AboAbonnieren

KabarettAnka Zink bringt Trump und Orban auf die Hennefer Bühne

Lesezeit 2 Minuten
Eine Frau im grau-schwarz gemusterten Kleid steht auf einer Bühne.

Anka Zink gastierte mit ihrem neuen Programm „K.O.-Komplimente“ im Hennefer Kur-Theater

Mit ihrem neuen Programm K.O.-Komplimente setzte Anka Zink die lange Reihe ihrer Hennefer Gastspiele fort.

Am Anfang steht das Kompliment. Keine überzuckerten Lobestiraden, nein, eher federnde Nonchalance. Das wirkt irgendwie ehrlich, das hebt die Stimmung des Adressaten. So hielt es auch Anka Zink im Kur-Theater: „willkommen, im Kreis der Lieben, die ihr nicht stumpf daheim geblieben…“ – solchermaßen poetisch, authentisch süßholzraspelnd begrüßte die Kabarettistin ihr Publikum im vollbesetzten Saal. Also all jene, „die in selbstbestimmter Weise lachen wollten“.

Bonner Künstlerin gastiert seit 2004 immer wieder in Hennef

Warum Zink verbalen Zuckerguss verteilte? Der Applaus im vollbesetzten Kur-Theater bestätigte die Intention, „siehste, wenn man nur ein klein bisschen nett ist, dann läuft es gleich“. Erst mal loben, dann läuft's, die Maxime zieht sich durchs aktuelle Programm der Bonnerin, die den Weg nach Hennef wohl im Schlaf hinbekommt: 2004 debütierte sie an der Königsstraße, und war die zwölfte Künstlerin auf der Bühne des 2003 gegründeten Kur-Theatervereins.

Diesmal hagelte es „K.O. Komplimente“. Von Miss- und Mistverständnissen, Zuhältern und Muskelprotzen über Penisneid und Social Media („YouTube, die Volkhochschule der Gegenwart“) – unter den Programmtitel lässt sich so ziemlich alles flockig packen, was das Publikum unterhalten soll. Die Brillanz der Künstlerin kam mit dem Offensichtlichen zur Geltung, Flachwitze erlebten an diesem Abend ihre königliche Wiedergeburt durch den „nachhaltigen Umgang mit Pointenstrukturen“.

Zink schafft damit, was wohl selbst die gestandene Hennefer Kultur-Elite für unmöglich hält: sie verpasst ollen Kamellen an neuralgischen Stellen ein verbale Frischzellenkur, modernisiert, aktualisiert vorsichtig und sammelt Applaus ein. Eine Meisterleistung und ein Genuss. Das geht auch in ihrem Lieblings-Haifischbecken.

Darf man jemandem ein Deodorant schenken? Ja, aber nur solchen Leuten, die keins nötig haben
Anka Zink

Mit scharfem Witz überzog die Künstlerin den grotesken Kosmos von Rechtsextremen, die „komische Partei“, auf die Friedrich Merz schielt und die Diktatoren in der Welt. Unmissverständlich stellte Zink in einem gespielten Alptraum den US-Präsidenten Trump und Tech-Milliardär Elon Musk in eine Reihe mit ideologischen Gesinnungsgenossen wie die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen und den ungarischen Präsidenten und Europa-Gegner Viktor Orban.

Von Söder eingeladen in die „Merz-Weg-Halle“ – bei der bevorstehenden Bundestagswahl und ihren Kapriolen kamen Publikum und Künstlerin gleichermaßen in Fahrt – so ganz abseits von Komplimenten ans altersmäßig jüngere wie reifere Publikum im Saal. Von leichter Kost wie der Frage „darf man jemandem ein Deodorant schenken“ (Antwort: Ja, aber nur solchen Leuten, die keins nötig haben) bis hin zum Workshop mit Diktatoren hatte das Publikum Anteil an wachen Augen und Ohren der Künstlerin.