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Zapfanlage liefert frische Rohmilch

Lesezeit 3 Minuten

Christian Becker, Lena Alda und Sebastian Jungen (von links) haben die Milch-Tankstelle bei Haus Attenbach in Hennef aufgebaut. Ab Sonntag kann sich hier jeder frische Milch zapfen, in mitgebrachte Behälter oder die bereitgestellten Flaschen.

Hennef – Ab Sonntag gibt es eine Tankstelle mehr im Siegtal. Am Haus Attenbach kann man allerdings weder Benzin noch Diesel oder Strom zapfen. Morgen um 11 Uhr eröffnet Landwirt Christian Becker dort die erste Hennefer Milchtankstelle. Sie ist rund um die Uhr geöffnet, es gilt Selbstbedienung.

Ein kleiner Parkplatz ist angelegt, daneben steht das neue Holzhäuschen mit gefliestem Boden, Waschbecken und zwei Automaten. Wer kein eigenes Behältnis mitgebracht hat, geht zuerst nach rechts. Für 1,50 Euro kann man eine gekühlte Flasche ziehen. Mit der geht es an den links stehenden Automaten mit der ebenfalls gekühlten Milch. Der Liter kostet einen Euro. Der Apparat gibt Wechselgeld bis auf 20 Euro und einen Bon heraus, man kann auch für weniger als einen Euro Milch tanken.

Die Idee ist nicht neu. Christian Becker hat Kollegen, die er von der Landwirtschaftsschule her kennt, nach ihren Erfahrungen gefragt. „Einer hat eine Milchtankstelle in Lohmar“, erzählt er. Nicht nur wegen der vergleichsweise günstigen Lage des Attenbach-Hofes – nah an der Siegtalstraße (L 333) und nur vier Gehminuten vom Bahnhof Blankenberg entfernt – ist der 29-Jährige zuversichtlich, dass im Durchschnitt täglich 50 Liter Milch an seiner Tanke fließen werden. „Das Interesse an Produkten vom Erzeuger ist sehr hoch“, sagt Schwager Sebastian Jungen, der für die Technik zuständig ist. Natürlich soll auch der Geschmack der Rohmilch mit 3,8 bis 4 Prozent Fett die Kundschaft anlocken. „H-Milch aus dem Discounter schmeckt im Vergleich dazu wie Wasser“, so Jungen. Über sein Smartphone kann Christian Becker verfolgen, wie viel Milch gezapft wird. So weiß er, wann er nachfüllen muss. Der Edelstahlbottich im Automaten fasst 150 Liter. Nach spätestens 48 Stunden wird nicht verkaufte Milch ans Jungvieh verfüttert – „Wir schmeißen nichts weg“ – und durch frische ersetzt. Die Produzentinnen stehen einen Steinwurf entfernt in einem Boxenlaufstall. Der von Christian Becker und seinen Eltern betriebene Hof, auf dem es bisher noch keinen Direktverkauf gab, ist mit 360 Kühen der Rasse Holstein-Friesian auf Milchwirtschaft spezialisiert. Das Futter wird auf eigenen Flächen geerntet.

Alter Adelssitz

Haus Attenbach ist ein fast 900 Jahre alter Adelssitz an der Sieg. Wann genau die Niederungsburg errichtet wurde, ist nicht bekannt. Im Jahr 1367 hat sich der damalige Eigentümer, Ritter Johann von Attenbach, nach der Burg benannt, die etliche Male den Besitzer wechselte.

Chroniken nennen unter anderen Arnold von Vünfzahl, dessen Erbtochter Maria Wilhelm von Gevertzhagen heiratete und die Burg mit in die Ehe brachte. Dieses Paar ließ 1545 an der Stelle der spätmittelalterlichen Anlage das heutige Herrenhaus bauen. Die Jahreszahl ist nebst Doppelwappen Gevertzhagen-Vünfzahl auf einem Türstock verewigt.

Im 19. Jahrhundert wechselte das Anwesen zuerst an den Freiherrn Theodor von Hallberg-Broichef, dann an Matthias Heister zu Menden. 1886 übernahmen die Urgroßeltern von Christian Becker Haus Attenbach. Danach bewirtschafteten seine Großeltern Gertrud und Wilhelm Becker und die Eltern Helmut und Doris Becker das Gut.

Für die Milchtankstelle hat der Junior den Zapfautomaten, der über eine automatische Dusche für die Zapfbox verfügt, neu gekauft. Vom Veterinäramt kommt regelmäßig jemand, um die Hygiene zu überprüfen. Den Automaten für die Flaschen, für die eigene Etiketten gedruckt wurden, hat Becker gebraucht bekommen. Hier ist eine Verbreiterung des Sortiments möglich, wie Freundin Lena Alda anmerkt. So könnte ein Teil der Fächer mit Eiern befüllt werden.