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KombinationssportRoman Hopp aus Hennef ging bei Hyrox-WM in Nizza an seine Grenzen

Lesezeit 4 Minuten
Muskulöse Männer mit freiem Oberkörper werfen einen Medizinball.

Schlussspurt: Die Hyrox-Sportler müssen 100 Mal einen Medizinball gegen eine Platte in drei Metern Höhe werfen.

Als zweitbester Deutscher in seiner Altersklasse schnitt der Hennefer Roman Hopp (38) bei der Hyrox-Weltmeisterschaft in Nizza ab.

Roman Hopp läuft momentan etwas unrund. Dem Hennefer steckt ein harter Wettkampf in den Knochen. Mit krassem Muskelkater ist er am Sonntagabend von der Hyrox-Weltmeisterschaft in Nizza zurückgekehrt. In der Königsdisziplin, dem Einzelrennen, belegte Hopp unter 200 Startern in der Altersklasse der 35- bis 39-Jährigen den 23. Platz. Er war der zweitbeste Deutsche.

Laufbandtraining in 40 Grad heißem Gartenhäuschen

Hyrox ist ein Kombinationssport. Abwechselnd absolvieren die Athleten eine Laufrunde über einen Kilometer und eine Fitness-Übung. Acht Läufe und acht Übungen umfasst der komplette Durchgang. In Nizza wollte Roman Hopp im Doppel mit seinem Hyrox-Partner Andreas Fruhmann aus Leverkusen starten. „Wir hatten auf die Top Ten gespinxt“, erzählt der Hennefer.

Roman Hopp zieht angestrengt an einem Tau.

Auf dem Schlitten, den Roman Hopp zieht, liegen 175 Kilogramm Gewicht.

Vor der WM lief der 38-Jährige 100 Kilometer pro Woche, auch, um sein Gewicht etwas zu reduzieren. Im Gartenhäuschen gab es eine besondere Vorbereitung: Hopp heizte einen Holzofen an und richtete zusätzlich einen Elektro-Heizlüfter auf ein Laufband aus, auf dem er und Fruhmann bei 40 Grad trainierten. „Das hat mir viel gebracht“, sagt Hopp, „in Nizza brannte die Halle.“ Nicht ohne Grund gehen die Top-Athleten im Hyrox mit freiem Oberkörper an den Start, jedes bisschen Abkühlung hilft.

Sechs Tage vor der WM ereilte Roman Hopp eine Hiobsbotschaft. „Wir haben ein Problem“, erklärte Fruhmann am Telefon. Der 44-Jährige, der auch als Ultra-Treppenläufer bekannt ist, hatte sich einen Muskelfaserriss zugezogen. Hopp gelang es noch, einen Ersatzpartner zu finden, doch der fiel dann wegen einer Zerrung aus.

Das war wirklich heftig, der Schlitten war brutal schwer.
Roman Hopp, Hyrox-Sportler

„Damit war mein Schicksal besiegelt“, sagt der Hennefer. Der Berufsfeuerwehrmann musste im mit starker Konkurrenz aus ehemaligen Profi-Sportlern besetzten Einzel ran. Dazu in der sogenannten Pro-Kategorie mit deutlich höheren Gewichten als in den allermeisten Wettkämpfen, die er bisher absolviert hatte. „Zum Glück hatte ich mich auch dafür qualifiziert.“

Roman Hopp, im Profil, schiebt den Hyrox-Schlitten, eine Metallplatte, die mit Hantelscheiben beladen ist.

Enorm kräftezehrend ist auch das Schieben des Schlittens über 50 Meter.

In Wellen mit zehn Minuten Abstand gingen jeweils 40 Sportler im Palais des Expositions vor Tausenden von Zuschauern auf die Piste. „Wir sind dicht an dicht gelaufen“, berichtet Hopp. Am Skilanglauf-Ergometer versuchte er, nicht zu „überpacen“, um Kraft für den „Schlitten“ zu sparen: Eine mit 175 Kilogramm beladene Metallplatte muss 50 Meter weit geschoben werden. „Das war wirklich heftig, der Schlitten war brutal schwer. Man drückte gegen eine Wand.“

Blick von der Zuschauertribüne in der große Halle, in der die Hyrox-WM in Nizza ausgetragen wurde.

Hyrox-Wettkämpfe wie die WM in Nizza werden in großen Hallen ausgetragen.

Beim Ziehen des Schlittens nach der nächsten Laufrunde komme es darauf an, konstant zu ziehen. „Eine entscheidende Übung, da kann das Fallbeil kommen, und die Beine machen zu.“ Beim Rudern konnte Hopp etwas regenerieren.

Die Hyrox-Athleten schleppen 32 Kilogramm schwere Eisenkugeln.

32 Kilo Eisen in jeder Hand: Beim Farmers-Carry-Gang über 200 Meter ist Absetzen erlaubt, aber dann fällt man zurück.

An den anderen Stationen ging der 1,92 Meter große Athlet wieder an seine Grenzen: Sprünge aus der Hocke in den Liegestütz über 80 Meter, Ausfallschritte mit einem 30-Kilo-Sack auf den Schultern über 100 Meter und der 200 Meter lange Farmers-Carry-Gang mit 32 Kilogramm schweren Gewichten in den Händen.

Hennefer hielt Kurs auf persönliche Bestzeit

„Immer voran, nicht absetzen, immer mit dem Pulk schwimmen“ – mit dieser Strategie hielt Hopp, angefeuert von Andreas Fruhmann, Kurs auf seine persönliche Bestzeit. Im Schlussspurt, beim 100-fachen Wurf eines neun Kilogramm schweren Medizinballs gegen eine Platte in drei Metern Höhe, machte er noch Zeit gut. „Da habe ich meine komplette Startwelle eingesammelt.“

Roman Hopp steht an einer Balustrade und schaut auf Nizza.

Neben dem Sport blieb Hopp auch Zeit für einen Blick auf Nizza.

Mit letzter Kraft und Schnappatmung ging es über die Ziellinie. Am Ende standen für Roman Hopp eine Stunde, sieben Minuten und 33 Sekunden auf der Uhr. Der beste Deutsche war nur zwei Sekunden schneller.

Die Euphorie schlägt alle Qual: Für den Hennefer steht fest, dass die WM in Nizza nicht sein letzter Hyrox-Wettkampf war. „Jetzt habe ich Blut geleckt, ich werde mich in der nächsten Saison auf die Pro-Kategorie konzentrieren“, sagt er. Auch will er mit Fruhmann im Doppel noch einmal angreifen. Für die nächsten Wettbewerbe in Hamburg, Frankfurt, Stuttgart und Amsterdam haben sie sich bereits gemeldet.

In den nächsten Tagen stehen für Roman Hopp freilich Erholung und anschließend das Off-Season-Training an. Ein Start beim Hennefer Europalauf auf der Zehn-Kilometer-Distanz am 22. Juni zählt dazu.