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Erinnerungen an eine bittere ZeitZeitzeuge erzählt vom Leben in der ehemaligen DDR

Lesezeit 3 Minuten
Peter Keup

Peter Keup erzählte den Gesamtschülern seine zerrissene Familiengeschichte, ganz ohne Pathos.

  1. Christiane Liedtke lädt sowohl Überlebende des Holocaust als auch Menschen, die aus ihrem Leben in der ehemaligen DDR berichten, an der Gesamtschule Meiersheide regelmäßig ein.
  2. Nun wurde Peter Keup eingeladen, den eine besondere persönliche Geschichte mit der DDR verbindet.

Hennef – Immer wieder sind sie zu Gast an der Gesamtschule Meiersheide, Zeitzeugen der deutschen Geschichte. Christiane Liedtke lädt sie regelmäßig ein, sowohl Überlebende des Holocaust als auch Menschen, die aus ihrem Leben in der ehemaligen DDR berichten. Schulleiter Wolfgang Pelz beschwor die besondere Verpflichtung der Deutschen und die Verantwortung, die daraus resultiert, als er jetzt Peter Keup begrüßte. Der lebt zwar in Essen und arbeitet in Berlin, aufgewachsen aber ist er in Radebeul nahe Dresden.

Kommunistischer Vater

Die Familie war aus Essen in den deutschen sozialistischen Staat ausgewandert, weil der Vater als Kommunist nach dem Verbot der KPD 1956 in der Bundesrepublik keine Perspektive mehr sah. Die Großeltern blieben, die Mutter wollte bald schon wieder zurück. In der Schule lernte Peter Keup die Propaganda gegen den Westen kennen, zu Hause erfuhr er von Oma und Opa ein ganz anderes Bild des imperialistischen Klassenfeindes. Darüber durfte er aber nicht sprechen. In dieser Zerrissenheit wurde er groß, war aber auch Jungpionier.

Lange spielte die Familie mit dem Gedanken an eine Flucht. 1975 schließlich stellten die Eltern einen Ausreiseantrag, begründeten ihn mit ihrer Herkunft. Dadurch änderte sich für den 16-Jährigen alles. Die Oberschule musste er verlassen. „Es war eine bittere Zeit“, erinnerte er sich. Ohne Pathos, ohne zu dämonisieren und sehr reflektiert erzählte der Historiker seine komplizierte Familiengeschichte. Jahrelang wurden sie wie Aussätzige behandelt, der Antrag immer wieder abgelehnt.

Flucht war schnell vorbei

1981 begannen die Vorbereitungen für seine Flucht, nur der Mutter vertraute er sich an. Über Tschechien wollte er nach Ungarn, um nach Österreich zu gelangen. Schon im Zug an der Grenze war seine Flucht vorbei, er wurde verhört. Nach 39 Stunden und 25 Minuten sagte er schließlich Ja zu der tausendfach wiederholten Frage: „Wollen Sie die DDR ungesetzlich verlassen?“ Er kam in Untersuchungshaft nach Dresden, ohne zu wissen, dass er dort war.

Ein Gericht verurteilte ihn zu zehn Monaten Haft wegen Vorbereitung zur Republikflucht. Er kam aus der Isolationshaft in eine Zelle mit 17 anderen Häftlingen, nach fünfeinhalb Monaten unterschrieb er, dass er aus der DDR-Staatsbürgerschaft entlassen werden wolle. Er gehörte zu den 35 000 der insgesamt 200 000 politischen Häftlinge, die Dr. Wolfgang Vogel frei kaufte. Er reiste zu seinen Großeltern nach Essen: „Vielleicht war ich der glücklichste Mensch der Welt“, meinte Keup. „In Essen bin ich glücklich.“ Gerade arbeite er an seiner Promotion über die „Generation 3.0“, über das Verhältnis Jugendlicher in Ost und West.

Die Gesamtschüler waren beeindruckt von seinem Vortrag. Der Bruder nämlich war IM, ist inzwischen tot. Die Eltern konnten 1984 ausreisen, der Vater starb 1986. Für Peter Keup war die Wiedervereinigung schwierig, jetzt musste er sein Land teilen mit denen, die ihn verfolgt hatten. Auf die Frage eines Schülers, ob er sich nach der Haft wieder in die sozialistische Gesellschaft hätte integrieren lassen, antwortete Keup: „Ich hätte der DDR keine Chance gegeben.“