Jugendamt, Kinderschutzbund und Hennefer Karnevalsvereine haben ein von Bürgermeister Mario Dahm initiierte Plakat- und Postkartenkampagne vorgestellt.
Keine ZwangsküsschenHennef ist im Kreis mit einem Projekt Vorreiter für Kinderrechte im Karneval
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Karnevalisten und Vertreter der Stadt präsentierten eine Plakataktion mit Regeln zum sicheren und kindgerechten Feiern im Karneval .
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
„Jede*r soll sich wohlfühlen“, „Keine Zwangsküsschen“, „Auch Jungs dürfen tanzen“, „Keine Bilder ungefragt auf Social Media“ - die Ansagen lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Die Stadt Hennef hat eine Postkarten- und Plakatkampagne gestartet. Bürgermeister Mario Dahm hat sie jetzt bei einem Training der Tanzsportgruppe Rot-Weiß Söven mit dem Kinderprinzenpaar Samuel I. und Zofia I. vorgestellt.
Ab sofort werden die von der Künstlerin Anna Karina Birkenstock entworfenen Motive auf Karnevalsveranstaltungen zu sehen sein. „Kinderrechte im Karneval“ sind die rot und grün gestalteten Plakate und Flyer übertitelt. Dabei steht Rot für: „Da sind wir dabei!“ Darunter finden sich Aussagen wie: „Ordensübergabe mit Händeschütteln ist ok!“ oder „Nichtlächeln ist auch ok!“ Ein plakatives Stopp mahnt an, dass Aggression, Mobbing und Gewalt im Karneval keinen Platz haben.
Es geht um Schutz, Teilhabe, Respekt, Gemeinschaft und Spaß
Grün dagegen meint: „Das ist prima!“ Auf einer stilisierten Narrenkappe finden sich vier grundlegende Aspekte: Schutz, Teilhabe, Respekt, Gemeinschaft/Spaß. Und dazu gehören Aussagen wie: „Kinder haben das Recht auf geschützte Räume im Karneval“ oder: „Alle sind gleichberechtigt! Alle sind willkommen!“ und: „Alle dürfen selbst entscheiden, wen sie mögen!“
Dahm hatte das Projekt initiiert. „Es steht ein für Vielfalt, gegenseitige Rücksicht und Achtsamkeit, geschützte Räume und Gleichberechtigung beim gemeinsamen Feiern, ohne Ausgrenzung, Diskriminierung, Geschlechterstereotype oder gar psychische, sexualisierte und körperliche Gewalt.“ Im Rhein-Sieg-Kreis ist das in dieser Form bisher erst- und einmalig.
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Die rote und die grüne „Karte“, wurden von der Künstlerin Anna Karina Birkenstock gestaltet.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
„Zartbitter“ aus Köln, Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen, hatte eine ähnliche Aktion schon im vergangenen Jahr aufgelegt. Der Bürgermeister erinnerte beim offiziellen Start zudem an einen Vorfall aus dem vergangenen Jahr, als der Präsident einer Karnevalsgesellschaft in Sankt Augustin durch anzügliche Bemerkungen, gerichtet an ein elf Jahre altes Kind, für einen Eklat gesorgt hatte.
„Karneval ist ohne Kinder und Jugendliche nicht vorstellbar“, sagte Dahm, „sie sind mittendrin, nehmen an Veranstaltungen und Karnevalszügen teil oder tanzen auf den Bühnen.“ Die Idee ist, dass sie das altersgerecht und sicher tun können. Er dankte den Vereinen, die mitgewirkt hatten sowie „den vielen Kindern und Jugendlichen, die sich mit ihren Wünschen und Ideen eingebracht haben“.
Karneval ist ohne Kinder und Jugendliche nicht vorstellbar.
Das Amt für Kinder, Jugend und Familie war im November 2024 auf mehrere Karnevalsvereine zugegangen, die Kinder- und Jugendtanzgruppen oder Kinderprinzenpaare haben. Neben der TSG Rot-Weiß Söven waren das die Jugendtanzgarden der KG Rot-Weiß Bröl, der Stadtgarde Schwarz-Rot Hennef, der Westerwaldsterne und der Stadtsoldatenpänz. Mitgemacht haben auch das Komitee Hennefer Karneval, die Jugendabteilung der KG Remm Flemm und der Sövener Karnevalsclub.
Diese seien offen gewesen und hätten das gern aufgenommen, meinten Amtsleiterin Miriam Overath und ihr Kollege Gabriel Stöcker, zuständig für den Jugendschutz. Die Gespräche seien in guter Atmosphäre gelaufen. Laute Trainer hatten sie erlebt und darauf aufmerksam gemacht. Die reagierten verständnisvoll und dankten für die Rückmeldung. Auf dem Plakat landete: „Kein Kind wird angeschrien!“
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Beim Training der Tanzsportgruppe Rot-Weiß Söven wurde das Projekt vorgestellt.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
„Der Bürgermeister ist auf uns zugekommen“, erinnerte sich Gerlinde Kummer vom Kinderschutzbund Hennef, „das fanden wir super. Kinderrechte sind unser Thema. Da ist ein toller Prozess angestoßen worden. Vor allem die Beteiligung der jungen Leute war uns wichtig.“ Zunächst hatten Vereine, Stadt und Kinderschutzbund Anregungen gesammelt und waren mit den ersten Entwürfen zu den Trainings der Kinder und Jugendlichen gegangen.
Die hatten zahlreiche weitere Aspekte eingebracht, an die die Erwachsenen zunächst gar nicht gedacht hatten. Bilder einfach in sozialen Medien hochzuladen war so eine Sache, die fehlte und aufgenommen wurde. Die gemeinsame Plakataktion, finanziert durch die Hennef-Stiftung der Kreissparkasse Köln, ist der erste Baustein. Die Zusammenarbeit für Kinderschutz im Karneval soll weitergehen, etwa mit Schulungsangeboten und Qualifizierungsworkshops.