AboAbonnieren

Gedächtnis der StadtIm Archiv von Hennef liegen jahrhundertealte Dokumente

Lesezeit 3 Minuten
Menschen beugen sich über Papiere.

Beim Tag der offenen Tür im Stadtarchiv Hennef konnten Interessierte die alten Dokumente einsehen.

In der Meys Fabrik sind historische Dokumente untergebracht. Eine Quittung stammt aus dem Jahr 1491.

Der 6. Juli 1916 war für Josef Steimel ein schlechter Tag. Wegen Ungehorsam und Lügen gab es vom Lehrer Josef Broich zwei Stockschläge auf das Gesäß. Für die Schüler Dahm, Ennenbach oder Dornbusch setzte es ebenfalls von Broich Haue auf den Hintern, wobei es Dornbusch im Mai 1916 innerhalb von drei Wochen gleich zweimal erwischte.

Dass sich das heute noch so exakt nachvollziehen lässt, liegt in doppelter Hinsicht an der deutschen Gründlichkeit. Zunächst weil zu der genannten Zeit akribisch Buch geführt wurde, welcher Schüler von welchem Lehrer und warum mit welchem „Maß der Bestrafung“ gezüchtigt wurde. Zum anderen, weil derartige Dokumente im Hennefer Stadtarchiv gelandet sind und dort fein säuberlich aufbewahrt werden.

Das Archiv der Stadt Hennef in der Meys Fabrik existiert erst seit 1991

Es lag freilich nahe, dass Stadtarchivar Jan Baucke und seine Mitarbeiterin Astrid Junkersfeld neben vielen anderen Histörchen ein derart markantes Beispiel für den Tag der offenen Tür präsentierten, zu dem die Stadt für den Samstag in die Meys Fabrik eingeladen hatte.

Ein Mann und eine Frau stehen zwischen Regalen mit Kartons.

Stadtarchivar Jan Baucke und seine Mitarbeiterin Astrid Junkersfeld sind stolz auf ihfre Schätze im Stadtarchiv Hennef.

Dort ist das Archiv untergebracht, das es seit 1991 gibt und bis Ende 2022 von Gisela Rupprath geleitet wurde, die heute noch mit drei weiteren Ehrenamtlern regelmäßig unterstützt. Das Archiv wird gerne als „Gedächtnis der Verwaltung“ bezeichnet und ist das sogenannte Endarchiv für Hennef.

Hier werden sowohl die historischen Aktenbestände der ehemals selbständigen Gemeinden Hennef, Lauthausen und Uckerath als auch „das in der Verwaltung entbehrlich gewordene Schriftgut erfaßt, geordnet, erschlossen und aufbewahrt“, wie es offiziell heißt. Das amtliche Schriftgut müsse nach Abschluss der jeweiligen Akte 30 Jahre unter Verschluss genommen werden, ohne dass noch außer von der Verwaltung Einblick genommen werden darf.

In den Rollregalen im Hennefer Stadtarchiv ist noch viel Platz

Interesse habe das Stadtarchiv „als Erweiterung der Sammlungsbestände auch an Fotos, Plakaten, Festschriften, Videofilme, Satzungen nach Vereinsauflösungen und an derartigen Nachlässen von Privatpersonen, Einrichtungen oder Firmen“, wie Baucke unterstrich. Das Fassungsvermögen der schweren Rollregale in denen 800 laufende Meter Akten untergebracht sind, sei „noch nicht ausgereizt“, berichtete der 39-jährige Familienvater, der über ein Geschichts- und Politikstudium verfügt. Diese Regale würden trotz einer bereits laufenden Digitalisierung der Akten auf längere Sicht nicht überflüssig, da bei Archivierung des Schriftguts der Originalzustand erhalten werden müsse.

Ein dickes Buch mit vergilbten Seiten und alter Schrift.

Die Rent- und Lagerbücher von Stadt Blankenberg stammen aus dem Jahr 1643.

Neben der Ausstellung zur Geschichte der Stadt und zur jüdischen Gemeinde Hennefs, Vorführungen von historischen Filmen und Infoständen konnten die zahlreichen Gäste am Samstag auch einige Schätzchen bestaunen. Wie das in einer Glasvitrine ausgestellte „Rent- und Lagerbuch des Amt Blankenberg“. Das entstand 1643 und führt auf rund 700 Seiten „alle zur Zahlung von Abgaben verpflichteten Bauern und Landbesitzer aus dem Amt Blankenberg auf. Es ist eines der ältesten schriftlichen Zeugnisse der Stadt und wird derzeit im Turmmuseum in Stadt Blankenberg aufbewahrt.

In der Vitrine schlummerten zudem Urkunden, die zwar historisch alt sind aber keinen Bezug zu Hennef haben. Wie eine Quittung von 1491, auf der König Maximilian einer Gräfin Theda zu Ost-Frießland die Zahlung von 390 Gulden bescheinigt. Ein Protokoll über „Begebenheiten eines ehrbaren Handwergks der Schneider […]“ von 1628 - 1647 und eine Aufstellung von „Einnahmen und Ausgaben […] des Schneiderhandgewergks“ von 1608 bis 1609 waren ebenfalls zu sehen.