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„Kikeriki“Bei der Hahnenschau in Much krähen die Hähne um die Wette

Lesezeit 3 Minuten
Ein Hahn in einem großen Käfig vor parkenden Autos

Der Hahn mit den längsten und meisten Rufen gewinnt.

Bei dem Kräh-Wettbewerb half unter anderem die zehnjährige Clara. Sie hat mehr als 20 Hühner zuhause und zählt heute mit.

Wann ein Hahn kräht, lässt sich mit etwas Beobachtungsgabe schnell feststellen: Augenblicke vorher reckt er den Kopf empor, plustert sich auf und stößt seinen immer gleichen Ruf aus: „Kikerikiiiii!“

Auf der Hahnenschau des Rasse- und Ziergeflügelvereins Neunkirchen-Seelscheid, Much und Umgebung war das „Kikeriki“ am Donnerstag in verschiedenen Tonlagen fast pausenlos zu hören – und das entzückte Publikum und Jury. Der Verein kürte auf dem Spielplatz Berzbach in Much nämlich den Hahn mit dem längsten und den meisten Rufen.

Jung und Alt sind mit dabei

Schon die Jüngsten machen mit: Konzentriert sitzt die zehnjährige Clara Döring vor mehreren Volieren, in ihrer Hand ein Klemmbrett und ein Filzstift, auf ihrem Kopf ein Hut mit Federschmuck. Zwei Mal 20 Minuten lang achtet sie genau drauf, wie oft die Hähne verschiedener Rassen vor ihr krähen.

Ein Mädchen mit Hut hält fröhlich einen Hahn - im Hintergrund stehen Käfige und Zelte.

Clara Döring und ihr Goldbrakel Karlo. Den Hahn hat die Zehnjährige selbst gezüchtet.

Es fällt auf: Manche haben bereits mehr als 30 Striche, andere sind stumm wie ein Fisch, obwohl es doch Hähne sind. Ihr eigener Hahn, schräg hinter ihr, kräht zwar auch kräftig, mitzählen darf sie ihn aber nicht. „Den zählen andere, sonst könnte ich ja schummeln“, sagt Clara.

Hühner als Haustiere

Um ihn aus dem Käfig zu holen, braucht sie die Hilfe eines Erwachsenen, zu sehr flattert das Tier mit den Flügeln. Dann liegt Karlo – so heißt er – ganz ruhig in ihren Armen. Zwei Jahre ist der Goldbrakel alt, ausgebrütet von einer Brutmaschine. „Er ist sehr wild, meiner Oma pickt er immer in den Rücken, sobald sie sich wegdreht. Ich hätte nicht gedacht, dass er so groß wird.“

Mehr als 20 Hühner hätten sie zu Hause, sagt Clara. Für sie seien es ganz normale Haustiere. „Einen Hund haben wir aber auch.“ Die Zehnjährige gehört zu den Jüngsten im Rasse- und Ziergeflügelzuchtverein. Der Vorsitzende Günter Pöpperl ist schon seit Jahrzehnten dabei. „Bei dem Kräh-Wettbewerb unterscheiden wir zwischen kleinen und großen Hähnen, denn meistens krähen die Zwerghähne wesentlich häufiger“, sagt er.

Bergische Kräher am Start

Auch beim Wettkrähen der Bergischen Kräher galt es, einen Sieger zu finden. „Da haben wir mit der Stoppuhr gemessen, welcher Hahn den längsten Krähruf ausstößt. Das ist wichtig für die Zucht, weil das ein unverkennbares Merkmal für die Rasse der Landkräher ist. So eine Disziplin gab es bisher im Rhein-Sieg-Kreis nicht, deswegen haben wir heute auch etwas mehr Zulauf als sonst“, sagt Pöpperl.

Viele Menschen wüssten gar nicht, dass es Rassehühner gebe. „Hühner sind ja nicht nur zum Eierlegen da. Einige Rassen, auch bei Enten, Tauben und Gänsen, wären ohne Zuchtvereine längst ausgestorben. Das geht nur mit Eigeninitiative durch Leute wie uns.“ Auf einige Mitglieder hätten die Tiere eine beruhigende Wirkung.

Die Vorlieben für verschiedene Rassen seien jedenfalls unterschiedlich: „Da hat jeder seinen eigenen Geschmack“, sagt Pöpperl und deutet auf ein graues Exemplar. „Das ist ein Seidenhahn. Der hat keine Federn, sondern ein Fell. Damit sieht er schon ziemlich ungewöhnlich aus.“


Sieben Hennen sind erlaubt

Wer Geflügel halten will, muss das beim zuständigem Veterinäramt im Rhein-Sieg-Kreis anmelden. Doch dabei gibt es viele Regeln zu beachten: Wer sieben Hennen und einen Hahn im Garten halten will, kann das selbst in einem reinen Wohngebiet ohne baurechtliche Bedenken tun. Das erlaubt die bundesweit geltende Baunutzungsverordnung.

Hühner gelten als „Kleintiere“, genau wie Kaninchen oder Meerschweinchen. Nun sind diese Tiere im Gegensatz zu Hähnen nicht für laute Rufe bekannt: Wie oft und in welchen Zeiten ein Hahn krähen darf, war schon Gegenstand zahlreicher Gerichtsverhandlungen.