HobbyfunkerBürgernetz stützt sich auf Bergfried der Burg Blankenberg
Hennef – Ausgerechnet der Adel schuf einen Stützpunkt für das Bürgernetz. Der Bergfried der Burg Blankenberg, Mitte des 12. Jahrhunderts für die Grafen von Sayn errichtet, ist er seit kurzem eine Station des Freifunks Hennef. Die Freifunk-Idee ist, flächendeckend einen freien Internetzugang für jedermann zu schaffen.
Chris vom Verein der Freien Netzwerker öffnet das Vorhängeschloss. Im düsteren Turm geht es teils über steile Eisentreppen nach oben. Die Freifunker haben viel Schweiß gelassen. Neben funktechnischen Apparaturen mussten sie acht Betonplatten zur Stabilisierung der Antennen auf die einstige Wehrplattform schaffen.
„Die hochzuschleppen war das Schwierigste, da wiegt jede 25 Kilo“, erzählt Caspar. Anonym zu bleiben zählt zu den Grundsätzen der Freifunk-Community. Daher gibt's im Gespräch nur die Vornamen.
Denkmalschutz beachtet
Freilich war der Denkmalschutz zu beachten. Die drei Antennenmasten stehen nicht direkt am Turmrand. „Von unten darf man sie nicht sehen“, erläutert Chris. Um dieser Auflage zu genügen, brachten die Freifunker an den mannshohen Masten sogar kleine Verblendungstafeln an, die sie mit Fotografien von Bruchsteinmauern beklebten.
Verein will WLAN-Zugang ausbauen
Anfang 2015 wurde die Freifunk-Community Hennef gegründet. Im Trägerverein Freie Netzwerker engagieren sich Ehrenamtler, die den freien, nichtkommerziellen Internetzugang via WLAN ausbauen wollen.
Unterstützern wird bei der Einrichtung von Routern geholfen, Software wird selbst entwickelt. Mitgliedsbeiträge und Spenden decken die Kosten. (kh)
14.000 Euro vom Land Nordrhein-Westfalen halfen, die Installation zu finanzieren. Auch die Stadt Hennef, Förderin des Netzwerker-Vereins und aktives Community-Mitglied, unterstützte den Aufbau des Knotenpunkts auf der Burg, eines Backbones (Rückgrat), wie es in der Fachsprache heißt.
So ein Backbone sei dazu da, längere Strecken mittels Richtfunk zu überwinden, erklären die Freifunker. Dadurch könnten in Zukunft verschiedene Mesh-Wolken des Netzes miteinander verbunden werden.
Für den Laien verständlicher sagt Chris: „Die funken uns das Internet hierhin.“ Mit „die“ ist der Rhein-Sieg-Kreis gemeint; zwischen dem Kreishaus in Siegburg und dem Stadt Blankenberger Burgfried wurde eine knapp elf Kilometer messende Richtfunkstrecke eingerichtet. Auch zum Hennefer Rathaus besteht eine Funkverbindung.
Zwei weitere Antennen sind auf das Pendlerparkhaus in der Humperdinckstraße und auf ein Trafohaus in Lichtenberg ausgerichtet. Vom Lichtenberger Knoten aus hatten die Netzwerker die Flüchtlingsunterkünfte in der Reutherstraße versorgt; über Theishohn, Söven und Birlinghoven spannt sich die Funkkette weiter bis zur Hochschule in Sankt Augustin.
Gern würden die Freifunker ihr Netz auch nach Eitorf weiterspinnen. Auf der Burg steht bereits eine Antenne in Richtung oberes Siegtal, wo es allerdings noch kein Gegenstück gibt. Ursprünglich sei die Technologie für den Einsatz in Afrika entwickelt worden, sagt Jens vom Fraunhofer Institut, das den Freifunk Hennef im Zuge von Forschungsprojekten unterstützt. Die Hochschule Bonn Rhein-Sieg ist ein weiterer Kooperationspartner.
Nicht zuletzt funktioniert das Hennefer Netz durch eine Vielzahl von Routern, die den Internetzugang per WLAN ermöglichen. Sie stehen in Wohnungen, Geschäften und Gaststätten. 80 Prozent der mittlerweile 230 Router würden von privaten Leuten zur Verfügung gestellt, berichtet Christian. Auch Vereine machen mit. Selbstverständlich haben die Freifunker im Bergfried ebenfalls einen Router platziert.
Freifunk-Dorf Bödingen
Gern genutzt wird die Möglichkeit, kostenfrei ins Internet zu kommen, etwa von den jungen Leuten im Jugendpark. Als „Freifunk-Dorf“ mit besonders hoher Routerdichte gilt Bödingen. Auch Happerschoß liegt vorn. Vor drei Jahren waren es rund 500 Menschen, die das freie WLAN täglich nutzten.
Man könne davon ausgehen, dass sich diese Zahl verdoppelt habe, sagen die Netzwerker, die darüber keine Statistik führen. „Das wollen wir nicht erfassen.“ Immer wieder komme es mal vor, dass 1000 Nutzer gleichzeitig über das Netz im Internet seien. Auf dem Burgturm schaut Caspar auf sein Smartphone: „804 waren es in der letzten Minute.“