Hoffen auf NormalitätIn Hennefer Seniorenheimen wurden am Samstag 600 Dosen verimpft
Hennef – Ob bald das alte, gewohnte Leben zurückkehrt? Mit jeder Spritze des Corona-Impfstoffs erhalten die Bewohner der Curanum-Seniorenresidenzen an der Kurhaus- und der Humperdinckstraße auch ein wenig Hoffnung. Rund 600 Dosen des Biontech-Impfstoffs erhielten die beiden Einrichtungen am Samstag – genug, um alle Bewohner und Mitarbeiter vor dem Virus zu schützen. Bis zur Impfung war eine lange Vorbereitung notwendig.
Kurzfristiges Impfzentrum im Gemeinschaftsraum
In den vergangenen Wochen wurden die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss der Häuser kaum genutzt, die strengen Schutzauflagen ließen gemeinsame Nachmittage der Bewohner nicht zu. Hochbetrieb herrschte dagegen am Samstagmittag, als die Räume kurzfristig als Impfzentren genutzt wurden.
Die E-Mail mit der freudigen Nachricht erhielt Einrichtungsleiter Hans-Josef Noppeney am Dienstagabend vom Kreis-Gesundheitsamt. „Bis Mittwoch sollten wir unsere Impfbereitschaft mitteilen, daraufhin wurde uns der Samstag als Termin genannt“, berichtet er. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich über Silvester und Neujahr bemüht, von allen Bewohnern die Einverständniserklärungen zu bekommen. In einigen Fällen habe man die Angehörigen einbinden müssen.
„Für uns ist das eine große Freude, dass wir so früh drankommen“, sagt Noppeney. Der Altersdurchschnitt der Bewohner liege bei 85 Jahren. „Wir haben also viele Risikopatienten. Da schwingt immer eine gewisse Angst mit. Jetzt aber hoffen wir, dass wir bald wieder einigermaßen normal leben können“, so Noppeney. Dies müsse jedoch das Gesundheitsamt entscheiden. Mehr als 90 Prozent der 340 Bewohner hätten der Impfung zugestimmt, auch unter den 260 Mitarbeitern sei die Bereitschaft groß gewesen. „Einige hatten Zweifel, die Hausärzte haben aber gute Aufklärung geleistet, sodass viele Mitarbeiter sich doch dazu entschieden haben.“
In einem Nebenraum müssen sich Neuankömmlinge – einige Mitarbeiter kommen an ihrem freien Tag zu dem Impftermin – einem Corona-Schnelltest unterziehen und die Zustimmung für die Impfung unterschreiben. Einige haben ihren gelben Impfpass mitgebracht, den sie aber nicht benötigen – sie erhalten nach der zweiten Impfdosis in drei Wochen eine Bescheinigung. In den Gemeinschaftsräumen schreiten vier Hennefer Hausärzte zur Tat. Sie haben Mitarbeiterinnen ihrer Praxen mitgebracht, die den Biontech-Impfstoff mit Kochsalzlösung mischen und Einwegspritzen bereitlegen. Normalerweise dürfen aus den kleinen Durchstechflaschen gemäß der EU-Vorschriften nur fünf Dosen gewonnen werden, nur mit speziellem Spritzbesteck darf auch der Rest verwendet werden – so auch am Samstag in Hennef.
Bewohnerin Marliese Herkt ist erleichtert. „Allerdings wäre ich froh, wenn auch die Jüngeren bald drankommen würden, damit die wieder voll ins Arbeitsleben einsteigen können“, sagt die 87-Jährige. „Ich hoffe, dass es damit langsam besser wird und wir zumindest wieder Bedingungen wie vor dem zweiten Lockdown haben können. Oder die Familie empfangen.“ Einige der Bewohner würden verstärkt unter der Einsamkeit leiden.
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„Ich bin ein aktiver Mensch, ich gehe gerne raus. Es wäre schön, mal wieder in der Stadt einen Kaffee trinken und die Leute beobachten zu können, das vermisst man schon“, so die 87-Jährige. Die Seniorin hatte sich Anfang November selbst mit dem Virus infiziert und warnt: „Das ist auch bei einem leichtem Verlauf nicht ohne. Ich rate jedem zur Impfung.“