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„Meet a Jew“Drei Mitglieder der jüdischen Gemeinde sprechen mit Schülern in Hennef

Lesezeit 4 Minuten
Man sieht eine Person, die einen neunarmigen Leuchter hält.

Am Carl-Reuther-Brufskolleg hatte eingeladen zu 'Meet a Jew'.

Die drei Gäste machen mit beim gleichnamigen Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland, das Konzept setzt auf Begegnungen.

„Meet a Jew“, triff einen Juden – das nahm die evangelische Berufsschulpfarrerin Eva Zoske ernst und lud Katja, Mirjam und Steve zu zwei Gesprächsrunden in ihre Fachabitur- und Abiturklassen ein. Immerhin ist das Carl-Reuther-Berufskolleg „Schule ohne Rassismus“ und „Schule mit Courage“. Die drei Gäste machen mit beim gleichnamigen Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland. Das Konzept setzt auf Begegnung und ist alles andere als eine übliche Unterrichtsstunde.

„Stellt ruhig alle Fragen, ich bin noch nie heulend aus so einer Veranstaltung gelaufen und brauchte nie einen Psychologen“, sagt der 25 Jahre alte Steve. Mit etwa 35 „Meetings“ ist er der Erfahrenste des Trios. Von den etwa 30 Schülerinnen und Schüler wollte er wissen, wer Kontakt zu Juden hat und wie hoch der Anteil an der Weltbevölkerung ist. Früher orthodoxer erzogen, versteht er sich heute als liberaler Jude, wie seine beiden Begleiterinnen auch.

Nur einige wenige unter den Gastgebern hatten Freunde oder Bekannte jüdischen Glaubens. Nur etwa 0,25 Prozent der Deutschen gehören dieser ersten monotheistischen Religion an. Und sie sei keine missionierende, antwortet Schüler Sebastian auf die Frage, warum es so wenige gebe. „Es ist so schwierig, Jude zu werden“, ergänzte die 54 Jahre alte Mirjam, die als Frau im Handwerk, Jüdin mit zwei Töchtern und auch noch aus Düsseldorf gleich drei No-Gos in sich vereine, wie sie scherzhaft sagte.

Dieses Abchecken ist in meiner DNA
Mirjam über ihre Angst, eine Tür im Rücken zu haben

Es war ein munterer Austausch, bei dem es viel um religiöse Gebote und Verbote ging, um koscheres Essen und den Schabbat. Die 26 Jahre alte Katja, Projektmanagerin in einem Kulturzentrum, ebenfalls in Düsseldorf, erzählte, sie stamme aus der Ukraine, habe aber erst in Deutschland damit begonnen, sich mit dem Judentum auseinanderzusetzen.

Einen besonderen Moment schuf Mirjam gleich zu Anfang. Sie prüfte den Raum und fragte, was mit der Tür in ihrem Rücken sei. „Dieses Abchecken ist in meiner DNA“, bekannte sie. „Du bist ein bisschen psycho“, staunte Steve. Trotzdem teilen die beiden anderen solche Gefühle von Angst, gehen an hohen Feiertagen eher nicht in die Synagoge. Auch wenn nur Steve offener Antisemitismus während der Schulzeit, noch in der Ukraine, erlebt hat, meiden sie bestimmte Situationen. Katja etwa trägt ihren Davidstern in der Öffentlichkeit nicht sichtbar. Anschläge wie in Halle oder der missglückte in Hagen beängstigen sie genau so wie die Polizeipräsenz vor Synagogen.

Resonanz durchweg positiv

Sie berichteten von der Union progressiver Juden, zu der sie sich zählten, von ultraorthodoxen und orthodoxen Strömungen. Die Schüler Valentin und Sebastian wollten genau wissen, was am Schabbat möglich sei, was nicht. Das Trio feiert ihn, in je eigener Form. An Gott glauben sie alle, aber eher als Energie denn als Personifizierung.

So sieht es auch Sebastian, der die meisten Fragen stellte: „Ich fand die Sicht auf Gott sehr tolerant. Für mich ist es auch nicht ein Wesen, sondern eine höhere Macht.“ Die Resonanz war durchweg positiv. „Es war ganz interessant, vorher wusste ich nicht so viel über Juden“, meinte Tim und Niels fügte hinzu: „Ich fand es gut, mal etwas über die verschiedenen Strömungen kennenzulernen.“ Marie war zufrieden: „Es war gut, offene Fragen stellen zu können.“


Weitere Veranstaltungen

Am Gymnasium Lohmar ist derzeit die Ausstellung „Du Jude“ zu sehen. Sie informiere über alltäglichen Antisemitismus und Ausgrenzung in Deutschland, teilte die Schule mit. Außenstehende seien eingeladen. Das Gymnasium wurde gerade erst als „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet: Die Courage-Gruppe holte die Ausstellung „Du Jude“ nach Lohmar; sie ist noch bis einschließlich Freitag, 24. Februar, im Foyer des Gymnasiums zu sehen. (coh)

Zweimal in diesem Jahr, am Freitag, 24. März, und am Freitag, 22. September, veranstaltet das Hennefer Kulturamt mit Roman Kovar und Marie-Louise Jung eine Schabbat-Feier in der Meys Fabrik. Die Feier mit Vortrag und koscherem Buffet aus dem Kölner Restaurant „Mazal Tov“ bietet I Gelegenheit, mehr über das Judentum zu erfahren. Roman Kovar und Marie-Louise Jung leben in Hennef und sind Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Bonn. Am 24. März ist Einlass um 17.30 Uhr, Beginn um 18 Uhr. Karten zum Preis von 32 Euro sind in den Bonn-Ticket-Vorverkaufsstellen, in der Hennefer Buchhandlung am Markt und über das Internet erhältlich. (kh)