative Köpfe; in Richtung Kunstaktion geht hier noch eine Menge“, zeigt er sich zuversichtlich. So hält er – „mal ins Blaue gesprochen“ – einen Ponton als Zwischenlösung für durchaus denkbar, „statt vier Jahre oder länger auf die neue Brücke zu warten“.

Krimiautor Michael Wagner hatte selbstverständlich Bücher dabei.

Lydia Nolden hat ihre Söhne Luis (11) und Marlon (10) mitgebracht. „Ich kenne viele, die den Weg brauchen“, sagt die Friseurmeisterin. Seit der Sperrung müssen die Menschen aus Allner zwangsläufig die vielbefahrene Landesstraße 478 mit der Allner Brücke und damit einen Umweg in Kauf nehmen. Eine Kundin hatte die Geschäftsfrau auf die Kunstaktion aufmerksam gemacht, spontan meldete sie sich mit den Kindern bei Andreas Martin an.

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Michaela Lambertz will beim nächsten Shooting dabei sein. Am vergangenen Samstag hatte die Autorin „den Griffel fallen lassen“ und war zum Treffpunkt für die Aktion „Siegüberquerung“ an die Freitreppe im Chronos-Gelände geradelt. Dort soll es weitergehen mit den Fotos, immer sonntags in der Zeit von 16 bis 19 Uhr. Solange die Sieg mitspielt und solange, wie Andreas Martin augenzwinkernd sagt, kein Dampfer anlegt.