Chorleiter-JubiläumWolfgang Harth hinterlässt musikalische Spuren im Rhein-Sieg-Kreis
Hennef – Mit einer besinnlichen Dankmesse in St. Mariä Geburt Birk feierte Wolfgang Harth kürzlich sein 40. Chorleiter-Jubiläum. Am diesem Ort hatte am 1. Oktober 1982 sein Wirken als Kirchenmusiker, Dirigent und Arrangeur begonnen. Der damals 23-Jährige dürfte die ganze Tiefe der musikalischen und künstlerischen Fußabdrücke nicht erahnt haben, die er einmal in der Region hinterlassen sollte.
Sie sind besonders nachhaltig durch Projekte wie „Celebration of Christmas“, dem Farben- und Klangspektakel „Son et Lumiere“ an und in der Bödinger Wallfahrtskirche und besonders „Faces of Musical“. Dieses Projekt erregte von 2012 bis 2019 weit über die NRW-Grenzen hinaus Aufmerksamkeit und lockte Musical-Fans aus ganz Deutschland und den Nachbarländern in die Hennefer Halle Meiersheide zu den acht Doppelkonzerten.
Arbeit mit internationalen Musikgrößen
Das lag auch daran, dass Harth international bekannte Größen dafür hatte gewinnen können, etwa die Broadway-Sängerinnen Pia Douwes und Lana Gordon, Sabrina Weckerlin (beliebteste Musicaldarstellerin 2018), Alex Melcher, Kevin Tarte und Jesper Dyden. Dazu wirkte das Orchester des Stuttgarter Apollo-Theater nebst seinem damaligem musikalischen Leiter Bernd Steixner mit.
Nicht minder bedeutend indes war die Leistung des heute 63-Jährigen, gemeinsam mit Ehefrau Wilma Harth einen 130-köpfigen Chor zu formen, der die hochkomplexen Stücke aus diversen Musicals nicht nur stemmen, sondern auch auf Augenhöhe mit den Vollprofis singen konnte.
Monatelange Probenarbeit für Chöre
Bevor Harths die Ernte aus Presse- und Publikumslob einfahren konnten, absolvierten sie monatelange Proben, Stimmbildung und Feinschliff mit den Sängerinnen und Sängern. Hier dürften die Auffassung des Jubilars über Probenarbeit Früchte getragen haben.
„Ich fordere Begeisterung und Leidenschaft ein, das galt bei allen meinen Chören“, sagt Wolfgang Harth. Die Aussage „Das ist doch nur Hobby“ lasse er dann nicht gelten, so Harth: „Im Sport will der Amateur doch auch Leistung bringen, wenn er in die Öffentlichkeit tritt. Meine Chöre müssen brennen.“
Ein unerfüllter Traum von der Cäcilienmesse
Die Leidenschaft für die Orgel entdeckte der Wahl-Buchholzer schon früh. Viel habe er sich bei großen Organisten abgeschaut, seinen Ausbilder Wilhelm Precker nennt er als Vorbild. In Sachen Dirigat sei es der einstige Schubertbund-Dirigent Rolf Fliersbach. Noch heute schwärmt er davon, dass er als Student in Saint Sulpice (Paris) an einer der größten Orgeln Europas mit fünf Manualen, 102 Registern und 7000 Pfeifen spielen durfte. Nicht von ungefähr sei für ihn ein unerfüllter Traum, Gounods Cäcilienmesse in einer großen Kathedrale mit einer derartigen Orgel aufführen zu können.
Beruflich habe er alles erreicht, habe bewiesen, dass er auch einen Meisterchor formen kann. „Das bringt einem Chor normalerweise nichts, weil Stücke gefordert sind, die in einem normalen Konzert nicht gefragt sind“, sagt Harth, der sich als musikalischen Workaholic bezeichnet. Er ließ sich dennoch überreden, schaffte mit seinem Frauen-Doppelquartett NovAntiqua den Titel und erntete sogar das Prädikat „Bester Chor des Jahres“.
Er macht kein großes Aufhebens darum. „Ich weiß, was ich kann, aber auch, was ich nicht kann“, sagt der studierte Musiker, der über eine Zusatzausbildung in Chor- und Orchesterleitung verfügt. Mit seiner Losung sei er immer gut gefahren: „Lass die Kirche im Dorf, bleib bescheiden, schon das nächste Konzert kann daneben gehen.“
Applaus als Geschenk zum Chorleiterjubiläum
Seine Dankmesse war auch ein Muster für Harths Gestaltungsweise von Konzerten, die stets Gesamtpakete sind. In Birk bestand das aus sorgfältig einstudierten Liedern, die der von Wilma Harth dirigierte Chor Capriccio mit geschmeidiger Dynamik ausführte. Lieder wie „Ihr von morgen“ oder „Music brings us together“ begeisterten mit ihrem Wechsel von zarter Intonation und packender Lautstärke, die jeden Winkel des Kirchenraums füllte.
Dazu trug Lena-Sabine Berg Texte vor, die der Jubilar selbst verfasst hatte.Auch Wolfgang Harths eindringliches Orgelspiel durfte nicht fehlen. Er dürfte den mächtigen Schlussapplaus als schönes Jubiläumsgeschenk verstanden haben.