Im Hennefer Kur-Theater präsentierte der Hospizverein das Improvisations-Theater der „Tabutanten“. Es gab viel zu lachen und sentimentale Momente.
Kur-TheaterDie „Tabutanten“ rückten in Hennef den Tabus um Sterben und Tod auf den Leib
„Sie werden lachen – es geht um den Tod“: Mit ihrem aktuellen Programm hatten die beiden „Tabutanten“ nicht zu viel versprochen. Knapp eineinhalb Stunden rückten Simone Schmitt und Christine Holzer bei ihrem Gastspiel in Hennef den vielen Tabus, die in unserem Kulturkreis dem Sterben und Tod anhaften, auf den Leib.
Sie taten dies im nahezu ausverkauften Kur-Theater vor einem Publikum, das mit dem Thema häufiger zu tun hat als Normalsterbliche. Denn der Hennefer Hospizverein Lebenskreis hatte eingeladen, dessen Ruf freilich viele Mitglieder und Förderer folgten.
Das Hennefer Publikum lieferte Schlagwörter für die Sketche
Als Improvisations-Theater trat das Duo an und sammelte im Publikum zunächst den für dieses Genre obligatorischen Vorrat an Schlagwörtern ein, die es in fünf Sketchen, mal mehr, mal weniger zu verarbeiten galt. Was natürlich zur Wiedererkennung beitrug und so den Unterhaltungswert steigerte.
Dauerkichern gab es bei der Stoffsammlung vor allem bei ortsbezogenen Vorschlägen wie Badewanne (die Gaststätte war gemeint), Kurpark-Labyrinth und Allner See für „Sehenswürdigkeiten“ oder Quadenhofer und Döppcheskooche für „typische Hausmannskost“. Zur Frage „Was fällt dir morgens beim Blick in den Spiegel zuerst ein?“ war die Antwort eines Mannes der Kracher: „Das gönn’ ich ihr.“
Natürlich thematisierten die unterfränkischen Miminnen auch die Arbeit eines ambulanten Hospizdienstes. Die sächsische Trauerbegleiterin Sybille, völlig überfordert, gehemmt und nervös, hatte ihren ersten Einsatz vor sich. Die Szene wurde durch die Expertise im Auditorium zwar umso mehr vom Dauerlachen begleitet, gleichwohl durchzog Nachdenkliches die Dialoge.
Etwa wenn Patrick an die vielen Umarmungen zurückdenkt oder als es um „Sarg oder Urne“ geht. Patrick wollte seinem Körper jetzt Zeit gönnen, das zu tun, was er will. Sybille taute auf, als sie ihre Hiblie-App vorstellte, die Hinterbliebenen-App. In die musste sofort der Wunsch des Kranken nach einem Plüschtier als Sargbeigabe eingegeben werden, unter dem Reiter „Anliegen“. Herrlich bestusst war der Vorschlag, neben dem Plüschtier vielleicht noch einen Duft mitzugeben: „Einen Quadenhofer vielleicht.“
Sentimentale Momente gab es in der Szene auf dem Friedhof Steinstraße, wo – aus dem Off kommend – Zitronenfalter Jimmy eine Witwe Claudia am Grab ihres verstorbenen Mannes Heinrich anspricht. Die Ehe war nicht gut gelaufen. Claudias Abneigung gegenüber Jimmy wich, als sie ihn pantomimisch in die Hand nahm. Er outete sich als „Botschafter zwischen den Welten“ und soll von Heinrich ausrichten, dass der sich freut, wenn Claudia zum Grab kommt, und er bitte um Verzeihung. Zum Happy-End durfte Claudia Jimmy ein Küsschen für Heinrich mitschicken.
Für Holzer und Schmitt, beide seit vielen Jahren beruflich in der Psychotherapie und psychosozialen Beratung aktiv, war die Mischung aus Tod und Humor kein Spagat. Vielmehr redeten sie im Umgang mit dem Thema überzeugend, nie verletzend und ganz im Sinne von Mark Twain, der einmal über das Leben gesagt hat: „Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lache, weil es so schön war.“