Lautstark wurden die Hits der kölschen Band im Kurtheater begleitet. Die kündigte schon vor dem Konzert die nächste Auflage an.
UnpluggedPublikum sorgt für Gänsehautmomente bei Miljö-Mitsingkonzert in Hennef
Die Herren von Miljö waren sich schon vorher sicher, dass ihr Mitsingkonzert im Hennefer Kurtheater funktionieren wird. Jedenfalls so sicher, dass sie bereits für das kommende Jahr - und wie diesmal am Nikolaustag - ihr Kommen zugesagt haben. Ihre Einschätzung sollte sich bestätigen. Schnell hatte das in spürbarer Freundschaft verwurzelte Quintett, von dem einst vier Jungen die selbe Gesamtschule in Köln-Holweide besuchten, die Sympathien gewonnen. Was am empathischen Umgang mit den Gästen und daran gelegen haben wird, wie die Band mit dem Genre Mitsingkonzert umgeht.
„Kein Zwang“ stecke hinter dem Attribut „Mitsing“, betonte Frontmann Nils Schreiber vorher gegenüber dieser Zeitung. „Jeder kann, muss nicht, darf auch quer durch alle Tonarten singen, das ist uns egal, Hauptsache er fühlt sich wohl“, erläuterte Schreiber stenografisch das Bandkonzept: „Man kann jederzeit einsteigen, manchmal animieren wir oder wir singen einfach nur unsere Lieder und wenn die Leute mitsingen wollen, umso schöner.“ Es sei weder ein Karnevals- noch ein Weihnachtsprogramm, sondern einfach nur kölsche Musik.
Miljö-Sänger Nils Schreiber erbat für zwei Lieder eine Mitsingpause
Im Gegensatz zu den kurzen Karnevalsauftritten, ist Miljö bei solchen Konzerten mit Klavier, Banjo, Ukulele und Waschbrett und weiteren Instrumenten differenzierter ausgestattet, was in feinere Klangbilder mündete. Dies befeuerte zudem die Band-Intention, „hausgemachter als sonst und ruhiger zu spielen“.
Dass die wechselnden Lichtchoreografien es bisweilen dunkel in den Sitzreihen werden ließen, und das Lesen der bereitgestellten Mitsinghefte erschwerten, störte eher weniger, wie aus Pausengespräche hervorging. Ohnehin sorgten die vielen textsicheren Fans für immer noch für ausreichenden Co-Gesang.
Vor der Halbzeit erbat sich Sänger Nils Schreiber indes für zwei Lieder eine Mitsingpause. Die Band gruppierte sich um ein Mikrofon und die Instrumente blieben bis auf den zarten Puls der Akustik-Bassgitarre von Max Eumann stumm für zwei wunderschön intonierte A-cappella-Stücke. Im „Einfach su“ träumte das Quintett davon „us dä Domplaat ein riesengroßes Freibad“ zu maache, oder vom „Stagedive em Standesamp, Mettijel op de Hand“.
„Su lang die Leechter noch brenne“ wurde laustark vom Publikum begleitet
Ebenso perfektes Unplugged („Ausgestöpselt“ - Musik ohne elektronische Effekte und nur unwesentlich über Lautsprecher verstärkt) gab es beim „Fründschaff“ mit herrlich lyrischen Zeilen wie „Et is wie mit dä Stääne, Fründe sin do, och dann, wenn mer so mol nit süht“.
Alle Miljö-Klassiker punkteten mit hoher Melodie- und Textvielfalt. Dabei sorgte Daniel Pottgüter mit Quetsch, und Klavier ebenso für das sichere Fundament wie der mit üppigem Schlagrepertoire ausgestattete Drummer Simon Rösler sowie Bass Max Eumann. Auf der Basis tummelten sich der Frohsinn verbreitende Schreiber und Sven Löllgen, der mit nicht minder satter Stimme überzeugte.
So verfehlte „Su lang die Leechter noch brenne“, diese hymnische Liebeserklärung an das mit dem Prädikat „kölscheste aller Kölschkneipen“ versehene Deutzer Gasthaus Lommerzheim (Lommi) seine Wirkung nicht. Genauso lautstark wurde der Ohrwurm „Wolkeplatz“ begleitet. Rhythmisches Mitmachen forcierte das in Kasatschok-Manier interpretierte „Kölsch statt Käsch“, Western-Atmosphäre nebst Lassoschwingen gab es im „Schöckelpääd“ und tanzhaften Hillbilly-Rock im „Wahnsinnig“. Und mit jedem Stück verdeutlichte Miljö, wie gut doch Kölschplatt zu den globalen Musik-Genres passt.