Öl und Mehl knapp in Rhein-Sieg„Die blöde Hamsterei muss endlich aufhören“
Rhein-Sieg-Kreis – Kein Öl, kein Mehl. Das ist derzeit Realität in einigen Lebensmittelgeschäften an Rhein und Sieg. „Wenn jeder die zehnfache Menge von dem kauft, was er eigentlich braucht, haben wir natürlich einen Engpass“, sagt Iris Jung. „Die blöde Hamsterei muss endlich aufhören“, fordert die Chefin von Edeka-Jung in Ruppichteroth.
Geliefert werde alles, berichtet sie. Um Kunden möglichst gleichmäßig bedienen zu können, gibt es Mehl und Öl im Huwil-Center aber nur noch in haushaltsüblichen Mengen: zwei Kilo beziehungsweise zwei Flaschen.
Dass die Hamsterkäufe nicht unbedingt rational gesteuert sind, liest Iris Jung auch am Sortiment ab. In der Ukraine und in Russland werde Weizen angebaut. Gekauft werde aber auch Roggen- und Dinkelmehl. „Das kommt aus Deutschland“, erklärt sie verwundert. Ukraine und Russland produzierten vor dem Krieg rund 25 Prozent der weltweiten Weizenmenge.
Kunden versuchen Personal auszutricksen
Edeka beziehe ihres Wissens aber Weizenmehl nicht aus den beiden Ländern. Von dort werde vordringlich nach Afrika exportiert: „Dort trifft es die Leute ganz schlimm“, hat Jung erfahren.Als ärgerlich empfindet Jung, dass kleinere Imbissbuden, die auch Pizza anbieten, statt im Groß- im Einzelhandel einkaufen. „Die schicken zweimal pro Woche fünf Mitarbeiter in unsere Läden, statt größere Gebinde zu kaufen.“
Andere Kunden versuchten, sie und ihr Team auszutricksen, berichtet Iris Jung: „Die trennen sich vor dem Geschäft, holen jeder zwei Kilo Mehl und gehen dann an getrennte Kassen.“ Die Erfahrung mit den Hamsterkäufen macht die Ruppichterother Edeka-Chefin nach Corona jetzt zum zweiten Mal. Gelernt hätten die Menschen offenbar seit dem Run auf Toilettenpapier und Mehl vor zwei Jahren nicht viel. „Auch da wird schon etwas mehr gekauft“, berichtet sie mit Blick auf das Papier.
Edeka-Markt begrenzt Abgabe von Sonnenblumen-Öl
Sonnenblumenöl und Mehl sind auch bei Edeka Kötter in Neunkirchen-Seelscheid derzeit ausverkauft. „Das einfache Mehl ist schon seit einiger Zeit nicht mehr in den Lieferungen dabei gewesen“, bestätigt Inhaberin Ulrike Kötter. Dreimal in der Woche wird der Supermarkt an der Zeithstraße in Seelscheid beliefert, und am Dienstag war zumindest ein Karton mit 15 Flaschen einfachem Sonnenblumenöl mit dabei.
„Normalerweise bestellen wir immer zwei Kartons, doch auch schon die gesamte letzte Woche war, wenn überhaupt, nur ein Karton auf dem Lkw“, fügt sie an. Daher habe man den Verkauf des Sonnenblumenöls begrenzt, so dass jeder Kunde nur eine Flasche in den Einkaufswagen stellen dürfe. Ob am Donnerstag wieder ein Karton Öl geliefert wird, weiß Ulrike Kötter nicht: „Wir harren der Dinge, die da kommen.“
Luc de Witte vom Troisdorfer Imbiss „Die Fritte“ benötigt für seine belgischen Spezialitäten Rinderfett, wo es momentan noch keinen Mangel gibt. „Das ist aber in den letzten Wochen pro zehn Kilogramm schon um sechs Euro teurer geworden“, berichtet er.
Seine Snacks, die jedoch einen wesentlich kleineren Verkaufsanteil einnehmen als die belgischen Fritten, backt er allerdings in Sonnenblumenöl. „Ich habe noch Öl für einen Monat im Vorrat“, ergänzt er. Erst Ende der Woche kauft der 53-Jährige die Fette und Öle in Belgien wieder ein und befürchtet, dass er auch die ersten leeren Regale vorfinden wird.