Den Kampf um die Wälder verloren?Förster sehen keine Chance für Fichten in Hennef
- Stürme und Hitze haben die Vermehrung der Borkenkäfer begünstigt.
- „Erschreckende Bilder, nichts für schwache Nerven“ kündigt Revierförster Gerhard Pohl beim Start einer kleinen Wanderung in Oberhalberg an.
Hennef – „Wir haben den Kampf verloren.“ Revierförster Gerhard Pohl bringt auf den Punkt, was die meisten Waldbesitzer schon befürchtet haben. Wo an Rhein und Sieg Fichtenwälder stehen, ist der Borkenkäfer nicht weit.
Abgestorbene Bäume zeugen von der immensen Vermehrung von Buchdrucker und Kupferstecher im vergangenen Jahr und von den Aktivitäten der winzigen Tierchen. Über das Ausmaß der Schäden informierte Pohl die Forstbetriebsgemeinschaft Hennef bei ihrer jährlichen Waldbegehung.
„Erschreckende Bilder“
„Erschreckende Bilder, nichts für schwache Nerven“ hatte Pohl beim Start der kleinen Wanderung in Oberhalberg angekündigt. Was er wenig später präsentiert, ist geneigt, gestandenen Waldbauern die Tränen in die Augen zu treiben. Wo auf einem Stück, das der Stadt Hennef gehört, vor einem Jahr noch saftig grüne Nadeln gesunde Bäume schmückten, steht heute kaum noch ein Baum.
Auf dem Boden liegen noch Stücke, mit deutlich angefressener Rinde. Und an den Waldrändern rundherum ist deutlich zu sehen, dass die Waldarbeiter mit ihrer Arbeit noch lange nicht fertig sind. Braune Nadeln zeugen vom fortschreitenden Befall.
Vermehrung der Borkenkäfer
Begünstigt haben die immense Vermehrung der Borkenkäfer im vergangenen Jahr zunächst die Stürme in Winter und Frühjahr. Als es danach warm wurde und die Käfer zu fliegen begannen, fanden sie genügend umgestürzte Bäume, die ausreichend Nahrung und Brutplätze boten. Als dann im Sommer über Wochen die Hitze brütete, hatten selbst gesunde Bäume keine Kraft mehr, um sich mit Harz gegen die Einstiche der nächsten Käfergenerationen zu wehren.
Der Harzfluss unter der Baumrinde sei bei vielen Fichten aufgrund der wochenlangen Trockenheit im vergangenen Jahr fast zum Erliegen gekommen, berichtet Gerhard Pohl. Sogar einzelne Lärchen, bei denen der normale Buchdrucker aufgrund des starken Harzflusses eigentlich keine Chance habe, seien betroffen, ergänzt Försterin Priska Dietsche, die das Revier bei Uckerath und im Siebengebirge betreut.
Ein Mittel gegen den Käfer haben die Förster bislang nicht gefunden. Gift ist im Wald tabu, Spechte gibt es nicht genug und Folie tötet die Käfer höchstens in gefällten Bäumen ab. Fallen, wie sie noch in den 80er Jahren aufgestellt wurden, werden heute nur noch verwendet, um die Tiere zu zählen. Angesichts der Menge an Nachwuchs reichen sie bei weitem nicht, zumal sie in kurzen Intervallen geleert werden müssen.
Auch wenn die Hennefer Waldbauern nicht in ihrer Existenz bedroht sind, ist der Schaden für sie immens. Über Generationen wurde die schnell wachsende und als Bauholz eigentlich gut zu vermarktende Fichte als „Brotbaum des kleinen Mannes“ angepflanzt. Für manch eine Familie war der Wald die generationsübergreifende Sparkasse. Nun müssen sogar schon dünne Bäume gefällt werden. Das angesparte Kapital ist zum Teil nur noch Brennholz.
Die Frage nach dem richtigen Fichtenersatz können Pohl und Dietsche nicht eindeutig beantworten. Weiß- und Küstentannen mit Pfahlwurzel seien Varianten, Edelkastanien, Schwarzkiefern, Wildkirschen und auch Eichen eine Option. „Der Faktor Zukunft ist die große Unbekannte“, meint Gerhard Pohl und rät – nach entsprechenden Bodenproben – zum gut überlegten Pflanzen von Mischwäldern.
„Blauäugig pflanzen geht in die Hose“, fürchtet er und schlägt angesichts der Bedrohung auch anderer Baumarten durch andere Schädlinge vor, das Risiko wie bei guten Geldanlagen zu verteilen.