Café, Mensa, ReformhausDer vegane Trend ist überall im Rhein-Sieg-Kreis spürbar
Rhein-Sieg-Kreis. – Der 1. November ist nicht nur Allerheiligen, es ist auch der Weltvegantag. Vor 30 Jahren wurde dieser Tag einer Lebensweise gewidmet, die ohne tierische Produkte auskommt. Wir haben ihn zum Anlass genommen, einmal zu schauen, wie vegan man im Rhein-Sieg-Kreis eigentlich is(s)t.
Sahnetorten ohne Sahne locken im Café Loyal in Siegburg
Seit vier Jahren serviert Konditor Ulrich Klockner im kleinen Café an der Wilhelmstraße dicke Sahnetorten, Nussecken, Mandelhörnchen und Quiches aus rein veganen Zutaten.
„Ich habe meine Zeit gebraucht, bis ich die besten Rezepte hatte“, gibt er zu. Den Vanillepudding für den Bienenstich kocht er aus Sojamilch und veganer Sahne, der „Thunfisch“ für die Quiche ist auch aus Soja.
Die 29 Plätze im kleinen Café sind fast immer voll besetzt, Ehefrau Sybille und Tochter Michele haben jede Menge zu tun. „Es werden immer mehr Leute, die sich für vegane Ernährung interessieren“, beobachtet der Konditor.
Rettung für Nutztiere
Statt im Ofen auf der grünen Wiese: Auf Huppenhardt, dem Tierschutzhof des ETN in Much, dürfen derzeit rund 100 ehemalige Nutztiere ihren Lebensabend ganz artgerecht verbringen. Interessierte Tierfreunde dürfen sie auf dem Gnadenhof auch besuchen und sich über ihre Schicksale informieren.
Nicht selten habe das dazu geführt, dass Menschen sich entschlossen hätten, vegan zu leben, berichtet Lisa Höller vom ETN. Die kostenlosen Hofführungen (Spenden sind erbeten) sind buchbar unter 02245/ 61900 oder per E-Mail.
„Wir wollten weg vom Tierleid“, berichtet Klockner von der Motivation, das erste vegane Café im Rhein-Sieg-Kreis zu eröffnen.
„Viele meiner Gäste essen aber aus gesundheitlichen Gründen vegan, sind zum Beispiel laktoseintolerant. Ich habe auch viele Kunden, die wollen es einfach mal ausprobieren.“
Täglich zwei vegane Gerichte gibt es in der Hochschulmensa in Sankt Augustin
Seit 16 Jahren ist Jolanda Baker schon Köchin in der Mensa der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg an der Grantham-Allee in Sankt Augustin. „Als ich kam, haben wir 1300 Essen am Tag rausgegeben, und nur 200 davon waren vegetarisch.“
Das sieht längst anders aus, wie Alina Rudi-Syed vom Studierendenwerk Bonn, das die Mensen an der Bonner Uni und der Hochschule Sankt Augustin betreibt, erläutert: „Wir haben Umfragen unter den Studierenden gemacht und festgestellt, dass 45 Prozent der Befragten ein vegetarisches oder veganes Essen wünschen.“ Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Tierwohl seien die Gründe.
Zum Wintersemester wurde das vegetarische Gericht auf der Tageskarte auf ein veganes umgestellt. Damit gibt es in der Mensa gleich zwei: „Unser Eintopf war schon immer vegan“, sagt Rudi-Syed, nur so sei der kleine Preis von einem Euro für die große Schüssel zu stemmen.
Beratung zu Fleischersatz und Grünkern bietet das Team im Reformhaus in Eitorf
Auch Susanne Lichius, Inhaberin des Reformhauses am Markt in Eitorf, hat festgestellt, dass vegane Produkte immer stärker gefragt werden. Besonders junge Menschen kauften vegane Lebensmittel oder Kosmetik, experimentierten mit Grünkern und Co.
„Sie haben ein ganz anderes Konsumbewusstsein, und das spiegelt sich auch in der Ernährung.“ Sie und ihr Team berieten oft verzweifelte Müttern und Großmütter, wie man mit Sahne- und Fleischersatz umgehe.
„Am Anfang haben wir noch überlegt, ob das ein Trend oder nur eine Welle ist“, sagt sie. „Aber es ist definitiv ein Trend!“ Mehr noch, sagt Lichius: „Vegan ist ein Lebensgefühl geworden.“