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Über MittelsmannStreetart Künstler „Gans“ stellt im Hennefer Kelterhaus anonym Werke aus

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Ein öffentliches Graffiti von GANS unmittelbar in der Nähe der Galerie.

Ein öffentliches Graffiti von Gans unmittelbar in der Nähe der Galerie.

„Ich kenne den Künstler persönlich nicht, wir kommunizieren über einen Mittelsmann“, sagt Galeristin Luzia Sassen.

Nicht nur im Krimi kommt der Täter oft wieder zum Tatort zurück, auch in der Kunst. Unlängst hat der Streetart-Künstler Gans einen Stromverteilerkasten an der Auffahrt zur Stadt Blankenberg mit seinem namensgebenden Federvieh verziert, erst kürzlich hatte der Graffiti-Vogel mit einem gesprayten Artgenossen Gesellschaft bekommen. Nur einige Schritte weiter zeigt Luzia Sassen im herzoglichen Kelterhaus jetzt zwei weitere Kunstwerke von Gans, wenn auch unter ziemlich konspirativen Bedingungen: „Ich kenne den Künstler persönlich nicht, wir kommunizieren über einen Mittelsmann. Er liefert die Kunstwerke an und er leitet auch den Verkaufserlös weiter.“

Eine Geheimniskrämerei, die Sinn macht, denn wenn der Unbekannte die Stromkästen und Autobahn-Schilderbrücken der Region im großen Stil mit seinen typisch treudoof blickenden Gänsen bestückt, kann man das für eine wünschenswerte kreative Aufwertung trister Zweckbauten halten – juristisch betrachtet bleibt es Sachbeschädigung.

Moshi Moshi Design aus Belgien kontert winterliche Tristesse mit bunter Popart

In der Galerie von Luzia Sassen zeigt Gans jedenfalls, dass er sein Handwerk versteht. Hier sind die Leinwände so grundiert, dass ihre Textur dem Mauerwerk ähnelt, auf dem er üblicherweise arbeitet. Von Gans wird noch viel zu lesen sein. Entweder im Feuilleton oder im Polizeibericht.

Eine typische Arbeit des anonymen Streetart-Künstlers GANS.

Eine typische Arbeit des anonymen Streetart-Künstlers Gans.

Doch auch die anderen Ausstellenden der aktuellen Schau „Fassade“ brauchen sich nicht verstecken: Moshi Moshi Design aus Belgien kontert die winterliche Tristesse mit fröhlich bunter Popart, Francoise Wattré und Monika Riethmüller setzen sich mit floralen Motiven auseinander. Dorette Polnauer bedient die Freunde des Informellen; Elica Tabakova und Patrizia Casagranda haben sich Gedanken zum Thema „Gesichter“ gemacht.

Zum zweiten Advent gastierte zudem Barbara Niesen in der Galerie, die alten, bemalten Leinwänden ein zweites Leben beschert, indem sie zerschnitten und dann zusammengeflochten werden. Salvatore Oliverio, unter anderem als Herausgeber des lokalen Kunstmagazins „artem“ bekannt, stellte eine Auswahl eigener Arbeiten vor und Ingrid Lange Fanton zeigte, wie sie aus am Strand angespülten Tonscherben neue Kunstwerke generiert.

Ungedämmte Wände des Kelterhauses sind nicht besonders kunstfreundlich

Bei den Ausstellungen in der Wintersaison kommt es für Luzia Sassen nicht nur auf den Geschmack und die guten Verkaufsaussichten an, genauso wichtig sind ganz praktische Voraussetzungen: „Die ungedämmten Wände des historischen Kelterhauses sind in der kalten Jahreszeit leider nicht besonders kunstfreundlich“, weiß die Hausherrin.

Ein Portrait von Patrizia Casagranda.

Ein Portrait von Patrizia Casagranda.

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nehmen zum Beispiel an der Wand hängende Papierarbeiten schnell Schaden. Ölgemälden machen diese Umstände aber nichts zu schaffen. Die aktuell gezeigten Arbeiten sind also nicht nur spannend und vielfältig, sie sind auch robust.

Die Ausstellung „Fassade“ in der Galerie Luzia Sassen im Herzoglichen Kelterhaus zu Blankenberg, Am Burghart 8, wird bis zum 30. März gezeigt. Sie ist von Freitag bis Sonntag von 13.00 bis 19.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.