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Von Siegburg nach HennefKunstzentrum „Rosa Aussicht“ hat neue Heimat gefunden

Lesezeit 3 Minuten
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Martina Clasens „Rosa Aussicht“ in Adscheid

Hennef – „Sitting on the Dock of the Bay“ sang Bentai Trawinski zur Einweihung einer neuen Institution in Adscheid: der „Rosa Aussicht“, die Betreiberin Martina Clasen in Siegburg aufgeben musste und als Kunstort auf dem Land wieder begründen konnte.

Zumindest zeitweise muss sich die Künstlerin wie der junge Mann in Otis Reddings Welthit gefühlt haben, der einsam und verloren in die San Francisco Bay hinausblickt und nicht weiß, wie es in seinem Leben weitergehen soll. Doch für sie ging es weiter, und wie.

Eher zufällig stieß sie im Ortszentrum von Adscheid auf das geschichtsträchtige, seit Jahren ungenutzte Fachwerkhausensemble, in dem früher eine Gaststätte und ein Dorfladen untergebracht waren.

Mehr Platz für Kurse, Seminare und Ausstellungen

Sie renovierte, beließ aber vieles im bis zu 200 Jahre alten Urzustand und hat jetzt viel mehr Platz für Kurse, Seminare oder Ausstellungen. Zur Einweihung waren neben eigenen Arbeiten Exponate von Dirk Müller, Arijanna van Delft und Manfred Dimon zu sehen.

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Mehr Platz gibt es jetzt für Kurse und Seminare.

Clasens vorheriges Domizil, eine alte Schreinerei an der Albertstraße in Siegburg, hatte sie aufgeben müssen, weil der Besitzer Baupläne für das Grundstück hegte, die nicht mit der „Rosa Aussicht“ vereinbar waren. Schwer sei die ungewisse Zeit gewesen und Adscheid der einzige Strohhalm: „Den musste ich ergreifen.“

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Umso mehr freute sie sich über Freunde, Familie und Bekannte sowie vor allem über viele Adscheider, die sich bei der Eröffnung umsahen: im Arbeitsraum, der gleich von Kindern zum Basteln und Malen in Beschlag genommen wurde, dem großzügigen Garten, in dem Nito Torres und Peter Engelhardt ein Beatles-Programm spielten, und dem wieder angelegten Gemüsegarten, der auch zum Gegenstand neuer Projekte werden könnte.

Neue Möglichkeiten für die Künstlerin

„Ihr seid ein toller Ort“, sagte Martina Clasen in einer kleinen Ansprache zu ihren neuen Nachbarn. Die neue „Rosa Aussicht“ ist weit mehr als ein Ersatz für den verlorenen Ort und bietet der Künstlerin neue Möglichkeiten.

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Gut besucht war die Eröffnung.

„Ich bin auch Wanderführerin“, betont die 56-Jährige, die sich darüber freut, jetzt über Gästezimmer zu verfügen. Für ihre Veranstaltung „Waldkünstler“ etwa, bei denen gewandert und gemalt wird, ist die idyllische Umgebung mit der nahe gelegenen Stadt Blankenberg optimal.

Viele vertraute Gegenstände, Artefakte, Möbel oder eine alte Werkbank hat Clasen aus Siegburg mitgebracht, aus der alten Küche einen urgemütlichen Ort gemacht. Wichtig ist die weitgehende Barrierefreiheit: Clasen arbeitet nicht nur mit Schulen und Ämtern, sondern auch mit Behinderteneinrichtungen zusammen.

Um sich in der in der Umgebung bekannt zu machen, verteilte sie Flyer in den Nachbarorten, schon um Ostern herum fanden erste Veranstaltungen für Kinder statt. „Ich konnte kaum glauben, dass mir so ein Glück widerfährt.“ Ganz offenbar: rosa Aussichten also.