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Ophelia Nick zu BesuchWie das Wiesengut in Hennef für den Acker der Zukunft forscht

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Die Bundestagsabgeordnete Ophelia Nickel mit blauer Jacke inmitten von rosarot blühenden Sonnenhutpflanzen.

Im Sonnenhut-Feld: Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ophelia Nick besuchte das Hennefer Wiesengut.

Agrarökologen testen in Hennef aus, wie Landwirte auf Äckern und Grünland die Artenvielfalt stärken und zugleich ihren Ertrag steigern können.

Die dicksten Kartoffeln sind dieses Jahr nicht zu erwarten. „Es gibt nur kurze Pommes“, eröffnete Martin Berg dem Gast. Der wissenschaftliche Koordinator des Wiesenguts begrüßte am Dienstag die Grünen-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, Ophelia Nick (51), auf dem zur Uni Bonn gehörenden Campus in der Hennefer Siegaue.

„Wie können wir die Landwirtschaft der Zukunft gestalten?“ Mit dieser Frage umriss Nick, eine Nichte des früheren Innenministers Otto Schily, das Thema ihres Besuchs. Biodiversität lautet eine Antwort der Forschenden. Im Körnerfenchel-Feld zeigten Andreé Hamm und Frank Täufer vom Institut für Agrarökologie und Organischen Landbau, was gemeint ist.

Käfer krabbeln in einer weißen Schale mit Holzstücken.

Die Laufkäfer sind nützliche Räuber, sie vertilgen Ackerschnecken.

„Bei Sonne können Sie hier Diversität summen und brummen hören“, sagte Hamm. Täufer präsentierte eine umfangreiche Sammlung von mehr als 50 Insekten, die sich auf den gelben Dolden des Fenchels tummeln. Darunter Schlupfwespen und Schwebfliegen, die gute Helfer bei der Schädlingsbekämpfung seien.

Auf einer Fläche werden in Hennef Kleegras-Versuche durchgeführt

Andere „nützliche Räuber“ krabbeln über die Felder. Laufkäfer vertilgen mit Vorliebe Ackerschnecken, erfuhren Nick und die mit auf Feldtour gegangenen Grünen aus dem Kreis, darunter Parteichef Moritz Wächter. Die Wissenschaftler präsentierten einige Käfer, die sie über Nacht gefangen hatten. „Wir haben hier 80 Arten“, erklärte Täufer, „manche sind sehr selten.“ Zum Überwintern seien sie auf Randstreifen an den Äckern angewiesen.

Unkraut vergeht nicht, das stimmt nicht.
Martin Berg, Wissenschaftler

Auf solchen Streifen ist mit etwas Glück auch der violett blühende Venus-Frauenspiegel zu entdecken. Den gebe es mittlerweile nur noch hier, widersprach Martin Berg dem Volksmund: „Unkraut vergeht nicht, das stimmt nicht.“

Nächste Station waren zwei Flächen, auf denen Lauren Schmitz und eine Kollegin im dritten Jahr Kleegras-Versuche machen. Sie testen, wie sich verschiedene Schnitte und Sortenmischungen etwa mit Rotklee, Weißklee, Luzerne und Alexandrinerklee auswirken.

Ein Mann zeigt einer Frau Maispflanzen, die mit Ackerbohnen zusammen auf einem Feld stehen.

Experiment mit Mischkulturen: Roman Kemper zeigt Ophelia Nick das Feld, auf dem Mais und Ackerbohnen zusammen wachsen.

Roman Kemper stellte Experimente mit Mischanbau vor: Mais wächst kombiniert mit Ackerbohnen, Soja oder Zuckerrüben. „Wir probieren einfach mal aus, wer zu wem passt“, umschreibt Kemper das „Speeddating der Kulturen“.

Andere Versuche mit Sonnenhut, Körnerfenchel und Mohn zählen zum Amobila-Projekt, in dem es um Arzneipflanzenanbau geht. Auch hier sollen nicht zuletzt die Landwirte von den Forschungsergebnissen. Ihnen wollen die Agrarökologen aufzeigen, wie sie etwa unter Mitwirkung blütensuchender Insekten die Artenvielfalt fördern und zugleich ihren Ertrag steigern können.

Eine Herde hellbrauner Kühe weidet auf eine Wiese.

Die Limousin-Rinder des Wiesenguts sind meistens auf der Weide zu sehen.

Mohn, der sich an Bio-Bäcker verkaufen ließe, führte Andreé Hamm als Beispiel für neue regionale Wertschöpfungsketten durch blühende Kulturen an. „Es profitieren auch die Vögel“, und die Menschen könnten nebenbei eine schönere Landschaft erleben.


750.000 Euro für Ackerforschung

Ophelia Nick war nicht mit leeren Händen nach Hennef gekommen. Im Gepäck hatte die Parlamentarische Staatssekretärin einen Förderbescheid über 750.000 Euro. Mit dem Geld unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft das Forschungsprojekt „Diversifizierter Ackerbau für Risikominderung und nachhaltige Klima-Anpassung“, um den Ackerbau widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise zu machen. Das Projekt führt die Universität Bonn gemeinsam mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung durch.