Schiri ohne PfeifeGehörlosen-Fußballer spielten in Hennef um die Deutsche Meisterschaft

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Zuschauer, Erwachsene und Kinder, wedeln fröhlich mit gelben Pompons.

Finale: Nicht laufstark, aber gut sichtbar machten die großen und kleinen Fans des GTSV Essen Stimmung im Hennefer Stadion.

Der Schiri hat keine Pfeife, sondern winkt mit der Fahne: Beim Meisterschaftsfinale des Deutschen Gehörlosen-Fußballs in Hennef war es fast still auf dem Rasen.

Als am Samstag in Köln die EM-Partie Ungarn-Schweiz begann, wurde 35 Kilometer Luftlinie entfernt, im Hennefer Anton-Klein-Sportpark, auch ein wichtiges Fußballspiel angewunken – nicht angepfiffen.

Mit einer gelb-roten-karierten Fahne, wie sie die Linienrichter benutzen, gab der Hauptschiri den Ball frei. Eine Pfeife wäre sinnlos gewesen. In Hennef wurde nämlich das Finale der Deutschen Meisterschaft im Gehörlosen-Fußball ausgetragen.

Die Fußballer aus Düsseldorf und Essen in schwarzen und blauen Trikots mit dem Schiedsrichtergespann vor dem Einlauf ins Hennefer Stadion.

Mit einem Schiri-Gespann aus den Niederlanden liefen die Mannschaften von Düsseldorf und Essen im Stadion des Hennefer Anton-Klein-Sportparks ein.

Im Endspiel trafen der GTSV Essen und der GSV Düsseldorf aufeinander. Abgesehen von den Schlägen einer Trommlerin war es auffällig ruhig im Stadion. Auf dem Rasen herrschte trotz des engagierten Kampfs sogar fast Stille. Auch die Trainer nutzten für ihre taktischen Anweisungen Arme und Hände. Bei Fouls und einem Handspiel gab es indes schon Protestlaute.

„Der Kölner Gehörlosen-Sportverein, der die Meisterschaft ausrichtet, hat eine Anlage gesucht“, berichtete FC Hennef 05-Präsident Clemens Wirtz, wie der Turnierabschluss nach Vorrunde, Viertel- und Halbfinale in anderen Städten an die Sieg gekommen ist. Wirtz vermittelte den Kontakt zur Stadt, der das Stadion gehört, und der FCH übernahm die Betreuung vor Ort inklusive Catering.

Beate Duderstadt am Grillstand macht die Gebärde für Geflügelwürstchen: die Hand als Schnabel vor dem Mund.

Mit der Hand als Schnabel vor dem Mund bestellten die nicht sprechenden Kunden am Grillstand bei Beate Duderstadt Geflügelwürstchen.

Gebärden verrieten, dass auch ein großer Teil der rund 500 Zuschauer gehörlos war. Beate Duderstadt am Grillstand hatte schnell heraus, mit welchen Gesten die nicht sprechenden Kunden was bestellen wollten. „Das hier heißt Geflügelwürstchen“, nannte sie ein Beispiel und formte mit der Hand vor dem Mund einen auf- und zugehenden Schnabel.

Ein gehörloser Funktionär des Kölner Gehörlosen-Sportvereins macht ein Handzeichen beim Telefonieren mit einem Smartphone.

Samory Coulibaly vom ausrichtenden Kölner Gehörlosen-Sportverein beim Telefonat mit Smartphone-Kamera.

Samory Coulibaly vom Kölner Gehörlosen-Sportverein und Benjamin Heymel vom Deutschen Gehörlosen-Sportverband, Sparte Fußball, waren voll des Lobes für die Hennefer Sportstätte. Der Rasenplatz, die Tribüne, alles sei top. „Wir sind rundum zufrieden“, sagte Heymel, „das ist ein sehr guter Ort für ein Finale.“ In Deutschland gebe aktuell zirka 20 Gehörlosen-Fußball-Vereine. Früher seien es einmal 50 gewesen, inzwischen habe man den Abwärtstrend aber gestoppt.

Das Spiel um Platz drei wurde ebenfalls am Samstag in Hennef ausgetragen. Dabei machte der auch für den Sport zuständige Beigeordnete Martin Herkt den Anstoß. Der Berliner SC Comet entschied das Match gegen den GSV Karlsruhe mit einem sensationellen Schlusstreffer aus 50 Metern Entfernung zum 4:1 für sich.

Der große, silberne Pokal für den Deutschen Meister im Gehörlosen-Fußball am Spielfeldrand.

Der Meisterpokal ging an den GTSV Essen, Titelverteidiger GSG Stuttgart war schon im Viertelfinale ausgeschieden.

Aus dem Endspiel gingen mit einem klaren 3:0-Sieg (0:0) die Kicker aus Essen als Deutscher Meister im Gehörlosen-Fußball hervor. Titelverteidiger Stuttgart war schon im Viertelfinale ausgeschieden.

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