Die Marktgilde ist abgelöst, doch auch unter der Regie der Stadt sind die Wochenmarkt-Händler in Hennef trotz geringerer Standgebühr nicht zufrieden.
Stadt löst Marktgilde abHändler des Wochenmarkts in Hennef beklagen misslungenen Start
Der schwierigste Schritt ist getan. Nach 38 Jahren und einem zwischenzeitlichen Rückschlag vor dem Verwaltungsgericht hat sich die Stadt von der Deutschen Marktgilde trennen können und am 1. September selbst die Regie über den Wochenmarkt übernommen. Doch alle Probleme haben sich damit nicht erledigt.
„So hatten wir uns das nicht vorgestellt“, sagt Susanne Berg, die seit 37 Jahren auf dem Hennefer Marktplatz selbst gefertigten Schmuck verkauft. Die Händler hätten große Hoffnungen in die Zusammenarbeit mit der Stadt gesetzt, seien nun jedoch verärgert. Aus ihrer Sicht war der Übergang „schlecht organisiert“.
Kritisiert wird unter anderem die Kommunikation. Den Marktbeschickern sei in der letzten Augustwoche lediglich die Marktsatzung der Stadt in die Hand gedrückt worden, sagt Berg. Insbesondere die Bestimmungen zu den Auf- und Abbauzeiten stoßen auf Unverständnis. Spätestens eine Stunde vor Beginn der Verkaufszeit, 7 Uhr, müsse der Aufbau erfolgen, steht in der Satzung; und spätestens eine Stunde nach Ende der Verkaufszeit, 13 Uhr, müsse der Standplatz geräumt sein.
„Dann müssten wir schon um 5 Uhr hier herumklappern, und ein auswärtiger Händler müsste schon um 3 oder 4 Uhr losfahren“, klagt Berg. Auch die Zeit fürs Einpacken am Mittag sei zu knapp bemessen. „In einer Stunde schaffen wir das nicht“, erklärt Harbharan Singh, der an einem 33 Quadratmeter großen Textilstand arbeitet. Die Schmuckhändlerin ist verstimmt, weil genau in der Abbauzeit die meisten Kundinnen und Kunden zu ihr kämen.
Standgebühren sind nach Übernahme durch die Stadt gesunken
Positiv vermerken die Marktleute, dass sie jetzt weniger Standgebühren zahlen. 21 Euro musste Susanne Berg bei der Marktgilde inklusive Strom berappen. Jetzt sind es elf Euro. Die Stadt nimmt 79 Cent pro angefangenen Quadratmeter plus acht Euro Bearbeitungsgebühr pro Markttag.
Wiederum verärgert hat die Händler, wie die Stadt beim Kassieren auftrete. Vier uniformierte Mitarbeiter des Stadtordnungsdienstes in voller Montur – das habe vor allem ältere Kunden verunsichert. „Die dachten, hier sei etwas passiert“, schildert Singh.
„Der Ordnungsdienst soll morgens kontrollieren“, sagt Ordnungsamtsleiter Jochen Breuer. Stände, die einmal mit ihren Maßen aufgenommen worden seien, würden in Zukunft nur noch abgehakt. Bei den Auf- und Abbauzeiten habe sich nichts geändert. Die Uhrzeiten, die in der Satzung stünden, hätten auch schon unter der Marktgilde gegolten. Streng auf die Einhaltung wird nach Breuers Worten dabei allerdings nicht geachtet: „Wir bestehen nicht darauf, dass um 7 Uhr alles aufgebaut und bis 14 Uhr alles abgebaut ist.“
Der letzte Marktmeister, den die Deutsche Marktgilde im vergangenen halben Jahr in Hennef einsetzte, hat sowohl bei den Händlern auch als im Rathaus einen guten Eindruck hinterlassen. „Den hätten wir gern behalten“, sagt der Ordnungsamtsleiter.
„Wir haben mit ihm gesprochen, aber er hatte schon das Angebot der Gilde, Marktmeister in Bonn zu werden“, erklärt Breuer, weshalb sich dieser Personalwunsch nicht erfüllen ließ. Einen neuen Marktmeister mit diesem Titel wird es nicht geben. Gleichwohl hat die Stadt einen Verantwortlichen für den Hennefer Wochenmarkt benannt. Ansprechpartner ist jetzt Stefan Schult.
Gelegenheit, Probleme anzusprechen, haben die Händler am Dienstag, 1. Oktober. Für diesen Tag will die Stadtverwaltung zu einer Zusammenkunft einladen. Es soll dann auch über ein neues Konzept gesprochen werden. „Wir haben schon eine Menge Ideen“, sagt Breuer.
Stadt Hennef und Händler setzen sich am 1. Oktober zusammen
Die Händler betonen, sie seien auf jeden Fall gesprächsbereit. „Wir möchten uns zusammen mit der Stadt für einen attraktiven Wochenmarkt einsetzen“, versichert Susanne Berg. Dass sich nun etwas bewege, führt die 63-Jährige darauf zurück, dass die Beschicker „rebelliert“ hätten. Etliche Händler hätten sich bereits nach Standplätzen in Nachbarstädten umgesehen, sich jetzt aber verpflichtet, mindestens bis Ende des Jahres in Hennef zu bleiben.