Vor der Praxis des beliebten Mediziners legten Menschen Kerzen, Blumen und selbstgemalte Bilder nieder.
Außergewöhnlicher KinderarztHennefer trauern um Dr. Wilhelm Thiele
Dr. Wilhelm Thiele ist tot. Der Kinderarzt starb während eines Kurzurlaubs mit seiner Frau plötzlich und unerwartet in Salzburg im Alter von 61 Jahren. Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Stadt, vor den Türen seiner Praxis an der Deichstraße stellten Menschen Kerzen ab.
Thiele lebte seinen Beruf mit Leidenschaft, bis in die späten Abendstunden war oft Licht in seinem Behandlungsraum. Er machte Hausbesuche auch an Wochenenden. „Kein Kind darf vergessen werden“, war sein Motto.
In der Hennefer Kinder- und Jugendstiftung war Thiele bis zuletzt der Vorsitzende
So engagierte er sich auch in der Kinder- und Jugendstiftung, deren langjähriger Vorsitzender er bis zuletzt gewesen ist. Der Gründungsvorsitzende Manfred Raderschad erinnert sich, dass sein Nachfolger vor zwei Wochen noch seine Enkelin behandelt hat, Termin: 21.30 Uhr. Thiele hat die Stiftung mitgegründet und wollte in diesem Jahr das 20-jährige Bestehen mit vielen Aktivitäten feiern.
Der engagierte Mediziner entwickelte das einzigartige Frühfördersystem „Frühdolin“. In dem Projekt arbeiteten Logo- und Motopäden gemeinsam mit Ergotherapeuten in Kleingruppen mit Kindern, die entwicklungsverzögert sind, aber noch keine Diagnose für eine mögliche Erkrankung oder Auffälligkeit hatten. Aktuell ruht das Projekt, soll aber wieder aufgenommen werden.
Thiele wollte mit „Frühdolin“ zum einen Stigmatisierung verhindern, zum anderen möglichst früh eine gezielte Förderung ermöglichen. Seine Praxis hatte er am 1. Juli 1994 eröffnet und seither unzählige Kinder behandelt. Durch seine vielen Behandlungen zu nahezu jeder Tages- und Nachtzeit ist er vermutlich eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt gewesen.